Lucy Clarke - Das Haus am Rand der Klippen

Überlege dir gut, wen du in dein Haus lässt ...

Inhaltsangabe:

Das Haus am Rand der Klippen war Elles größter Traum. Doch kaum eingezogen, liegt ihre Welt in Trümmern: Ihre Ehe zerbricht, sie ist bankrott, und ihr Verlag drängt auf ihr neues Buch, während sie mit Schreibblockaden und Schlaflosigkeit kämpft. Der Abgabetermin rückt näher, ihre Existenz hängt davon ab, und vielleicht liegt es an den angespannten Nerven, dass sie sich ständig beobachtet fühlt. Doch als Elle von einer Reise zurückkehrt, spürt sie schon beim Betreten ihres Hauses, dass etwas anders ist. Jemand war hier. Und hat ihr schlimmstes Geheimnis entdeckt.
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Elle ist ein sehr realistischer Charakter. Ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen, konnte mit ihr fühlen und leiden. Als Bestsellerautorin steht sie nun unter großem Druck, ihr zweites Buch fertig zu schreiben. Sie verbringt viel Zeit mit ihrer Schwester und ihrem Neffen, um den Gedanken an das noch nicht vorhandene Manuskript beiseite zu schieben. Elle ist eine Träumerin, was gut zu Clarkes manchmal schon fast poetischem Schreibstil passt. Nachdem Elle ihr Haus kurzzeitig vermietet hatte, fühlt sich alles darin anders an.

„Ich bin kein Eindringling, rufe ich mir in Erinnerung. Du hast mich hereingelassen.“ (Zitat S. 29)

Nach und nach schleichen sich Zweifel in ihren Kopf. Was hat der Gast hier gemacht? In welchen Zimmern war er, welche Schubladen hat er geöffnet? Erst langsam wird ihr bewusst, dass der Mieter, den sie nicht persönlich kennt, mehr über sie wissen könnte als ihr lieb ist. Als Autorin hat Elle selbstverständlich eine Facebook-Seite und hält ihre Follower mit Einblicken in ihr Privatleben auf dem Laufenden. Was passiert, wenn einer von ihnen ein schwarzes Schaf ist? Zum Stalker wird? Ihr Geheimnis lüftet? Langsam wird ihr klar, dass sie mit der Vermietung vielleicht einen Fehler gemacht hat. Denn nach ihrer Rückkehr häufen sich die Merkwürdigkeiten: offene Türen, die abgeschlossen sein sollten. Schmierereien in ihren Büchern. Beschädigungen an Möbelstücken. Winzige Veränderungen an ihrer Kleidung. Und der Hinweis, dass der Gast den Unterschied zwischen Schein und Sein in ihrem Leben kennt.

„Ich lege die Hand auf den Schreibtisch und nehme mir einen Moment Zeit, einfach dazusitzen und mir vorzustellen, wie es ist, Du zu sein.“ (Zitat S. 203)

Vielleicht ist das nur am Rande ein Thema, dennoch fand ich es sehr interessant: die Selbstdarstellung in den sozialen Medien. Elle ist ein gutes Beispiel dafür, kann sie doch kaum dem Druck standhalten, sich ständig zu verstellen. Online eine gefeierte Autorin mit Traumhaus, einem erfüllten Leben und Reichtum. Offline ist sie psychisch angeschlagen, das Traumhaus hat ihre glückliche Beziehung zerstört und die Mahnungen häufen sich.

Lucy Clarke führt den Leser an der Nase herum, legt falsche Spuren aus und erhält so die Spannung. Natürlich möchte man gerne wissen, was es mit dem unheimlichen Gast auf sich hat, aber so richtig fesselnd ist die Geschichte nicht. Im Gegensatz zu den anderen Büchern sind hier zwar viele Spannungselemente enthalten, die jedoch nicht gut ausgeschöpft wurden. Der Titel passt sehr gut, denn oft hatte ich leider das Gefühl, dass das Haus der Protagonist ist. Fast fühlte es sich so an, als ob ich selber dort gewohnt habe, so detailliert und liebevoll wurden die Einzelheiten beschrieben. Und wer möchte nicht ein vollkommen verglastetes Schreibzimmer mit Blick auf das Meer? Ich konnte hören, wie sich die Wellen an den Klippen brechen und den Wind spüren dank des lebendigen Schreibstils.

In kurzen Sequenzen kommt zwischen Elles Erzählung auch der Gast zu Wort und gibt dem Leser einen kleinen Vorsprung zu dem, was Elle noch bevorsteht.

„Dein Haus habe ich verlassen. Jetzt ist es an der Zeit, in Deinen Kopf einzudringen.“ (Zitat S. 305)

Und genau hiervon hatte ich mir mehr gewünscht. Mehr Psycho, mehr Lucy Clarke. Wer schon Bücher von ihr gelesen hat, weiß, was ich meine. Ihren typischen Stil, der Gänsehaut verursacht. Bei dem man nicht weiß, wem man Glauben schenken kann. Düster ging es hier zwar zu, aber eine beklemmende Atmosphäre kam nur bedingt auf. Dazu kommt, dass ich als großer Fan von Lucy Clarke wahrscheinlich auch zu hohe Erwartungen hatte. Ein Highlight wird es dieses Jahr leider nicht, aber vier Sterne vergebe ich dennoch sehr gern!

Persönliches Fazit: „Das Haus am Rand der Klippen“ ist meiner Meinung nach ihr bisher schwächstes Buch. Aber, um das klarzustellen, es ist nicht schlecht! Dem „Druck des nächsten Bestsellers“, wie sie es in diesem Roman nennt, ist sie wohl selbst erlegen. Ich hoffe, dass die nächste Geschichte wieder einer ihrer unglaublichen Pageturner wird!

© Recensio Online, 2019, Katharina
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Bibliografie:

Autor: Lucy Clarke
Verlag: Piper / ISBN: 978-3492061216
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 04.06.2019
Seitenanzahl: 416
Format: Broschur: 15,00 € / E-Book: 12,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja

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