Hallo Gereon! Schön, dass du wieder zurück bist!
Erstmal vorweg: Wie geht es dir? Hat sich die Aufregung
wieder gelegt?
Ein wenig hält sie noch an. Die Criminale war ja für mich
die erste Veranstaltung dieser Art. Es waren einfach dermaßen viele neue Eindrücke,
Erlebnisse und Bekanntschaften — ich glaube, ich werde noch ein Weilchen
brauchen, um das alles zu sortieren.
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Von Freitag bis Sonntag. Freitag habe ich am Nachmittag die
Lesung einer forensischen Psychiaterin besucht, was ungeheuer spannend und
lehrreich war, vor allem, wenn es um die glaubhafte Gestaltung von Serienkiller
in Krimis geht. Am Abend fanden dann meine Lesung und ein Interview im
Landgericht von Halle statt. Auch das war eine Premiere für mich: Vor größerem
Publikum zu lesen und Fragen zu beantworten. Davor hatte ich ganz schön
Muffensausen.
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Kanntest du den Friedrich-Glauser-Preis eigentlich bereits
vor deiner Nominierung?
Ich wusste, dass es ihn gibt, hatte aber nie damit
gerechnet, mal zum Greifen nah an ihn heranzukommen. Das ist ein fantastisches
Gefühl, auch wenn ich ihn am Ende nicht mit nach Hause nehmen durfte.
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Und die anderen Nominierten in deiner Kategorie?
Ich glaube, da wir als Debütautoren alle Neulinge in der
Buchwelt waren, kannte keiner von uns einen der anderen. Das ist natürlich auch
toll am Syndikat und der Criminale, dass sie den Blick auch auf Schriftsteller
lenken, die zum ersten Mal in Erscheinung treten.
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Fühlt es sich sehr schlimm an, den Preis am Ende nicht
bekommen zu haben?
Ach nein, das ist schon in Ordnung. Natürlich hätte ich ihn
gerne gekriegt. Aber drumherum ist so viel Grandioses passiert: Lesung und
Interview, ‚Unter pechschwarzen Sternen’ im Schaufenster von Thalia,
Begegnungen und Austausch mit anderen Schriftstellern, Aufmerksamkeit in den
Medien, durch die der Roman neue Leser gefunden hat, der Besuch einer
wunderschönen Stadt — wenn man all das bekommt, und dann auch noch völlig
unerwartet, kann man doch voll und ganz zufrieden sein. Darüber zu jammern, dass
es nicht noch mehr war, käme mir kleingeistig vor.
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Du weißt ja, dass du für uns alle ein Gewinner bist und wir
dir treu erhalten bleiben.
Das bedeutet mir viel. Es hat mir in Halle viel Kraft
gegeben, zu wissen, dass so viele Leute an mich glauben. So schön
Auszeichnungen auch sein mögen — eine solche Unterstützung ist wichtiger.
Schließlich schreibe ich nicht für Preise, sondern für meine Leser.
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Was war dein schönster Moment dort? Als du aus deinem Buch (*klick hier für die Rezension)
vorlesen durftest vielleicht?
Die Lesung in diesem altehrwürdigen Saal (ein paar Fotos
gibt es auf Facebook) war auf jeden Fall etwas Besonderes. Allerdings war ich
so darauf konzentriert, meinen Vortrag ohne Stammeln und Stottern über die
Bühne zu bringen, dass ich das alles gar nicht richtig wahrnehmen konnte. Erst
beim anschließenden Interview habe ich es geschafft, auch zwischendurch in die
Gesichter im Publikum zu blicken. Super war auch die Nominiertenpräsentation
auf der Preisverleihung. Kurz vor der Verkündung des Gewinners den Film über
mich und mein Buch zu sehen, den die Veranstalter vorbereitet hatten — das war
für mich der Spannungshöhepunkt des gesamten Wochenendes. Was mich ebenfalls
schwer beeindruckt hat, war die Begegnung mit Edith Kneifl, der großen Dame der
deutschsprachigen Kriminalliteratur, die den Ehren-Glauser erhielt. Sie hat mir
ein paar Worte auf meinen weiteren Schriftstellerweg mitgegeben, die mir
wahrscheinlich für immer in Erinnerung bleiben werden (welche verrate ich
allerdings nicht). Es waren so viele schöne Momente, dass ich es gar nicht
schaffe, mir einen davon auszusuchen.
