Krimis oder Thriller?


Dieser Frage begegne ich nicht zum ersten Mal - und ihr vermutlich auch nicht. Seit jeher beschäftigen wir uns mit ihr, verwirrt sie uns und stolpern wir über Missverständnisse und Fehlinterpretationen, denn nicht alles, wo Krimi/Thriller drauf steht, ist auch tatsächlich einer. Aber woran genau erkennt man die Unterschiede? Zu was greifen Leserinnen und Leser eher? Worauf legen sie Wert? Und welche Meinung haben Autorinnen und Autoren zu diesem Thema? Ich bin dem Ganzen auf den Grund gegangen. Lest hier weiter, um mehr darüber zu erfahren.

Obwohl ich in den sozialen Netzwerken das Gefühl hatte, dass die Leserschaft vorzugsweise Bücher aus den Genres Fantasy, Chick-Lit und Dystopie wählt, so hat die Studie Büchermonitor Deutschland im Herbst 2017 ermittelt, dass die Deutschen am liebsten Krimis und Thriller lesen. Von diesem Ergebnis war ich zugegebenermaßen entsprechend überrascht, es hat mich aber auch sehr erfreut, denn ich selbst bin ein großer Fan von Crime & Thrill. Ich traue mich sogar, zu behaupten, dass 99% meiner Bücher eben diese Sparte bedienen. Das bezieht sich auf mich als Privatperson wie auch als Blogbetreiberin. In euch, liebe Leserinnen, liebe Leser, habe ich eine Community gefunden, die meine Interessen dahingehend teilt. Das ist mit ein Grund, weswegen das Miteinander bei Recensio Online in der Form überhaupt möglich ist.

Nun gibt es für Viele, wie eingangs erwähnt, Probleme, das Eine vom Anderen zu trennen. Dabei ist die Antwort gar nicht so schwer. Lasst mich euch erklären, worauf ihr achten müsst.


Was ist ein Krimi?

Im Mittelpunkt eines typischen Krimis steht das Verbrechen an sich: beispielsweise ein Mord oder eine Entführung. Dabei ist die Ermittlertätigkeit der Protagonisten der Schwerpunkt. Es geht also primär um das Wer, Wie und Was. Die Leser möchten die Ermittlungen mitverfolgen, sie brauchen Platz für eigene Spekulationen und ziehen eigenständig Schlüsse. Der klassische Krimi endet im Idealfall mit der Lösung, sprich mit der Aufklärung des Verbrechens sowie der Festnahme des Täters. 

Wir merken uns: Aufklärung eines Verbrechens.


Um euch einige Beispiele zu nennen, habe ich mich - weil ich zwischendurch gern zu Hörbüchern und -spielen greife - bei Audible umgesehen.

<< Hier gelangt ihr zur Krimi-Übersicht >>

Dort wird das Genre nochmal unterteilt in vier Kategorien. Ich habe überall mal reingesehen und denke, dass für Jeden etwas dabei ist.


Machen wir weiter mit:

Was ist ein Thriller?

Zunächst übersetzen wir einfach mal das (eigentlich englische) Wort "thrill": Nervenkitzel. Hier sollte der Spannungsbogen deutlich höher gehen als in einem Krimi. Erreicht wird dieser Pegel dadurch, dass der inhaltliche Fokus ganz gezielt auf die Tat gelegt wird und somit auf das Wann, Wo und Warum. Es geht darum, ein bevorstehendes Verbrechen oder eine Bedrohung abzuwehren oder zu mildern, es geht um physische wie psychische Aspekte, menschliche Abgründe und die Macht des Bösen. In den meisten Thrillern erfährt man relativ früh von der Bedrohung, die im weiteren Verlauf immer mehr Dramatik verursacht und das wichtigste Merkmal eines Thrillers ist.

Wir merken uns: Verhindern eines Verbrechens.

