Rechtes Bild: (c) Martin Mai
đ️ Jonas, du hast zunĂ€chst als Reporter und Redakteur gearbeitet, spĂ€ter DrehbĂŒcher fĂŒr Krimis und Thriller geschrieben. Nun bist du erfolgreicher Thriller-Autor. Wieso bist du von DrehbĂŒchern zu „echten“ BĂŒchern umgestiegen?
Vielleicht kann man das schon daran ablesen, wie Du Deine Frage gestellt hast: „Echte BĂŒcher“. DrehbĂŒcher sind eben keine echten BĂŒcher. So wie eine Architekturskizze kein echtes Haus ist. Ein Drehbuch ist fĂŒr einen Regisseur eine Arbeitsgrundlage. Ein GerĂŒst. Was einen Film erst wirklich ausmacht, ist, wie der Regisseur die GefĂŒhle des Zuschauers steuert. Ich wollte es irgendwann nicht mehr anderen ĂŒberlassen, wie die Geschichten, die ich schrieb, am Ende gestaltet wurden. Im „echten Buch“ ĂŒberlasse ich niemand anderem mehr, wie sich das Ergebnis fĂŒr den Zuschauer oder Leser am Ende gestaltet. Das weiĂ ja jeder: Der Teufel steckt im Detail. Gerade die Kleinigkeiten sind entscheidend. Entscheidend dafĂŒr, ob uns eine Geschichte wirklich begeistert. Und es gibt noch einen anderen Grund: Die „groĂen“ Filme kommen heute fast alle aus den USA, in Deutschland wird vor allem fĂŒrs Fernsehen produziert. Dort aber herrschen bestimmte Vorstellungen darĂŒber, was gezeigt bzw. erzĂ€hlt werden darf. AuĂerdem ist die Frage immer: Wie viel kostet das? Wie viel kostet es, diesen Teil der Story ins Bild zu setzen? Können wir diesen Teil – allein aus KostengrĂŒnden – weglassen / umĂ€ndern / vereinfachen. Aber wenn eine Geschichte allein aus KostengrĂŒnden zigmal geĂ€ndert wurde, beginnt sie – so empfinde ich das – ihre Kraft einzubĂŒĂen. Beim Buch gibt es all diese EinschrĂ€nkungen nicht. Beim „echten Buch“ kann ich gehen, wohin auch immer der Text mich bringt … sozusagen …
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đ️ Arbeitest du parallel weiterhin an DrehbĂŒchern oder anderen Projekten?
Im Moment bin ich auf die Niederschrift meiner Romane konzentriert. Ich habe auch den Eindruck, mich ranhalten zu mĂŒssen. Ein paar Ideen brennen mir geradezu auf den NĂ€geln. Das ist mir das Wichtigste: Dass ich diese Geschichten – in der QualitĂ€t, die sie brauchen und das kostet Zeit – zu Papier bekomme, bevor irgendetwas dazwischenkommt.
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đ️ Viele AutorInnen berichten, dass Situationen aus ihrem Alltag die Ideen zu ihren BĂŒchern geben. Beispielsweise die Besichtigung einer alten Burgruine inspiriert dazu, dort ein Buch spielen zu lassen, weil die AtmosphĂ€re so einzigartig war. Wie ist es bei dir? Wo und wann kommen dir deine Ideen?
Na klar, das flieĂt alles ein. Man ist ja - oder ich zumindest bin es - 24 Stunden am Tag Autor. Die Maschine da oben … der Kopf ist ja doch praktisch stĂ€ndig an. Selbst wenn man trĂ€umt! Morgens setze ich mich an den Schreibtisch, und das ist der Moment, um den es geht. Es ist ja nicht so, dass ich plane: So und so werde ich es schreiben und dann fĂŒhre ich diesen Plan strikt aus. Nein, im Moment der Niederschrift wird der Text generiert. Das hat mit der Freiheit zu tun, die ich oben erwĂ€hnt habe. Man muss den Gedanken dann eben ihren Lauf lassen. Es geht gar nicht anders – bei mir zumindest nicht. Das ist ein sehr heikler Moment … wie es sicher in jedem Beruf heikle Momente gibt. Klar! Aber eben auch in der Schreiberei. Es muss weiter gehen – weiter kommen. Und das tut es, wenn ich das GefĂŒhl habe: Ich bin auf dem richtigen Weg. Gefasste PlĂ€ne spielen keine Rolle. Der Augenblick der Niederschrift: So ist es richtig, hier geht es weiter. Und dann - das ist stets das Beste – schreibt sich der Text praktisch von selbst.