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Wie hast du dich auf das Vorlesen vorbereitet?
Zunächst habe ich eine gute Weile damit verbracht, Auszüge
herauszusuchen, die mir passend erschienen. Ich wollte jenen im Publikum, die
das Buch nicht kannten, nicht nur einen Einblick in die Geschichte bieten und
ihnen die Figuren vorstellen. Ich wollte auch, dass sie einen Eindruck von der
Atmosphäre bekommen, die in dem Krimi herrscht. Ich habe mich für den Fund der
ersten Leiche, Harders und Vogts Besuch bei den Rollenspielern und den zweiten
Mord im unterirdischen Versteck des Killers entschieden. Da für die Lesung nur
zehn Minuten zur Verfügung standen, habe ich zuhause mit der Stoppuhr geübt, um
die Zeit nicht zu überschreiten, aber auch um ein wenig Spielraum zu haben,
falls ich mich verhaspele. Bei der Lesung bin ich dann aber in einem derartigen
Tempo durch den Text gerast, dass ich wahrscheinlich schon nach fünf Minuten
fertig war. Aber verhaspelt habe ich mich nicht! :-)
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Bei so viel Planung ging doch sicher dennoch etwas schief,
oder?
Naja, das Tempo bei der Lesung war schon ein wenig steil. In
Zukunft werde ich mich bemühen, mir etwas mehr Zeit zu lassen und zwischendurch
öfter aufzuschauen, um auch die Stimmung und die Reaktionen des Publikums
mitzukriegen. Ein wenig ärgerlich war, dass ausgerechnet bei der Lesung das
Tablet streikte und aus dem Video nichts geworden ist, das wir machen wollten.
Irgendwie hat das Ding alles im Zeitraffer aufgezeichnet, sodass sich mein
ohnehin hohes Lesetempo in dem Clip noch einmal steigerte, von
Hochgeschwindigkeit zu Lichtgeschwindigkeit.
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Welchen anderen Autoren hast du persönlich die Hand schütteln
dürfen?
Besonders stark wirken in mir noch die Gespräche mit Jutta
Profijt nach, die den Glauser-Preis für ‚Unter Fremden‘ gewonnen hat, und mit
Alfred Bodenheimer, der für ‚Du sollst den Fremden lieben‘ nominiert war. Beide
haben mit mir zusammen im Landgericht gelesen und mir vorher durch ihre
freundliche und offenherzige Art viel von meiner Aufregung genommen. Ebenfalls
enorm inspirierend war der Austausch mit Thomas Hoeps, der meine Lesung
moderiert hat und mir hinterher noch einige Tipps für das nächste Mal gegeben
hat, und mit Ellen Dunne, die für ‚Harte Landung‘ nominiert war. Es war super,
mit diesen erfahrenen Autoren sprechen und von ihrer Erfahrung profitieren zu
können. Aus diesen Unterhaltungen habe ich enorm viel mitgenommen.
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Dein abschließendes Fazit?
Eine fantastische Veranstaltung in einer fantastischen
Stadt. Ich bin ja immer noch dabei, mich daran zu gewöhnen, dass ich jetzt
nicht mehr nur für mich schreibe, sondern nun auch ganz offiziell
Schriftsteller bin. Bei der Preisverleihung als einer der Nominierten zu
sitzen, durch den vollen Saal zu schauen und zu wissen, dass all diesen Leuten gleich
mein Buch in einem Video vorgestellt wird, war überwältigend, eines der vielen
unvergesslichen Erlebnisse dieses Wochenendes.
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Wie geht es jetzt weiter bei dir?
Die Criminale hat mir einen gigantischen Motivationsschub
mitgegeben. Ich arbeite gerade an zwei Krimiprojekten und sammele nebenbei
schon Material für Harder Teil 2. Es ist also einiges in der Mache. :D
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Dann viel Erfolg dabei und bis bald wieder, Gereon! ☺
Immer gern, Julie. Vielen Dank für das spannende Interview.
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Hier könnt ihr das erste Interview vom 13. März nachlesen: <klick>
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