Isabelle Herzog - Pupetta

Gute Mädchen spielen nicht mit dem Feuer

Inhaltsangabe:

Ein unsichtbarer Beobachter verfolgt jeden ihrer Schritte - im Alltag, in intimen Momenten, einfach immer. Dieser Schatten behauptet, ihr Leben zu kontrollieren, ihre Existenz zu gewähren und unter seiner Gnade zu halten. Werden seine Puppen sich retten können?

Ich sehe dich …
Wenn du deinen Hund ausführst, wenn du deinen Mann vögelst, wenn du auf deinen Laptop einschlägst, weil er nicht tut, was du willst. Ich bin dein Schatten. Wenn ich bei dir bin, dann ist dein Leben unter Kontrolle. Nur mit mir kannst du existieren, denn ich gewähre es dir. Du stehst unter meiner Gnade. Doch immer, wenn du schaust, weil du meine Anwesenheit spürst, erhaschst du mich nicht. Ich weiß, wer du bist, Pupetta. Jeden Zentimeter von dir kenne ich in- und auswendig. Aber du kannst dich nicht an mich erinnern, obwohl du mir so nahe bist.
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Wikipedia sagt: "Ein Puppenspieler ist eine Person, die ein unbelebtes Objekt namens Puppe manipuliert, um die Illusion zu erzeugen, dass die Puppe lebt. Die Puppe hat oft die Form eines Menschen, eines Tieres oder einer legendären Kreatur. Der Puppenspieler kann für das Publikum sichtbar oder verborgen sein." Und das trifft den Kern des Buches ziemlich gut.

Bella, Cara und Lea sind Freundinnen, die sich regelmäßig zum Quatschen treffen und gegenseitig unterstützen. Sie kennen sich beinahe in- und auswendig. Aber nur beinahe! Denn jede von ihnen hat ein dunkles Geheimnis, das sie mit allen Mitteln zu schützen versucht. Doch sie haben die Rechnung ohne X gemacht. Während die Frauen von der Autorin gut genug beleuchtet werden, um eine gewisse Tiefe und einen Wiedererkennungswert zu haben, lässt Isabelle Herzog ihren Antagonisten im Verborgenen. Das macht den unsichtbaren Beobachter zu einer geheimnisvollen, wenn auch erschreckend bösartigen Figur.

Das Trio erinnert mit all den Handlungen und Motiven ein bisschen an Desperate Housewives und Pretty Little Liars. Wer also zwischenmenschliche Dramen in der Nachbarschaft, Lügen und Intrigen mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Grundsätzlich konnte ich nachvollziehen, warum Bella, Cara und Lea nicht wollten, dass ihre Geheimnisse in die Welt hinausgetragen werden. Doch ich finde, dass diese Dinge nicht so schlimm waren, dass man sie nicht seinen besten Freundinnen hätte erzählen können. Sei's drum. Prinzipiell lebt dieser Plot nämlich davon, dass X sich wie ein Puppenspieler verhält und seine Puppen, die er jeweils Pupetta nennt, manipuliert. Nicht nur das! Er zwingt sie zu Taten, deren Konsequenzen so gravierend sind, dass bald niemand mehr weiß, wem er noch vertrauen kann.

Nachdem sich die Story über weite Strecken ein wenig zog, konnte mich die Autorin im finalen Turn doch noch überraschen. Plötzlich zeigte sie ihre fiese, abgründige Seite und baute Szenen ein, die - so völlig aus dem Nichts - für einige Uff-Momente sorgten. Das hatte ich tatsächlich nicht erwartet, es hat mich aber gefreut, denn ich mag es gern etwas krasser.

Erzählt wird aus vier Perspektiven, sodass alle Hauptfiguren zu Wort kommen. Sie wirken dadurch greifbarer, man kann sich besser in ihre Lage versetzen sowie ihre Gedanken und Absichten hinterfragen.

Besonders unterhaltsam fand ich die Chats zwischen X und seinen Puppen. Mal zeigten sie, welche Macht er auf die Frauen hat. Dann wiederum seine eigenen Charakterzüge. Ich habe ihn beispielsweise als sehr ungeduldig empfunden - und sehr dominant. Dass es hierfür Gründe gibt, ist klar, allerdings bedienen diese ein Klischee, das für mich nicht alles rechtfertigen kann. Ebenjene Gründe machen einen Täter vielleicht menschlicher, lassen Rückschließe ziehen und verdeutlichen den persönlichen Werdegang. Ich habe jedoch gemerkt, dass es mich nervt, wenn man den Ursprung einer Psychose außerhalb des Betroffenen sucht.

Auf das Ende war ich sehr gespannt, denn ich wollte wissen, ob es den Frauen gelingt, ihrem erzwungenen Puppenhaus zu entkommen. Hier wurde das Rad nicht neu erfunden, aber der Showdown, der auf einen zweiten Teil hoffen lässt, hat mich dennoch ... sagen wir, überrumpelt. Nicht zuletzt, weil ich begriffen habe, dass jeder Opfer von Manipulationen werden kann. Egal, welchen Bildungsstand er innehat. Und dass es erschreckend ist, wie jemand seine Umwelt wahrnimmt. Die Privatwirklichkeit eines Menschen trägt dazu bei, wie dieser sich verhält. Und im Fall von X möchte ich sagen: Er ist zwar eine Buchfigur (und erinnert zuweilen an Norman Bates), doch psychisch Gestörte wie ihn gibt es auch im wahren Leben. Hoffen wir, dass wir ihnen niemals begegnen werden.

Persönliches Fazit: Düster, abgründig und intrigant - eine Symphonie der Psyche, die in leisen Tönen das zwischenmenschliche Drama besingt und dabei auf erschreckende Weise verdeutlicht, wie verdammt böse ein Mensch sein kann.
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Bibliografie:

Autorin: Isabelle Herzog
Verlag: Black Edition
ISBN: 978-3989426306
Reihe: -
Genre: Dark Romance
Erscheinungsdatum: 15.08.2024
Seitenanzahl: 472
Format: Print: 17,90 € / E-Book: 4,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, ars.apparendi
Cover Original: © Black Edition
 
 

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