8. August 2025

Sunyi Dean - The Book Eaters

Wie viele Menschen würdest du opfern, um dein Kind zu retten?
 
Inhaltsangabe:

Wie viele Menschen würdest du opfern, um dein Kind zu retten?

In den Mooren Yorkshires lebt eine geheime Gruppe von Menschen, für die Bücher Nahrung sind, die alles verschlingen, was darin steht. Devon gehört dazu - bis ihr Sohn mit einer dunkleren Art von Hunger geboren wird: nicht nach den Geschichten in Büchern, sondern nach denen in den Köpfen der Menschen. Er ist ein 'Seelenfresser', eine 'Abart', die meist schon bei der Geburt gnadenlos getötet wird. Doch Devon schwört ihn zu retten und flieht mit ihm in die Welt der Menschen, verfolgt vom eigenen Clan und seinen schrecklichen Handlangern, den ‘Rittern’. Um zu überleben, ist sie gezwungen, schlimme Dinge zu tun. Hoffnung verspricht nur ein mysteriöser zweiter Clan. Doch die Hoffnung trügt ...
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Devon wurde als Buchesserin geboren und wird nun als Frau allein auf ihre Gebärfähigkeit reduziert. Ihre Kindheit verbrachte sie privilegiert wie eine Prinzessin, doch mit dem Erwachsenwerden offenbart sich die grausame Wahrheit: Sie wird als Gebärende von Clan zu Clan geschickt, darf ihre Kinder nicht behalten und verliert zunehmend die Kontrolle über ihr eigenes Leben.

Das Buch beginnt eher ruhig. Im ersten Drittel wird die Welt der Buchesser vorgestellt und einige Situationen geschildert, deren Bedeutung und wirkliches Ausmaß sich erst später erschließen. Mir fiel es zuerst schwer, in die Geschichte zu finden, da es erst einmal wenig Spannung gab und man noch nicht die Zusammenhänge erahnen konnte. Die Handlung nimmt jedoch spürbar an Fahrt auf, als Devon älter wird und ihr zweites Kind als sogenannter Gedankenesser geboren wird – ein Schicksal, das in dieser Gesellschaft entweder Versklavung oder Tod bedeutet. Um ihren Sohn zu retten, benötigt Devon „Erlösung“ - ein Mittel, um den Gedankenesser-Zwang zu unterdrücken. Oder ihr Sohn muss förmlich das Gehirn aus Menschen saugen, um zu überleben, was sie immer wieder an die Grenzen ihrer Macht bringt.

Devons Entwicklung zur Mutter, die buchstäblich alles opfert, um ihr Kind zu retten, ist beklemmend und beeindruckend zugleich. Sie selbst muss zum Monster werden, um nicht ein Opfer zu bleiben. Dabei gelingt es der Autorin, den inneren Konflikt der Protagonistin greifbar zu machen und Mitgefühl zu wecken, ohne zu beschönigen.

Zitat S. 35:

„»Ich war mal eine Prinzessin, musst du wissen.« Ihr Spiegelbild runzelte zweifelnd die Stirn. Die Prinzessinnen in den Büchern, die sie gelesen hatte, waren hübsche, zarte Geschöpfe, und die wenigsten von ihnen waren eins fünfundachtzig große Mörderinnen mit einer Vorliebe für kurz geschorenes Haar und Lederjacken. Merkwürdig war das.„


Frauen und "Gedankenesser" sind in dieser Welt entmenschlicht und unterdrückt. Doch Devon fügt sich nicht. Die letzte Wendung verleiht der Geschichte Tiefe und macht das Ende emotional und spannend zugleich.

Insgesamt ein verstörender, aber fesselnder Debütroman, der nachhallt und - nach anfänglichen Schwierigkeiten, in die Geschichte zu finden - doch noch überzeugen konnte.

Persönliches Fazit: Ein düsterer Fantasyroman über weibliche Selbstbestimmung, systematische Unterdrückung und den Mut, sich zu wehren. Teils verstörend, teils berührend – aber in jedem Fall lesenswert.
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Bibliografie:

Autorin: Sunyi Dean
Verlag: lübbe
ISBN: 978-3-7577-0128-4
Reihe: -
Genre: Fantasy
Erscheinungsdatum: 25.07.2025
Seitenanzahl: 496
Format: Print: 18,00 € / E-Book: 12,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Daniela
Grafik: © RO, Sabrina
Cover Original: © lübbe 
 
 

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