Agustín Martínez - Das Dorf der toten Herzen

Niemand kann das Böse aufhalten ...

Inhaltsangabe:

Ein hitzeverbranntes Dorf mit zersetzenden Geheimnissen. Eine düstere Mordnacht in einem heruntergekommenen Landhaus. Und die verstörende Frage: Hat die 14-jährige Miriam den Mord an ihren Eltern in Auftrag gegeben?

Staubig und unwirtlich ist es in Portocarrero, dem Dorf in der südspanischen Wüstengegend. Spröde und verschlagen sind seine Bewohner. Doch Jacobo und Irene müssen mit ihrer vierzehnjährigen Tochter Miriam hierherziehen, als Jacobo seinen Job verliert. Da geschieht in einer stockdunklen Nacht der Überfall: Zwei Männer dringen in ihr abgelegenes Landhaus ein und töten Irene. Als Jacobo im Krankenhaus aus dem Koma erwacht, fragt er verzweifelt nach seiner Tochter. Aber man lässt sie nicht zu ihm – und ein furchtbarer Verdacht keimt auf: Hat Miriam den Mord an ihren Eltern in Auftrag gegeben? Und was verbergen die Bewohner von Portocarrero?
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Der Titel beschreibt schon sehr treffend, worum es hier geht. Ein Dorf im Süden Spaniens, eine karge Landschaft. Die Bewohner zu sehr darauf konzentriert, am Leben zu bleiben und ihre Geheimnisse zu bewahren. Die Kargheit der Wüste hat sich in den Herzen der Menschen niedergelassen und macht sie unempfänglich für Mitgefühl. Das hätten Jacobo und seine Familie jedoch dringend benötigt.

Nachdem seine Frau Irene ermordet wurde, landet die gemeinsame Tochter in der Psychiatrie. Den Ermittlungen der Polizei zufolge soll sie den Auftrag gegeben haben, ihre Eltern zu töten. Doch das streitet sie vehement ab. Während Jacobo sich nach und nach zurück ins Leben kämpft, muss er gleichzeitig gegen die Vorurteile der Bewohner von Portocarrero kämpfen. Wurde er anfangs wohlwollend in ihrem Kreis aufgenommen, wird er jetzt nach und nach von dort verdrängt. Dabei kann sich Jacobo nicht sicher sein, wer sein Verbündeter ist. Und auch der Glaube an die Unschuld seiner 14-jährigen Tochter beginnt langsam zu bröckeln.

„Es schnürte ihm die Kehle zu, und er befürchtete, wieder in diesem Meer aus Dunkelheit zu versinken, dem er gerade entkommen war. Aber er wollte durchhalten. Noch ein kleines bisschen durchhalten.“ (Zitat S. 28)

Die wechselnden Perspektiven waren einerseits wirklich gut gewählt, andererseits hielten sie die Charaktere auf Distanz. Die Chatverläufe zwischen Miriam und ihren Freunden wurden sehr gut eingebaut, und auch die Sicht von Nora, Miriams Anwältin, gibt der ganzen Sache eine andere Perspektive. Bei Miriam war ich mir nie sicher, was Sache ist. Konnte sie mich im einen Moment noch von ihrer Unschuld überzeugen, habe ich im nächsten gehofft, dass sie für ihre Taten büßen muss.

Sie war in vielen Dingen reifer als ein Durchschnitts-Teenie, was aber wohl auch damit zusammenhängt, dass sie durch die Arbeitslosigkeit ihres Vaters und dem damit zusammenhängenden Verlust ihres Zuhauses schnell erwachsen werden musste. Der erste Eindruck ist jedoch hängen geblieben: Sie ist ein verwöhntes Mädchen und denkt, ihr gehört die Welt. Sicher ist es schwer, alles hinter sich lassen zu müssen und vom Wohlwollen der Familie und Nachbarn zu leben. Aber kann ein solcher Hass in einem so jungen Menschen wachsen?

„Sie hatte jedes Recht der Welt, alles zu tun, um ihre Freiheit zu erlangen. Oder sollte sie einfach akzeptieren, dass ihr Vater ein Alkoholiker und ihre Mutter nie da war, dass sie in einer beschissenen Bruchbude lebten und ihr alle Türen zum Leben verschlossen blieben?“ (Zitat S. 223)

Die Story wird nicht nur in der Gegenwart erzählt, es finden sich auch Rückblenden. So erfährt der Leser, wie Jacobo und seine Familie in diese missliche Lage gekommen sind. Diese werden in die Geschichte eingestreut und sind nicht gekennzeichnet, sodass ich am Anfang eines Kapitels erst den chronologischen Zusammenhang suchen musste.

Die Hitze, der Staub und die flirrende Luft habe ich beim Lesen spüren können. Der Schreibstil ist, passenderweise, etwas trocken und manchmal auch anstrengend. Nichtsdestotrotz wollte ich immer weiterlesen, konnte das Buch nicht ruhen lassen. Nach „Monteperdido“ ist dem Autor hier wieder ein dichter Thriller gelungen, der mit dem Debüt definitiv mithalten kann.

Persönliches Fazit: Ein deprimierender, atmosphärischer Thriller mit steigender Spannung und irreführenden Wendungen.
 
© Recensio Online, 2019, Katharina
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Bibliografie:

Verlag: Fischer Taschenbuch / ISBN: 978-3596702282
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 26.06.2019
Seitenanzahl: 400
Format: Broschur: 14,99 € / E-Book: 12,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja

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