Max Seeck - Hexenjäger

Komme mit auf eine moderne Hexenjagd durch das eisige Finnland!


Inhaltsangabe:

Der Mörder geht nach einem perfiden Plan vor: Detailgetreu stellt er die Morde einer Bestseller-Trilogie nach. Und die sind äußerst brutal und erinnern an mittelalterliche Foltermethoden. Die Opfer – allesamt Frauen. Ist ein Fan der Trilogie durchgedreht? Kommissarin Jessica Niemi und ihr Team ermitteln unter Hochdruck, doch der Mörder ist ihnen immer einen Schritt voraus. Die Ermittler tappen im Dunkeln, bis ihnen klar wird, dass die Opfer Jessica Niemi erschreckend ähnlich sehen ...
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„Funktioniert in diesem verflixten Haus denn gar nichts? Eine kalte Welle erfasst Maria. Und ohne ihre Beobachtung zu begreifen, sieht sie hinter den Glastüren etwas, was dort nicht hingehört. Einen Moment lang vermischen sich die Umrisse mit ihrem eigenen Spiegelbild, doch dann bewegt sich die Gestalt und wird zu einem eigenständigen Ganzen.“ (CD 1 / Buchseite 9)

Als ich mit dieser Szene im Hinterkopf morgens im Dunkeln aufstehen musste und bei uns auf der Wiese hinterm Haus alles düster war, ich durch die Terrassentür nur die Spiegelungen von Innen sehen konnte, hatte ich doch ein sehr mulmiges Gefühl und versuchte, die großen Fenster in unserem Wohnbereich zu ignorieren. Und genau das macht für mich eine gute Story aus. Max Seeck hat mich mit seinem „Hexenjäger“ sofort mit der ersten Zeile in seinen Bann gezogen und mir die ein oder andere Gänsehaut verschafft.

Auf bizarre und erschreckende Weise ermordet wird die Frau des berühmten finnischen Thrillerautors Roger Koponens aufgefunden. Schnell wird klar, dass die Art und Weise, wie Maria Koponen getötet wurde, einem Mord in der Trilogie ihres Mannes entspricht. Am Tatort findet die verantwortliche Ermittlerin die Worte „Malleus Maleficarum“ in den Schnee getrampelt, auch bekannt als der Hexenhammer aus der Zeit der Inquisition. Als die Ermittler um Jessica Niemi weitere Leichen finden, die im Zusammenhang mit der Trilogie Koponens stehen beziehungsweise auf den Hexenhammer aus dem 15. Jahrhundert hinweisen, wird schnell klar, worum es geht: Die Täter veranstalten eine moderne Hexenjagd! Doch welches Ziel verfolgen sie und wie wählen sie ihre Opfer aus? Denn diese scheinen nichts auf dem Kerbholz zu haben und stehen auch in keiner Verbindung zu einander. Das Ermittlungsteam wird zum Spielball der gefährlichen Mörder, und im Mittelpunkt des Spiels steht Jessica.

Gekonnt, spannend und intelligent erzählt Max Seeck die Story rund um seine Hauptfigur Jessica Niemi. Die Geschichte um die Morde in der Gegenwart werden immer wieder von Szenen aus Jessicas Vergangenheit unterbrochen. Trotz der Geheimnisse, die Jessica erfolgreich hütet, avanciert sie für mich schnell zur wahren Sympathieträgerin. Und gerade weil sich nach und nach der Schleier um Jessicas Vergangenheit lüftet, fieberte ich von Seite zu Seite mehr mit ihr mit. Aber auch alle anderen Figuren zeichnet Seeck tiefgründig und glaubwürdig. Jeder einzelnen Person, sympathisch oder nicht, habe ich ihr Handeln zu jeder Zeit abgenommen.

Seeck verrät im Verlauf der Handlung an keiner Stelle seines Thrillers zu viel. Besonders gelungen ist, so finde ich, dass Seecks LeserInnen nie mehr wissen als das Ermittlungsteam. Auch sie jagen nur den Häppchen hinterher, die ihnen von den Tätern vorgeworfen werden. Wirklich brillant treibt Seeck so die Spannung auf die Spitze. An keiner Stelle des Buches wurde die Story irgendwie langatmig oder durchschaubar. Die Auflösung der Mordfälle war pointiert und in der Idee sehr gut gedacht. Leider blieb die Umsetzung im Kern etwas schwach. Viel zu schnell und viel zu knapp handelt Seeck die Lösung des Falls ab und konnte so nicht alle meine bis dahin offenen Fragen klären.

Freunden des gesprochenen Wortes kann ich außerdem das Hörbuch zu „Hexenjagd“ ans Herz legen. Ich durfte die gekürzte Version vorab hören und bin wirklich begeistert. Normalerweise höre ich Hörbücher, wenn ich nicht schlafen kann. „Hexenjagd“ lässt einen aber definitiv nicht einschlafen! Sabine Arnhold ist die perfekte Besetzung als Sprecherin. Ihrer warmen, ruhigen Stimme habe ich sehr gern zugehört. Gleichzeitig schafft ihre Stimme einen gekonnten Bruch zur kalten, brutalen Story des Thrillers.

Etwas schwierig war es zunächst, den Zeitsprüngen in Jessicas Vergangenheit zu folgen. Doch als ich auf diese Sprünge vorbereitet war, fielen mir die Veränderungen in der Klangfarbe und der Art, wie Arnhold spricht, auf. Auch die Musik, die eingangs beziehungsweise als Übergang zwischen den CDs eingesetzt wird, ist auf den Punkt gewählt und hat mir ehrlich gesagt immer einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Auch inhaltlich wurde die Story für das Hörbuch großartig adaptiert. Logischerweise, es handelt sich hier ja um die gekürzte Fassung, sind einige Szenen dem Rotstift zum Opfer gefallen. Dies hat der Handlung an sich aber überhaupt keinen Abbruch getan und lässt viele Freiheiten für eigene Interpretationen. Ehrlich gesagt finde ich beide Varianten, Buch sowie Hörbuch, auf die jeweils eigene Weise wirklich gelungen.
 
Persönliches Fazit: Für mich ein großartiger Abschluss eines wirklich tollen Lesejahres war! Mich konnte Max Seeck mit seinem „Hexenjäger“ vollends überzeugen. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen und das Hörbuch zu hören. Beides kann ich wirklich jedem, der Lust auf einen fesselnden Thriller passend zur kalten Jahreszeit hat, wärmstens empfehlen!
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Bibliografie:

Autor: Max Seeck
ISBN: 978-3-7857-2712-6
Reihe: Teil 1
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 21.12.2020
Seitenzahl: 444
Format: PB: 16,00 € / E-Book: 12,99 €
Format: Hörbuch (6 CDs): 16,00 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Julie
Cover Original: © Bastei Lübbe
Grafikgestaltung: © RO, Sabrina

 

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