<< Hier gelangt ihr zur Thriller-Übersicht >> 

Dort gibt es ebenfalls Kategorien, in denen ihr gezielt nach bestimmten Büchern suchen könnt. Da das mein absolutes Lieblingsgenre ist, also auch nach Krimis, habe ich aus der Liste (Kategorien) bereits einige Hörbücher und -spiele genossen.

Hier habe ich vier Beispiele für euch, die ich sehr gern weiterempfehle:

Jutta Maria Herrmann schrieb mir zu diesem Thema:

"Um es gleich vorwegzunehmen: Ich favorisiere als Leserin und als Autorin Thriller, speziell Psychothriller. Warum das so ist? In Krimis steht meist die Arbeit der Polizei, Spurensuche, Ermittlungen, Zeugenbefragen, etc. im Vordergrund. Dabei langweile ich mich, ehrlich gesagt, recht schnell. Mich interessiert das „Whydonit“ mehr als das „Whodunit“. Die Gründe für eine Tat näher zu beleuchten, ganz nah beim Täter oder auch beim späteren Opfer zu sein, finde ich weitaus spannender, als der Polizei bei der Ermittlungsroutine zu folgen." 


Auch Romy Hausmann befasste sich mit meiner Frage nach den Unterschieden: 

"Für mich besteht der Hauptunterschied darin, dass kein Krimi ohne Ermittler auskommt, was im Thriller nicht unbedingt vonnöten ist. Thriller ist für mich immer noch fast etwas spannender, ein wilderes Spielfeld (nicht nur als Leserin, auch als Autorin); der typische Krimi ist mir oft noch etwas zu brav (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel). Privat lese ich eher Thriller, gerade, weil mir die Ermittlungsarbeit nicht so wichtig ist, der psychologische Aspekt aber umso interessanter erscheint. Genau deshalb schreibe ich auch Thriller und keine Krimis."
 


Es gibt auch Autorinnen und Autoren, die beide Genres bedienen. Susanne Kliem ist eine von ihnen. 

"Wenn ich ‚Kriminalroman‘ auf dem Cover lese, dann erwarte ich, dass ein Verbrechen - am liebsten ein Mord - ermittelt wird. Ich freue mich auf’s Miträtseln, wer die Tat begangen hat, auf falsche Fährten, auf eine überraschende Auflösung des Falles, aber vor allem auch auf interessante Ermittlerfiguren, denn sie spielen die Hauptrollen! Beim ‚Thriller‘ erwarte ich eine ganz andere Dramaturgie der Geschichte. Im Mittelpunkt stehen Protagonist und Antagonist. Beide müssen einander ebenbürtig sein. Bis zum Ende zittere ich, ob das Gute siegen wird. In Thrillern bin ich oft mit heftigen Gewaltszenen konfrontiert, das lese ich persönlich nicht so gern. Mich interessieren eher die Motive der handelnden Figuren, abgründige Beziehungen, die Psychologie dahinter. Wenn ich mich entscheiden darf, greife ich deshalb zu unblutigen Psychothrillern oder Psychologischen Spannungsromanen.
Bei meinen eigenen Romanen geht es mir genauso: am liebsten schreibe ich Psycho-Spannung oder Psycho-Dramen. (Beispiele: Trügerische Nähe, Scherbenhaus, Lügenmeer). Für den Krimi fehlt mir die Leidenschaft, Polizeiarbeit neuartig, klug (und dennoch einigermaßen realistisch!) zu erzählen. Für das Thriller-Genre sind meine Figuren wohl zu "normal", es sind ja Leute wie 'Du und Ich' und niemals perverse Serienkiller. Aber man soll nie 'nie' sagen!"



































Und Autoren wie Martin Krist, für die beide Genres fast identisch sind:

"Es gibt für mich keinen Unterschied zwischen Krimi und Thriller. Ich lese beides sehr gerne, und im Idealfall vermischt es sich in einem spannenden Ermittlerthriller. Zumindest schreibe ich selbst solche Romane, siehe "Die Mädchenwiese" oder die Henry Frei-Romane. Dort treffen Krimi-Elemente, sprich: ermittelnde Polizisten, auf Tempo und Spannung konzentrierte Handlung."


