Stina Jackson - Dunkelsommer


Man ist immer auf der Suche. Wonach suchst du?

Inhaltsangabe:

Drei Jahre ist es her, dass Lelles Tochter in einem abgelegenen Teil Nordschwedens spurlos verschwand. Seither fährt er jeden Sommer im düsteren Licht der Mitternachtssonne die Straße ab, an der Lina zuletzt gesehen wurde. Nacht für Nacht sucht er verzweifelt nach seiner Tochter, nach sich selbst und nach Erlösung. Dann kommt eines Tages die siebzehnjährige Meja in der Hoffnung auf einen Neuanfang in Norrland an. Doch als sich die Dunkelheit des aufkommenden Herbstes über das Land legt, verschwindet ein weiteres Mädchen. Und Lelles und Mejas Leben werden durch dramatische Ereignisse miteinander verbunden, die sie nie wieder loslassen werden.
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Dieser Titel ist wieder so einer, bei dem ich mich fragen muss, ab wann ein Buch gut oder schlecht ist. Geht es nur darum, mich zu unterhalten? Oder sind schon ein guter Spannungsbogen und komplexe Charaktere ein ausreichendes Indiz? Dunkelsommer lässt mich gespalten zurück.

Auf der einen Seite ist dort Lelle. Er ist zum Eigenbrötler geworden, will keine Energie darauf aufwenden, sozialen Gepflogenheiten nachzukommen. Stattdessen fährt er während des schwedischen Sommers, in dem es nie richtig dunkel wird, die Strecke ab, auf der vor drei Jahren seine Tochter spurlos verschwand. Hier ist das Cover sehr gut gelungen, es zeigt ein einsames Auto auf einer von Wäldern gesäumten Landstraße in Schweden.
Seine Ehe scheiterte an dieser Besessenheit, und Lelle kann sich nicht damit abfinden, dass für seine Exfrau die Zeit nicht stehen geblieben ist. Er kann mit dem Kapitel Lina nicht abschließen.

„Gute Nachbarschaft und Zusammenhalt in der Gemeinde interessierte ihn einen Scheiß. Er wollte nur die Wahrheit ans Licht bringen.“ (Zitat S. 70)

In der Hoffnung, ein neues Kapitel aufschlagen zu können, zieht Silje mit ihrer Tochter Meja in diesen abgelegenen Teil Schwedens. Sie hofft, dass nach jahrelangem Nomadendasein der Holzarbeiter Torbjörn endlich derjenige ist, der ihr und ihrer Tochter finanzielle Sicherheit bieten kann. Doch Meja treibt es weg von ihrer Mutter und deren verqueren Leben, und so zieht sie zu ihrem Freund Carl-Johan und dessen Familie auf den Hof. Dort schöpft sie langsam wieder Zuversicht.

„Die wichtigste Fertigkeit […] ist die Kunst zu überleben. Wenn Du die beherrschst, Meja, dann wird Dir nie wieder jemand etwas antun können.“ (Zitat S. 279)

Spannend ist hier nicht nur das Verschwinden des Mädchens, sondern auch die Dynamik innerhalb der verschiedenen Familien. Die eine schließt gerade mit einem Teil ihres Lebens ab bzw. hält krampfhaft daran fest, die andere beginnt einen neuen Lebensabschnitt. Die dritte Familie lebt für den Tag, denn dort ist man der festen Überzeugung, dass das Leben jederzeit schnell vorbei sein kann. Es ist auch interessant, wie diese drei „Welten“ aufeinanderprallen und langsam miteinander verwebt werden.

Die Grundatmosphäre ist düster und beklemmend. Entgegen meiner Erwartung sind die langen Fahrten von Lelle durch die schwedischen Wälder nicht langweilig, sondern bringen ein gewisses Maß an Grusel mit. Es ist irgendwie unwirklich, dass es Tag und Nacht hell sein kann, wenn man das noch nicht selber erlebt hat.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Lelle und Meja erzählt. Im zweiten Teil kommt noch eine dritte hinzu: die des inzwischen entführten Mädchens. Durch den Schreibstil kommt das klaustrophobische Gefühl in einem eigentlich weiten Land zum Tragen und trägt so noch einmal zur Beklemmung bei.

Persönliches Fazit: Für einen Thriller insgesamt zu ruhig, doch allein schon die Vorstellung, was in diesen Wäldern abseits der Städte passieren kann, löst Gänsehaut aus. Für Fans von atmosphärischen Thrillern genau das Richtige!

© Recensio Online, 2019, Katharina
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Bibliografie:

Verlag: Goldmann / ISBN: 978-3442205783
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 22.07.2019
Seitenanzahl: 352
Format: Broschur: 15,00 € / E-Book: 12,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja

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