Jérôme Loubry - Der Erlkönig

Wahrheit oder Fiktion – kannst du es noch unterscheiden?

Inhaltsangabe:

Wenige Tage nachdem Sandrine zu der Insel aufgebrochen ist, auf der ihre verstorbene Großmutter gelebt hat, findet man sie verstört und mit fremdem Blut an ihren Kleidern am Strand. Sie wird ins Krankenhaus eingeliefert. Was sie erzählt, ist wirr. Kommissar Damien kann sich keinen Reim darauf machen. Von welchem Kinderheim spricht Sandrine? Was hat es mit dem Bootsunglück auf sich, bei dem alle Kinder ums Leben gekommen seien sollen? Und weshalb stammelt sie immer wieder voller Schrecken diesen einen Namen: der Erlkönig? Damien folgt den Puzzleteilen von Sandrines Geschichte – und blickt schon bald in einen Abgrund, der dunkler ist als jede Nacht…
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„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind ...“. - kennt jemand den Beginn dieses berühmten Gedichtes nicht? Dank Johann Wolfgang von Goethe wurden die ein oder anderen mit dem Erlkönig gequält - ein Grund, warum dieses Buch mich nicht angesprochen hat.

Dabei klingt der Plot echt spannend: blutüberströmt und verwirrt wird Sandrine am Strand gefunden. Sie redet von einem Kinderheim, einem Bootsunglück und dem Erlkönig. Kommissar Damien kann sich darauf keinen Reim machen, doch je tiefer er und sein Team in dem Fall einsteigen, desto mehr sind die Zusammenhänge erkennbar.

Das Cover ist gut gelungen und gibt keinen Hinweis darauf, was die Leser erwartet. Denn Sandrines Schicksal ist eng verbunden mit den Geschehnissen im Jahr 1949, die ihre Großmutter betreffen. Dieser Perspektivwechsel hat so manches Mal an meinen Nerven gezerrt. Wollte ich doch endlich verstehen, wie alles zusammenhängt! Warum kennt niemand die Insel, von der Sandrine ständig spricht? Der Autor streut die Hinweise wie Perlen, mit denen sich die Glieder einer Kette verbinden lassen, geschickt und alles andere als offensichtlich. Das hat mich zwar auch frustriert, aber viel mehr zum Weiterlesen gebracht. Die bedrückende und anfangs düstere Atmosphäre ist gerade zu Beginn des Buches fast greifbar, verliert sich im Laufe der Story leider. Die Spannung bleibt jedoch bis zum Ende erhalten.

Gerade Geschichten, die mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs zusammenhängen, lese ich gerne. Dennoch ist es schwer, den schmalen Grat zu beschreiten und dieses sensible Thema richtig anzupacken. Das ist hier jedoch gut gelungen. Auch die Charaktere sind authentisch, zwar entspricht Damien den gängigen Klischees eines Ermittlers, aber da kommt man heutzutage wohl nicht mehr drumrum. Davon abgesehen hat es der Autor geschafft, die Abgründe, die sich in jedem von uns auftun können, darzustellen.

Persönliches Fazit: Goethes Erlkönig kommt in Handlung und Spannung nicht an den von Loubry ran. Dieser gut konstruierte und spannende Thriller verdient eine Leseempfehlung!
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Bibliografie:

Verlag: ullstein
ISBN: 978-3548063756
Reihe: -
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 29.03.2021
Seitenanzahl: 397
Format: Taschenbuch: 10,99 € / E-Book: 9,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Katharina
Cover Original: © ullstein
Grafik: © RO, Sabrina

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