Markus Thiele - Zeit der Schuldigen

Der Mörder deiner Tochter frei – obwohl alles gegen ihn spricht?

Inhaltsangabe:

Als der 72jährige Volker März an einem kalten Herbstmorgen den Bahnsteig betritt, ahnt er nicht, dass er beobachtet wird. Der alte Mann gilt als dringend tatverdächtig in einem Mordfall, der vor 40 Jahren ganz Deutschland erschütterte: Im November 1981 wurde die 17jährige Nina Markowski auf brutale Weise umgebracht. Die Spuren am Tatort belasteten Volker März damals schwer, doch die Beweise reichten nicht für einen Schuldspruch. Verzweifelt kämpft Ninas Vater seither für Gerechtigkeit. Unterstützung erfährt er von Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen, die den Fall Jahrzehnte später wieder aufrollt. Angetrieben von einem sehr persönlichen Motiv schmiedet sie einen ungeheuerlichen Plan, um den damals Freigesprochenen doch noch zur Rechenschaft zu ziehen. Aber ist sie auch bereit, dafür selbst zur Täterin zu werden?
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Markus Thiele ist nicht nur Autor, sondern auch promovierter Rechtsanwalt. Dieser Krimi, angelehnt an den Fall Frederike von Möhlmann, hat also nicht nur eine spannende Ebene, sondern gibt auch die Möglichkeit, das deutsche Rechtssystem und die Prozesse, die es bisher durchgemacht hat, besser zu verstehen. Auch wenn sich für mich als Laie nicht immer alles gerecht angefühlt hat, wurde es vom Autor stets gut erklärt und verständlich beschrieben.

Es geht um die 17-jährige Nina, die im Jahr 1981 brutal ermordet wird. Es gibt einen Verdächtigen, den 72-jährigen Volker März, der jedoch freigesprochen wird. Ninas Vater kämpft gegen diese Ungerechtigkeit und erreicht tatsächlich gemeinsam mit der Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen, dass der Fall wieder aufgerollt wird.
 
Dass hier aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, macht das Ganze vielschichtiger, greifbarer, wenn auch komplexer. Man kann die Hintergründe und Motive besser beleuchten und intensiver über sie nachdenken. 
Anne ist mir als zentrale Figur in diesem Roman ans Herz gewachsen. Sie ist kompetent, taff, kann sich durchsetzen und ist eine wahre Kämpfernatur. Ich wäre gern ein bisschen mehr wie sie. 

Außerdem finde ich an Thieles Werk spannend, dass das Unrecht (gefühlt) gleich dreimal geschieht: zweimal in der Vergangenheit, als Ninas Tod nicht geahndet wird, und einmal in der Gegenwart, in der Anne Paulsen ebenfalls erfolglos bleibt. Besonders der Kampf, den Ninas Vater mit sich selbst austragen muss, um gegen die Mühlen der deutschen Bürokratie anzukommen, ist tragisch - und dabei dermaßen aufwühlend, dass man einfach weiterlesen muss. So sehr reißt es einen mit. Die Justiz ist mitunter einfach erschreckend, mit all ihren Konsequenzen - und damit meine ich nicht nur die in rechtlicher Hinsicht.

Das Nachwort ist eine gelungene Ergänzung, hier gibt der Autor Einblicke in den wahren Fall und erklärt, warum Recht und Gerechtigkeit nicht gleich sind. Zum Ende hin gibt es einige Fragen, die offen bleiben und die aufgrund ihrer moralischen Natur allerdings nur von der lesenden Person selbst beantwortet werden können. Das gefällt mir an dem Buch, da ich so auch im Nachgang weiterhin darüber nachdenke und es mich beschäftigt. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bevor ich zur nächsten Lektüre greifen und mich auf diese einlassen kann.

Persönliches Fazit: Für True Crime-Fans eine dringende Empfehlung! Ebenso wie die vorigen Bücher eine Mischung aus Realität und Fiktion, die ein fesselndes und überaus informatives Ergebnis liefert. Bitte mehr davon!
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Bibliografie:

Autor: Markus Thiele
Verlag: Lübbe
ISBN: 978-3757700386
Reihe: -
Genre: Kriminalroman, True Crime
Erscheinungsdatum: 29.02.2024
Seitenanzahl: 432 Seiten
Format: Print: 22,00 € / E-Book: 14,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, Julie
Cover Original: © Lübbe
 
 

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