Inhaltsangabe:
Die Strafverteidigerin Sarah Wolff leidet an Monophobie, der Angst vor Einsamkeit. Was sie nicht weiß: Nachdem sie mit ihrer Tochter an den Stadtrand Berlins gezogen ist, hat sie einen unsichtbaren Nachbarn, der sie keine Sekunde lang allein lassen wird …
_____________________
Sarah Wolff, brillante Strafverteidigerin mit brüchiger Seele, glaubt, endlich neu anfangen zu können. Ein Haus am Rand von Berlin, ihre Tochter Ruby an ihrer Seite, das alte Leben hinter sich gelassen – es könnte endlich so etwas wie Ruhe einkehren. Sarahs Monophobie ist dabei nicht nur ein Charakterzug, sondern der Motor der gesamten Handlung. Ihre Sehnsucht nach Nähe macht sie verletzlich – und genau das nutzt ihr unsichtbarer Begleiter aus. Und während Sarah verzweifelt versucht, ihre Angst vor dem Alleinsein in den Griff zu bekommen, ist sie in Wahrheit nie allein.
Die Geschichte spielt meisterhaft mit der stillen Panik, dass jemand die Grenze zwischen „Nähe“ und „Übergriff“ längst überschritten hat. Wenn plötzlich Dinge im Haus erledigt sind, bevor man sie selbst anfasst. Wenn beispielsweise der Einkauf, über den man nur nachgedacht hat, schon vor der Tür steht. Fitzek entfaltet hier keinen klassischen Stalker-Thriller, sondern eine psychologische Belagerung – schleichend, unheimlich, fast zärtlich in ihrer Bedrohlichkeit.
Der Erzählrhythmus ist typisch Fitzek – atemlos, mit kurzen Kapiteln, präzise gesetzten Cliffhangern und einem Wechselspiel der Perspektiven, das einem kaum Zeit lässt, die eigene Nervosität zu sortieren. Doch so clever durchdacht Fitzek den Spannungsbogen aufbaut, so überraschend bricht er ihn am Ende ab. Das Finale kommt mit der Wucht eines Pistolenschusses – schnell, laut, aber ohne die Zeit, die Rauchwolke sich setzen zu lassen. Einige Fäden bleiben lose, manche Wendung wirkt eher konstruiert als konsequent entwickelt. Man hat das Gefühl, als hätte Fitzek die Tür einen Spalt zu früh zugeschlagen – genau in dem Moment, in dem man endlich begreifen wollte, was wirklich hinter all dem steckt. Doch vielleicht liegt darin auch Kalkül: Das Unvollständige, das Unlogische, das uns zurücklässt mit der Frage, ob die Geschichte tatsächlich zu Ende ist – oder ob sie nur in einem anderen Kopf weitergeht.
Persönliches Fazit: Der Nachbar ist kein lauter Thriller, sondern ein kalter, schleichender – einer, der nach dem Zuklappen des Buches noch nachhallt wie ein Schritt im Flur. Fitzek versteht es, den Horror dorthin zu verlegen, wo wir uns am sichersten fühlen sollten: nach Hause.
___________________
Bibliografie:
Autor: Sebastian Fitzek
Verlag: Droemer
ISBN: 978-3426281758
Reihe: -
Genre: Psychothriller
Erscheinungsdatum: 22.10.2025
Seitenanzahl: 368
Format: Print: 25,00 € / E-Book: 19,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja
Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, Sabrina
Cover Original: © Droemer

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für deine Nachricht!