Stephen Greenall - Winter Traffic

Korruption, Mord und Gerechtigkeit

Inhaltsangabe:

Sydney, 1994. Die Karriere von Sergeant Mick Rawson jagt auf ihr Ende zu. Er ist ein Mann mit vielen Namen und vielen Beziehungen zur Unterwelt. Er ist ein guter Cop, allerdings nur nach seinen ganz eigenen Gesetzen. Ihn soll Karen Millar, der steil aufsteigende Stern im Polizeiapparat, zur Strecke bringen. Und da ist noch Sutton, ein »anständiger« Verbrecher, der loyal zu Rawson steht, komme, was da wolle. Rawson und Sutton wollen noch einen letzten Coup, einen Überfall auf einen Geldtransporter, durchziehen – Karen Millar wittert ihre Chance. Als sie merkt, dass sie manipuliert und funktionalisiert wird, muss sie sich wehren.

Winter Traffic erzählt tausend Geschichten aus Sydney, von toten Rächern, lebendiger Vendetta und der Wahrheit hinter dem großen Geld. Ein knallharter Cops & Gangster-Roman, literarisch virtuos und entschieden innovativ inszeniert. Eine Art kriminalliterarischer Ulysses auf höchstem Niveau. Die Sensation aus Australien, die die Maßstäbe für Kriminalliteratur verschiebt.
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Uff! Das beschreibt so ziemlich genau, wie ich mich während des Lesens und nach Beenden des Buches gefühlt habe. Erwartet hatte ich eine unterhaltsame Lektüre, die ich nach Feierabend genießen und bei der ich mich entspannen kann. Weit gefehlt! Tatsächlich hat mir dieses Buch einiges an Konzentration abverlangt. Das soll bitte nicht negativ bewertet werden, denn es spricht auch für eine Geschichte, wenn man sich mit dieser mehr als mit anderen auseinandersetzen muss. Oder sagen wir: darf. Erinnerte mich ein bisschen an meine Schulzeit, wenn wir im Deutschunterricht bestimmte Bücher lasen und diese anschließend besprachen. Auch hier musste ich Sätze mehrmals lesen, über das nachdenken, was ich glaube, dass mir der Autor mitteilen wollte. Klingt kompliziert? War es auch irgendwie. Beispiel gefällig?

Zitat Seite 16:
Die Tragweite lastete schwer. Nicht sichtbar: die Größe übertragen auf interne synoptische Karten, ein Überdruck in ihrer Schläfe, den kein Meteorologe je verzeichnen könnte. Die übersinnliche Gabe, Kristys beinahe willkommener Fremder. Vielleicht wieder am Aufflackern.

Ich kann mich nur wiederholen: uff! Ich habe bewusst ein Zitat von Seite 16 genommen, weil ich damit sagen möchte, dass das direkt so losgeht und sich bis zur letzten Seite durchzieht. Wer mit diesem Stil also nicht klarkommt, sollte tunlichst die Finger von diesem Buch lassen! Alle anderen erleben eine lyrische, fast schon poetische Geschichte, die im Sydney der 90er angesiedelt ist und nicht nur im Plot vor rhythmischer Wildheit strotzt, sondern auch in puncto wesentliches Merkmal der Protagonisten. Diese sind komplex und doch unaufgeregt, wirken stellenweise der Prosa überdrüssig. Trotzdem schafft es Greenall, ein gewisses Tempo beizubehalten, was nicht zuletzt an der originellen Handlung liegt, die er geschaffen hat. Wendungen hat er glaubwürdig und pointiert inszeniert.

Persönliches Fazit: "Winter Traffic" ist eine Geschichte, die man gut und gerne als literary crime bezeichnen könnte. Drama, stellenweise schwarzer Humor und ein außergewöhnlicher Schreibstil machen dieses Buch zu einer keineswegs leichten Lektüre, aber zu einer, die man garantiert nicht mehr vergisst.
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Bibliografie:

Verlag: Suhrkamp
ISBN: 978-3-518-47110-4
Reihe: -
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 18.01.2021
Seitenanzahl: 492
Format: TB: 16,95 € / E-Book: 14,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Julie
Original Cover: © Suhrkamp
Grafik: © RO, Julie / pixabay

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