11. Dezember 2020

Filmkritik: Suicide Tourist

Aus diesem Hotel gibt es kein Entkommen
 
 
Filmdaten
 
Originalname: Selvmordsturisten
DVD, Blu-ray & digital: 11.12.2020
Genre: Drama, Mystery, Thriller
Laufzeit: 90 Minuten
FSK: 12
Trailer: Klick hier
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Inhalt
 
Als der Versicherungsagent Max beginnt, im Fall des verschwundenen Arthurs zu ermitteln, führt ihn seine Recherche auf die Spur des mysteriösen Aurora Hotels – ein Luxushotel, das mit geplanten und betreuten Suiziden wirbt.

Getrieben durch die Ermittlungen und seine eigene Existenzkrise entschließt sich Max, das Hotel aufzusuchen. Ihm offenbart sich eine verstörende Wahrheit, die ihn dazu führt, sein Leben, den Tod und seine eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit in Frage zu stellen. Doch einmal eingecheckt im Aurora Hotel, gibt es kein Zurück mehr …
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Meinung von Julie
 
"Ich heiße Max Isaksen. Heute ist der 10. Januar 2019. Wenn Sie das hier sehen, bin ich bereits tot."

So lautet der erste Satz. Und schon bin ich mittendrin. Starre gebannt auf das Gesicht von Max, das mir auf einem Camcorder gezeigt wird. Schon jetzt schafft Darsteller Nikolaj Coster-Waldau es, unterschiedliche Emotionen in mir auszulösen. Ich spüre, dass etwas nicht stimmt mit Max. Will wissen, was mit ihm geschehen ist. Das lässt sich grob zusammenfassen: Er ist unheilbar krank und möchte sterben. Das Thema ist mir zuletzt bei "Ein ganzes halbes Jahr" begegnet und hatte mich da ziemlich mitgenommen. Entsprechend neugierig war ich nun auf die Umsetzung in "Suicide Tourist". 

Der Titel passt wunderbar zum Filminhalt. 
Max, der bei einer Versicherungsagentur arbeitet, trifft eines Tages auf eine Klientin, der er mitteilen muss, dass man ihr die Auszahlung der Sterbeversicherung verweigert, da der Tod ihres Mannes nicht offiziell bestätigt wurde. Max kann den Fall nicht ad acta legen, sondern möchte der Frau helfen. Also fängt er an zu recherchieren und stößt dabei auf ein kurioses Hotel, in welches Menschen zum Sterben einchecken. Ein Suizidhotel, wenn man es so nennen möchte. A suicide tourist in a suicide hotel. Hat der Mann womöglich Selbstmord begangen? 
Da Max sowieso nicht mehr an seinem Leben hängt, ist dieser Ort nicht nur in dieser geschäftlichen Angelegenheit, sondern auch persönlich von großem Interesse für ihn. Allein diese Tatsache hat mich sehr berührt. Wie es sich wohl anfühlt, wenn man mit fast allem abgeschlossen hat? Wenn selbst die Ehefrau kein Grund mehr ist, noch weiterleben zu wollen?
 
Zitat: "Nach Unterzeichnung des Vertrags ist Ihre Entscheidung nicht revidierbar. [...] Wir schaffen genau die Situation oder Begleitung, die Ihren Wunsch nach einem zufriedenstellenden Abschied erfüllt. Aurora - ein schönes Ende."
 
Anderthalb Stunden lang begleitet den Zuschauer eine unterschwellige Melancholie, die sich ganz unbemerkt in der Seele einnistet und die Krallen ausfährt. Ich bin die ganze Zeit über traurig und nachdenklich. Die musikalische Inszenierung unterstreicht das Ganze hervorragend und erzeugt die perfekte dramatische Atmosphäre, die solch ein Thema benötigt. 

Weitere Darsteller gehen etwas unter, was ich jedoch ob der Tatsache, dass der Fokus auf Max gelegt werden soll, sehr begrüße. So werde ich nicht unnötig vom Haupterzählstrang abgelenkt und kann mich mehr auf Max' Gefühls- und Gedankenwelt einlassen. Und das ist enorm wichtig, denn schließlich möchte ich verstehen, was für ein Mensch er ist, warum er diesen Weg und keinen anderen gewählt hat. Wie anfangs erwähnt, hat Nikolaj Coster-Waldau seine Rolle unglaublich authentisch gespielt. Ich habe ihm jede Szene abgenommen. 

Nach einer Stunde etwa kommt es zu einer Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. Sie hat mich ganz schön überrumpelt. Auch das Ende ist unvorhersehbar, einerseits ergreifend, andererseits schockierend. Und kommt vor allem ganz ohne Hollywood-Spezialeffekte aus!

Zitat: "Sie können gehen ... aber Sie entkommen nicht."

Allerdings bleiben einige Fragen offen, die mich auch jetzt noch beschäftigen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind für mich die Sprünge vom Heute ins Damals. Das geschieht manchmal so prompt, dass man einen Moment braucht, um sich wieder zurechtzufinden. Einige Male habe ich daher zurückgespult und Szenen wiederholt angesehen, um sie zu begreifen. 

Fazit: Ein Film über den (Frei)Tod und die Sterbehilfe, ebenso eine Hommage an das Leben und die Liebe. Setting, Darstellung und Musik harmonieren wunderbar miteinander und machen dieses teilweise satirische wie gesellschaftskritische Werk trotz aller depressiven Elemente zu einem besonderen Vergnügen.
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Cast & Crew

Darsteller:  
 
   
   
Nikolaj Coster-Waldau
Kate Ashfield
Slimane Dazi
Tuva Novotny u.a. 
 
Regisseur:   
   
   
Jonas Alexander Arnby

Produzent:   
   
   
Carole Baraton
Jan Brandt
Christoph Daniel u.a.

Drehbuch:  
 
   
   
Rasmus Birch

Kamera:   
   
   
Niels Thastum

Musik:   
   
   
Mikkel Hess

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