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đ️ Deine Thriller haben oft auĂergewöhnliche Handlungsorte. Ich erinnere mich gern an den alten VergnĂŒgungspark, der zum „Murder Park“ umgebaut wurde, oder auch jetzt an das abgelegene Haus in „Die Party“. Gibt es diese Orte wirklich (zum Teil) oder entspringen sie allein deiner Fantasie?
Fantasie.
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đ️ Nach dem Erscheinen von „Die Party“ habe ich auf deinem Facebook-Account verfolgt, dass du regelmĂ€Ăig Leserstimmen veröffentlichst. Gehst du selber die Rezensionen auf den verschiedenen Plattformen durch? Wie reagierst du auf positive aber auch auf negative Rezensionen? Beeinflussen sie dich beim Schreiben?
Naja klar, Rezensionen spielen schon eine sehr groĂe Rolle. Aus ganz vielen GrĂŒnden. Eine begeisterte Rezension ist etwas Herrliches. Es FUNKTIONIERT! Jemand anders teilt meine … Vision, sozusagen. Genauso ist andersherum ein Verriss niederschmetternd. Er zeigt, dass es mir nicht gelungen ist, das, was ich innerlich vor mir sehe, so darzustellen, dass ein Leser meine Aufregung … meine Ăngste oder Neugier etc. teilt. Stattdessen habe ich nur UnverstĂ€ndnis hervorgerufen. Im Grunde genommen eine Katastrophe. Aber ich sage mir natĂŒrlich, dass ich mich nicht zu sehr davon beeindrucken lassen darf. Das ist nicht ungefĂ€hrlich. Irgendjemand hat mal gesagt, dass man Kritiken nicht lesen soll, sondern WIEGEN. Ich glaube, das ist kein schlechter Rat.
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đ️ Was macht deiner Meinung nach eine gute Rezension aus?
Naja, ich bin kein Kritiker. Deshalb sage ich es mal ganz einfach: Eine gute Rezension eines meiner BĂŒcher ist fĂŒr mich die, die vermittelt, warum der Rezensent oder die Rezensentin von dem Buch berĂŒhrt worden ist. Warum sie oder er das BedĂŒrfnis hat, ĂŒber das Buch zu schreiben. Ich habe Menschen getroffen, die haben es mir ĂŒbelgenommen, dass ich ihnen Bilder in den Kopf gesetzt habe, die sie seitdem nicht mehr loswerden. Andere haben es genossen, sich entfĂŒhren zu lassen. FĂŒr mich ist eine Rezension gut, wenn es ihr gelingt, die GefĂŒhle zu vermitteln, die einer meiner Romane hervorgerufen hat.
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đ️ Und zu guter Letzt – was alle Fans sicher brennend interessiert: Gibt es schon eine Idee fĂŒr ein neues Buch? Können wir nĂ€chstes Jahr mit einem weiteren Thriller von dir rechnen?
Klar, es gibt viele Ideen fĂŒr neue BĂŒcher, einige sind auch schon sehr konkret. Wann der nĂ€chste Roman genau erscheint, kann ich noch nicht sagen. Aber es wird mit Sicherheit nicht mehr allzu lange dauern.
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đ️ Möchtest du deinen Lesern noch etwas mitteilen?
„Ich liebe euch“ – darf ich das sagen? :)
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đ️ Vielen Dank, dass du dir fĂŒr dieses Interview Zeit genommen hast.
Vielen Dank dir! Hat SpaĂ gemacht :)
(c) Erik Weiss |
Jonas Winner @Random House
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Redaktion: Nancy Frohberg
Was fĂŒr ein tolles Interview đ vielen Dank! đ
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