Verlag: Suhrkamp
Genre: Krimi
Erscheinungstermin: 11.09.2017
Seitenanzahl: 317 (HC)
ISBN: 978-3-518-42755-2
HC: 20,00 €
E-Book: 16,99 €
Das Glück wird ermordet, als der 11-jährige Lennard Grabbe im kalten Novembermünchen nicht nach Hause kommt und 34 Tage später als Mordopfer aufgefunden wird. Exkommissar Jakob Franck, den man bereits aus Der namenlose Tag kennt, überbringt den Eltern die schrecklichste aller Nachrichten – das Glück verschwindet. Aber auch das Glück anderer, mit Lennard in Verbindung stehenden Personen endet abrupt oder wird ermordet.
Während die Sonderkommission auf der Stelle tritt und die Familie keinen Weg findet, mit dem Verlust umzugehen, vergräbt Franck sich bis zur Erschöpfung in Zeugenaussagen und Protokollen, verbringt Stunden am Tatort und bedient sich seiner speziellen Technik der Gedankenfühligkeit – immer in der Hoffnung, das »Fossil«, den einen ausschlaggebenden Faktor zur Aufklärung des Falls, ans Licht zu bringen. Angetrieben wird er dabei nicht nur von dem Bedürfnis, der Familie zu Klarheit zu verhelfen und so ihre Trauer zu lindern, sondern auch von den schmerzhaften Erinnerungen an die ungelösten Mordfälle seiner Karriere.
Nach dem mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichneten Auftakt der Reihe um Jakob Franck, Der namenlose Tag, folgt nun der langerwartete zweite Teil, Ermordung des Glücks. Friedrich Ani vereint erneut grenzenlose Traurigkeit, menschliche Abgründe und atemlose Spannung in einem an Melancholie kaum zu übertreffenden Roman.
Den pensionierten Kriminalbeamten Jakob Franck kenne ich bereits aus dem ersten Teil "Der namenlose Tag". Ich nahm ihn als einen authentischen und liebevollen Charakter wahr, ohne Berührungsängste, jedoch mit viel Mitgefühl seinen Mitmenschen gegenüber ausgestattet. Dieses Bild von ihm blieb mir im zweiten Teil erhalten.
Um was geht es? Wie muss es sich für ein Ehepaar anfühlen, wenn der eigene Sohn nicht mehr nach Hause kommt?
Der 11-jährige Lennard verschwindet eines Tages nach dem Sport. Die Polizei hat keinerlei Anhaltspunkte. Aufgrund eines starken Unwetters, lassen sich weder Zeugen noch verwertbare Spuren finden. 34 quälende Tage lang warten die Eltern auf den einen tröstlichen Anruf. Die Wahrheit jedoch dringt kompromisslos und mit zerstörerischer Kraft in die Realität ein. Man findet die Leiche des Jungen in einem Waldgebiet. Jakob Franck ist es schließlich, der die schreckliche Nachricht den Eltern überbringt. Man spürt förmlich, wie die Hoffnung, an die sie sich bis zuletzt klammerten, mit einem Fingerschnipp entschwindet und erdrückende Trauer an ihre Stelle tritt. Während der Vater verzweifelt Halt bei seiner Frau sucht, zieht diese sich zunehmend zurück. Die neue Zweisamkeit scheint zu zerbrechen. Trotz aller Bemühungen der Beamten, stagnieren die Ermittlungen. Man will den Fall zu den Akten legen, doch Jakob Franck hat bereits für sich entschieden, so lange nach dem Täter zu suchen, bis dieser gefasst wird.
Die Charaktere sind authentisch, ihr Auftreten gut durchdacht. Friedrich Ani lässt beinahe jede Figur selbst zu Wort kommen. Wer den ersten Teil gelesen hat, weiß, dass der Autor den Fokus primär auf die einzelnen Protagonisten legt und den Kriminalfall sowie dessen Lösung absichtlich sekundär thematisiert. Weg von all den pauschalisierenden Klischees, die mit den Charakteren des Genres "Krimi" indes einhergehen.
Der Schreibstil ist auch im Nachfolgeband ziemlich anspruchsvoll. Dies ist keine Lektüre, die man vor dem Zubettgehen liest. Vielmehr sollte dem Buch besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Die Sprache glänzt mit einer atmosphärisch dichten, ergreifenden und unmissverständlichen Präzision.
Das Cover ist in einem dezenten Blauton gehalten, der Name des Autors in Schwarz, der Buchtitel in Weiß. Zu sehen sind die Silhouetten zweier Erwachsener und die eines Kindes. Passend, wie ich finde, wenn man den Inhalt kennt.
Danke an Suhrkamp für dieses Leseexemplar.
Fazit: Dieser Krimi hat mich emotional gepackt, hochgeworfen und wieder aufgefangen. Derart schwermütige Melancholie erlebe ich selten beim Lesen. Ein beeindruckendes Buch!
© Tibor Bozi |
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