Zum Schluss habe ich jemanden zu Wort kommen lassen, der seit vielen Jahren in der Buchwelt als Literaturkritiker und "Informant" unterwegs ist: Maurice Feiel. Was sagt der Seitenbetreiber von "Zwischen den Zeilen"?

"Ich glaube ganz einfach, dass sich Thriller schlichtweg besser über den Ladentisch verkaufen lassen und uns deshalb auch sehr häufig als Thriller getarnte Krimis begegnen. Für den Leser spielt diese Unterscheidung lediglich eine unterbesetzte Rolle, da ja der Inhalt klar im Fokus steht. (Ganz pauschaliert gesagt.) Mir persönlich ist beides sehr recht. Krimis und Thriller lese ich gleichermaßen gerne. Den Unterschied zwischen diesen beiden Genres erkenne ich dann doch relativ deutlich, da ich aufgrund der vielen Buchbesprechungen, die ich schreibe, einen völlig anderen, wertfreien Zugang dazu habe."

Wie seht ihr das, liebe Leserinnen, liebe Leser? Zu was tendiert ihr eher? Hinterlasst mir eure Meinung unten in den Kommentaren.

 

9 Kommentare:

  1. Informativer und gut geschriebener Artikel zu einem Thema, das einem immer wieder begegnet. Die Genrebezeichnungen sind bei vielen Büchern nicht zutreffend, also höchste Zeit, der Frage mal auf den Grund zu gehen, was eigentlich genau ein Krimi bzw. Thriller ist ...

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  2. Ich finde Krimis ganz oft langatmig. Die wenigsten Autoren schaffen es die Spannung beizubehalten, weil die Ermittlungsarbeit so ausufernd beschrieben wird.
    Aber interessante Ansätze.

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  3. Wow, toller Artikel! Ich persönlich tendiere zum Thriller. Gerade die Psychothriller, die einen sogar im Schlaf noch verfolgen, sind genau mein Ding. Je irrer desto besser!!!
    Aber mir persönlich fällt der Unterschied zwischen Krimi und Thriller oft gar nicht auf oder ich habe ihn zumindest nie so wahr genommen. Deshalb ist dieser Artikel absolut hilfreich und sehr interessant!

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  4. Toller Beitrag 👍
    Ich habe mir bisher keine darüber Gedanken gemacht ... Thriller und Psychothriller ziehe ich einem Krimi der Spannung wegen vor, allerdings lese ich gut geschriebene Krimis auch sehr gerne 😁

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  5. Ich bin totaler Thriller Fan obwohl es Krimis gibt die sich total mit einem Thriller messen können wie z.b. von Thomas Ehrenberg Bekenne deine Sünden soll ein Krimi sein ist aber für mich ein klasse Thriller. Es gibt so einige.

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  6. Toller Artikel! Ich persönlich lese am liebsten Psychothriller. Die menschliche Psyche ist einfach eine interessante Sache. Auf die Bezeichnung achte ich immer weniger, weil ich schon oft irre geführt worden bin.

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  7. am liebsten , lese ich gibt es nicht bei mir ich lese sehr gerne Psychothriller wie aber auch normale Thriller kommt immer drauf an wie spannend die sind aber generell aufjedenfall eher Thriller ;-)

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  8. Steffi Schafstall20. März 2019 um 08:10

    Ein toller Artikel ��. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich ganz klar für den Thriller.Ich mag den Nervenkitzel, der mit diesem Genre einhergeht. Bei den ganzen Ermittlerteams in diversen Krimis kommt bei mir schnell Langeweile auf (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel ��) und ich lese das Buch in den meisten Fällen nicht zu Ende

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  9. Ich mag Krimis und Thriller auch sehr gerne. Weil sie dabei auch unendlich spannend sind und man sich dabei auch bildlich vorstellen kann, was geschrieben steht. Egal, wieviele Leichen das Buch/ebook haben sollte.
    Bin schon einiges gewohnt.��
    Annette Godau

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