Lisa Gardner - Das zweite Opfer


"Ich bin auf der Suche nach einem kleinen Mädchen. Ich muss sie retten. Aber vielleicht gibt es sie gar nicht …"


Inhaltsangabe:

Eigentlich hätte Nicky Frank den Autounfall nicht überleben dürfen. Doch ein Gedanke verleiht ihr die Kraft der Verzweiflung: Vero. Wurde das Mädchen beim Aufprall aus dem Wagen geschleudert? Sergeant Wyatt Foster und sein Team finden allerdings keine Spur von einem zweiten Opfer. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel: Existiert Vero nur in Nickys Phantasie? Und was hat es mit Nickys angeblicher Hirnverletzung auf sich, zu deren Einzelheiten ihr Ehemann Thomas beharrlich schweigt? Als Wyatt ihn genauer befragen will, ist er plötzlich verschwunden. Das Haus der Franks steht in Flammen. Und dann treffen die Ergebnisse der Spurensicherung ein: Die Fingerabdrücke im Auto gehören zu Veronica Sellers, als Sechsjährige entführt und seit 30 Jahren vermisst – Vero …

________________________________________________

Wer ist Vero? Vor diesem Rätsel stehen die Ermittler, als Nicky sich aus ihrem zerstörten Auto rettet und angibt, Vero, ein sechsjähriges Mädchen, sei bei ihr gewesen, es werden aber keinerlei Spuren gefunden. Von diesem Zeitpunkt an spielt sich ein Großteil der Handlung in Nickys Kopf ab. Ihre Gedanken und Gefühle werden sehr ausgeschmückt. Einerseits kommt der Leser ihr dadurch sehr nah, andererseits habe ich persönlich mich auch oft komplett durcheinander gefühlt, weil ihre Gedanken zu wirr erschienen. 

"Vero, Vero, Vero." 
Sie entfernt sich von mir. Ich renne. Im Krankenhausbett? In meinem Kopf? Ist das überhaupt von Belang? Ich renne, hole sie ein, nehme sie in die Arme, drücke sie an mich. Vero dreht sich um. Maden kriechen aus ihren leeren Augenhöhlen, über ihren glänzenden weißen Schädel. 
"Du hättest mir sagen sollen, dass kleine Mädchen nicht zum Fliegen geschaffen sind." S. 51

Die Monologe, die die Gedanken von Nicky wiedergeben, sind oft gruselig, schaurig und nahezu immer konfus. Als dann auch noch ihr Ehemann verschwindet und das Haus abbrennt, weiß man letztendlich gar nicht mehr, was hier real ist und was Nickys Gedankenwelt. Sie ist irgendwie auf der Suche, irgendwie aber auch auf der Flucht und niemand weiß genau, was wirklich geschehen ist. Diese Unsicherheit und dieses verwirrende Gefühl, das ich beim Lesen hatte, hat mir anfangs gut gefallen, zog sich dann aber für meinen Geschmack zu sehr in die Länge. 

Obwohl ein Spannungsbogen konsequent vorhanden ist, wird das Buch im Verlauf flacher und verliert an Tempo. Ganz ehrlich, irgendwann hatte ich auch genug von Nickys Gedanken und habe darauf gewartet, dass endlich Mal etwas passiert und Action reinkommt. Dennoch bleibt die Autorin bei der Schilderung der inneren Zerrissenheit ihrer Hauptprotagonistin. 

"Wohin jetzt... was nun... Wenn man weiss, wer man nicht ist, bedeutet das dann automatisch, dass man weiss, wer man ist? Und wenn man es satt hat zu fliehen, heisst das dann, dass man sich auch aufs Kämpfen versteht? Wenn man nicht mehr vergessen möchte, kann man sich dann erinnern?" S. 367

Gegen Ende zieht die Spannung nochmal etwas an, das Ende selbst war für mich jedoch vorhersehbar und hat mich sogar leicht enttäuscht. Einerseits habe ich es gemocht, Nicky durch die detaillierten Schilderungen nahe zu sein, andererseits war es für mich oft einen Tick too much. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. 

Persönliches Fazit: Ein Thriller, der packend und spannend startet, dann aber über die Seiten an Tempo verliert. Empfehlenswert für zwischendurch.

© Rezension, 2019, Eva
________________________________________________

Bibliografie:

Autor: Lisa Gardner
VerlagRowohlt / ISBN: 978-3-499-27479-4
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 21.08.2018
Seitenanzahl: 448
Format: Taschenbuch: 9,99 € / E-Book: 4,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja
  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deine Nachricht!