Herbert Dutzler - Am Ende bist du still







Verlag: Haymon
Genre: Krimi
Erscheinungstermin: 13.02.2018
Seitenanzahl: 312 (HC)
ISBN: 978-3-7099-3418-0
E-Book: 14,90 €
Leseprobe: Hier entlang
Reihe: - 
Leseexemplar: Ja

WENN DIE EIGENE TOCHTER ZUR MÖRDERIN WIRD

Sabine kann es nicht mehr ertragen. Ihre Mutter, die sie aus falsch verstandener Liebe ständig überwacht und bevormundet. Die ihr vorschreibt, was sie zu tun, zu fühlen, zu denken hat. Selbst als Sabine ausgezogen ist, ist ihre Mutter immer präsent, sie kann ihrem Bannkreis nicht entfliehen. Bis Sabine schließlich nur noch einen einzigen möglichen Ausweg sieht: Sie muss sich befreien. Ihre Mutter muss sterben.

PSYCHOLOGISCHER PAGETURNER MIT GROSSER SOGWIRKUNG


An einem Tag zu Weihnachten sieht sie ihre Chance gekommen. Oder hat doch ihre Mutter vergessen, die flackernden Kerzen am Adventkranz zu löschen? Furios führt Herbert Dutzler von Seite zu Seite tiefer in die destruktive Gedankenwelt einer jungen Frau, die nur ein Ziel hat: sich zu rächen und dabei immer weniger zwischen Gut und Böse, sinnloser Rache und notwendiger Loslösung unterscheiden kann. Ein beklemmendes Feuerwerk aus verstörender Spannung und dem unstillbaren Wunsch nach Vergeltung!



 
Den Haymon Verlag habe ich vorher nie bewusst wahrgenommen. Schade! Wer weiß, welche tollen Bücher mir leider entgangen sind ...


Um was geht es? Wer kennt das nicht?  

"Nein, du gehst heute nicht raus!". 
"Ich möchte, dass du DAS anziehst!". 
"Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!". 
"Hör auf mich! Ich meine es doch nur gut!"
Und ganz typisch: "So lange du deine Füße unter meinem Tisch hast ... !". 

Als Kind wird man permanent kontrolliert, bevormundet, zurechtgewiesen, und sowieso scheinen die Eltern immer alles besser zu wissen als man selbst. Wie wirkt sich diese Erziehung auf jemanden aus, der mit einer durchgehend plakativen Disziplin konfrontiert wird? Kompromisslos, konsequent, durchgreifend. Für Sabine bedeutet dies die reinste Quälerei. Sie wächst gut situiert auf und wird verwöhnt mit allerlei Luxusgütern. Doch der Preis dafür ist hoch. In der Schule mutiert sie zur Außenseiterin und zum Ziel unzähliger Mobbereien. Ständig ist sie dem Kontrollzwang ihrer Mutter ausgesetzt, ihr Vater schweigt lieber und sieht weg. Immer mehr wachsen Wut und Hass in ihr heran. Je dringender sie sich jedoch wünscht, ihre Eltern seien tot, umso weniger bemerkt sie Veränderungen an sich, die charakteristisch zunehmend ihrer Mutter gleichen. Sie entwickelt die selben anankastischen Persönlichkeitsstörungen, die einen Übergang zur Normalität erheblich beeinträchtigen. Bis die Situation irgendwann zu eskalieren droht und Sabine keinen anderen Ausweg mehr sieht ...

Die Charaktere sind authentisch und wirken lebendig. Der Autor schafft es, seine Figuren wie Marionetten perfekt in Szene zu setzen und ins Geschehen zu integrieren. Und zwar so abwechslungsreich, dass ein ständiger Wechsel zwischen Sympathie und Antipathie stattfindet. Schlussendlich fällt es mir schwer zu sagen, wie ich welchen Protagonisten einschätze. Das ist absolut kein Kritikpunkt - im Gegenteil! Mir gefällt es, wenn ich nach dem Ende noch ein Weilchen in der Story verweilen und meine Theorien weiter durchdenken kann. Dass hier mit der seelischen und manipulativen Zerbrechlichkeit sowie der Psyche der Protagonisten im Allgemeinen gespielt wird, gefällt mir gut. Ich persönlich tendiere mehr zur psychologischen Abgründigkeit statt zum Blutrausch-Gemetzel.

Der Schreibstil ist flüssig, alltagssprachlich und einprägsam, die Sprache prägnant und unkompliziert. Der Lesestoff ist leicht verständlich und zieht den Leser in seinen Bann. Herbert Dutzler vermeidet geschickt unscharfe Oberbegriffe sowie schwerfällige Substantive und ermöglicht so einen konstanten Lesefluss.

In den zwei gut durchdachten und dynamischen Zeitperioden, wechselt der Autor das Geschehen von Sabines Kindheit zur erwachsenen Frau. Dadurch lassen sich relativ früh eigene Theorien aufbauen und Rückschlüsse ziehen. Dabei ist die Kulisse im <Perfekt> genau so detailliert beschrieben wie im <Präsens>. Lediglich das Ende wirkt etwas zu konstruiert und abrupt. Hier habe ich mehr Authentität erwartet.

Das Cover zeigt den Torso einer blonden Frau in dunkler Kleidung, die eine blühende, rote Rose in den Handen hält. Schnell assoziiert man dieses Bild mit einer Beerdigung. Ich betrachte es relativ neutral. Es wirkt trotz der betrübenden Assoziation auf eine spezielle Art harmonisch, sticht allerdings auch nicht sonderlich hervor.

Danke an Herbert Dutzler und den Haymon Verlag für dieses Leseexemplar.


Fazit: Ein spannender Krimi mit viel Thrill und Drama!




© by Gisela Barrett

Herbert Dutzler

Herbert Dutzler, geboren 1958, lebt in Schwanenstadt – und ist mit seinen Krimis um den liebenswürdigen Altausseer Polizisten Gasperlmaier Autor einer der erfolgreichsten österreichischen Krimiserien. Bisher erschienen bei HAYMONtb die ersten fünf Fälle: "Letzter Kirtag" (2011), "Letzter Gipfel" (2012), "Letzte Bootsfahrt" (2013), "Letzter Saibling" (2014) sowie zuletzt "Letzter Applaus" (2015). Mit "Bär im Bierkrug, Gott und Teufel" (2015) legte Herbert Dutzler außerdem einen Band mit Krimikurzgeschichten vor. Nach seinem letzten Kriminalroman "Die Einsamkeit des Bösen", der im August 2016 erschien ist, dürfen sich nun wieder alle Gasperlmaier-Fans freuen: Mit seinem Krimi "Letzter Fasching" (2017) setzt Herbert Dutzler die Erfolgsserie rund um den sympathischen Inspektor Gasperlmaier fort. Dutzler zeigt mit seinem neuesten Kriminalroman "Am Ende bist du still" (2018), dass er mittlerweile zur Riege der großen deutschsprachigen Krimi-Autoren zählt.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deine Nachricht!