Interview mit: Romy Fölck


🎙️ Der Kriminalroman "Totenweg" ist dein DebĂŒt, "Bluthaus" die Fortsetzung. Wie bist du zum Schreiben, insbesondere zum Schreiben von Krimis gekommen?

Seit meiner Jugend lese ich gern Krimis. Angefangen hat es wohl mit „KĂ€uzchenkuhle“, einem Spannungsjugendbuch aus der DDR. Danach habe ich alle Sherlock-Holmes-FĂ€lle von Sir Arthur Conan Doyle verschlungen. Geschrieben habe ich schon immer gern, meine SchulaufsĂ€tze begeisterten meine Lehrer. Und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, dass ich selbst begonnen habe, Krimis zu schreiben.


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🎙️ Mit Frida Paulsen und Kommissar Haverkorn hast du zwei Ermittler entstehen lassen, die sehr viel Charaktertiefe besitzen und die man beim Lesen einfach sofort gern haben muss. Wie sind die Figuren entstanden? Wie viel von einer realen Person ist in ihnen vorhanden?

Ich beobachte gern Menschen. Deshalb ist mir meine Figurenzeichnung so wichtig. Weil ich auf diese Weise beim Leser Emotionen erzeugen kann. Ich glaube, jeder von uns hat eine dunkle Seite, sie ist nur verschieden stark ausgeprÀgt. Mir ist wichtig, dass meine Charaktere nicht eindimensional gut oder böse sind. Ich mag die Grautöne. WÀhrend ich schreibe, bin ich jeden Tag in Gedanken mit meinen Figuren zusammen, sie sind mir sehr nah. Und ich hoffe, dass ich es schaffe, sie den Lesern nahezubringen.

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🎙️ Was mich besonders in beiden BĂŒchern beeindruckt hat, waren die dĂŒsteren Beschreibungen der Orte, an denen die Handlungen stattfinden. Ich konnte den Gruselfaktor unmittelbar spĂŒren und fĂŒhlte mich wie selbst vor Ort. Wie ist es dir gelungen, diese AtmosphĂ€re so zu erschaffen, bzw. hast du eine persönliche Verbindung zu den Orten?

Diese atmosphĂ€rischen Szenen schreibe ich wirklich gern. Ich versetze mich beim Schreiben gedanklich an diese Orte und frage mich, was mich persönlich Ă€ngstigen wĂŒrde. Ich möchte „Thrill“ erzeugen, ohne mit dem Holzhammer zu arbeiten. Manchmal kann ich das auch besser, wenn ich in der Dunkelheit schreibe. Vorher recherchiere ich an meinen SchauplĂ€tzen, insofern es sie gibt. Das ist ja nicht immer der Fall. Das „Bluthaus“ zum Beispiel existiert ja nicht wirklich. Und trotzdem war ich dort.

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🎙️ Hast du ein Schema, nach dem deine BĂŒcher entstehen oder schreibst du quasi "einfach drauf los" und entwickelst das Geschehen intuitiv?

Ich plane sehr genau, bevor ich einen Roman beginne. Zuerst schreibe ich das ExposĂ©, danach ein „Treatment“, einen Szenenplan. Es ist von Anfang an klar, was passiert, welche falschen FĂ€hrten es geben wird und wer der TĂ€ter ist. Ein guter Freund und Kollege, Andreas Izquierdo, gab mir vor vielen Jahren, als ich zu schreiben begann, den Tipp: „Ein gutes Buch ist wie ein Haus. Es muss auf einem stabilen Fundament stehen!“ Diesen Rat beherzige ich heute noch.

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🎙️ Liest du selber auch gerne? Was sind deine Lieblingsautoren/dein Lieblingsgenre? Kannst du uns Buchtipps 2018 geben? Was hat dich besonders beeindruckt?

NatĂŒrlich lese ich gern! Ich kann mir ein Leben ohne BĂŒcher nicht vorstellen. Mein Lieblingsgenre sind natĂŒrlich Kriminalromane, aber ich mag auch gern Gegenwartsromane. Meine Buchtipps aus diesem Jahr: „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen. Ein großartiger melancholischer Roman ĂŒber das Sterben des bĂ€uerlichen Lebens in Nordfriesland mit bewegenden Figurenzeichnungen. Ein Roman, der mich zutiefst beeindruckt hat. Mein Lieblingskrimi aus 2018 ist eindeutig „Mexikoring“ von Simone Buchholz. Ich habe ihre Romane um die Hamburger StaatsanwĂ€ltin Chastity Riley leider erst sehr spĂ€t entdeckt. Simones ganz eigene und virtuose Sprache hat mich umgehauen. Sie malt mit wenigen Worten Sprachbilder, die noch lange bei mir nachklingen. Diese beiden BĂŒcher aus 2018 sollte man unbedingt lesen!

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🎙️ Was brauchst du beim Schreiben, um die richtige AtmosphĂ€re zu erschaffen, in der deine Krimis entstehen? Ich als Leserin brauche zum Beispiel mein Sofa, einen Kaffee oder Tee und gemĂŒtliche Beleuchtung et cetera.

Ich schreibe nie am Schreibtisch, dieser engt mich ein. Meistens sitze ich am großen Esstisch im Erdgeschoss unseres Hauses, oder ich schreibe im Sommer im Garten. Mein Schreibumfeld muss gemĂŒtlich sein, nur so bin ich produktiv.

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🎙️ Und zuletzt: Wann dĂŒrfen wir uns auf die Fortsetzung der Krimireihe freuen? Gibt es bereits ein Erscheinungsdatum fĂŒr den nĂ€chsten Band?

Band 3 meiner Reihe erscheint im Herbst 2019. Und ich kann schon verraten: Dieser neue Fall fĂŒr Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn hat wieder viel AtmosphĂ€re und Nervenkitzel.

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🎙️ Vielen Dank, dass du dir Zeit fĂŒr mich genommen hast.

Sehr gerne, liebe Eva!

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Redaktion: Eva Endejan
Lektorat, Layout: Juliette M. Braatz
Bildrechte: © Kerstin Petermann
Cover: Bastei LĂŒbbe 

1 Kommentar:

  1. Was fĂŒr ein tolles und informatives Interview, "KĂ€uzchenkuhle" kenn ich auch noch aus meiner DDR-Vergangenheit ��
    Und danke fĂŒr die Buchtipps ��

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