Sarah Vaughan - Anatomie eines Skandals

Eine Frage der Schuld, verbunden mit einem alten Geheimnis.

Inhaltsangabe:

Sophie ist glückliche Ehefrau des charismatischen Parlamentspolitikers James – bis er ihr eine Affäre mit seiner Assistentin gesteht, die ihn nun wegen Vergewaltigung verklagt. James leugnet und setzt auf die Loyalität des Premierministers, der ihm noch einen Gefallen schuldet. Staatsanwältin Kate sieht die Anklageschrift mit großem Interesse auf ihren Schreibtisch flattern - aus Gründen, die in ihre Zeit in Oxford zurückreichen. Ein Prozess mit unerwartetem Finale stellt Loyalitäten auf den Prüfstand. Und verändert nicht nur Sophies und James‘ Leben ....
_________________________________________

Staatsanwältin Kate lebt für ihren Beruf, für die Gerechtigkeit und die Wahrheit. Als James' Akte in ihre Hände gerät, sieht sie ihre Chance. Sie möchte den der Vergewaltigung angeklagten Politiker James seiner gerechten Strafe zuführen. Kate hat hart gearbeitet, und sie ist fest entschlossen, James nicht entkommen zu lassen, der natürlich alle Anschuldigungen von sich weist.

Sophie, James' Ehefrau, möchte nicht glauben, was ihrem Mann vorgeworfen wird. Sie wird unsicher. Soll sie James glauben? Wenn er die Wahrheit sagt, warum fügt sich in ihrem Kopf ein Puzzleteilchen nach dem anderen zusammen? Wird sie langsam paranoid? Als sie gerade anfängt, den Vorwürfen zu glauben, schafft James es jedoch, sie wieder einzuwickeln.

„ ... und sie forderte mit ihrer Kleidung solche Annäherungen ja geradezu heraus … Rock gerade mal bis zum Arsch und tief ausgeschnittene Bluse.“ (Zitat Seite 205)

Das ist auch schon alles, was man über James wissen muss. Während der gesamten Handlung blieb er für mich überheblich und arrogant, aalglatt und unsympathisch. Dennoch hätte ich nicht mit Sicherheit sagen können, ob die Vorwürfe gegen ihn stimmen.

Von diesen drei Charakteren war mir Kate lange am sympathischsten. Sie ist ehrgeizig und strebsam, und man kann förmlich spüren, wie wichtig es ihr ist, James schuldig zu sprechen. Sophie erschien mir lange Zeit als James' Schoßhündchen. Sie stellt sich hintenan – nicht als Mutter, sondern als Ehefrau – um James den Rücken freizuhalten. Denn natürlich profitiert sie von seinem hohen Gehalt, sie mag ihren Lebensstandard, den sie nicht verlieren möchte. Im Nachhinein erscheint es mir aber so, als ob sie die Einzige ist, die sich entwickelt, hinterfragt und widerlegt.

Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen parallel erzählt. In der Gegenwart werden hauptsächlich Kate und Sophie begleitet, während James und Holly den Leser in die Vergangenheit führen. Zwar werden die Perspektiven durch Kapitelüberschriften abgegrenzt, doch die Sprünge sind oft gewaltig. So liegen zwischen zwei Kapiteln der Gegenwart auch gerne mal ein paar Wochen, was zwischendurch verwirrend war.

„Die Wahrheit ist eine heikle Angelegenheit. Wir mögen das richtig oder falsch finden – aber in einem Rechtssystem, das auf der Verhandlungsmaxime beruht, geht es für uns Anwälte nicht darum, herauszufinden, was die Wahrheit ist. […] Und letztendlich geht es nur darum, zu gewinnen!“ (Zitat Seite 14)

In diesem Roman sind einige Spannungselemente enthalten. Wer hier einen Thriller erwartet, wird enttäuscht. Der Leser erfährt einiges darüber, wie ein Prozess in England abläuft und sich von einem in Deutschland unterscheidet. Allein das System der Jury wird hier sehr gut beschrieben, und wie Anklage und Verteidigung arbeiten, um sie von ihrer Wahrheit zu überzeugen. Auch die Einblicke in das Politikgeschehen waren gut gewählt.

Der Sprachstil war okay, das Buch ließ sich einfach lesen. Die Kapitel in der Vergangenheit waren interessant, auch wenn man lange nur spekulieren konnte, warum sie angeführt wurden. Wirklich notwendig waren sie nicht, doch konnte man hier den Charakteren hinter die Fassade schauen.

Persönliches Fazit: Hier geht es mehr um die Veränderungen, die eine Vergewaltigung nach sich zieht. Persönlich und sozial. Die Autorin hat es jedoch geschafft, dies spannend darzustellen, so dass sich das Lesen durchaus lohnt! 

© Rezension, 2019, Katharina
_________________________________________ 

Bibliografie
 
Autor: Sarah Vaughan
Verlag: Bastei Lübbe / ISBN: 978-3-404-177608
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 31.01.2019
Seitenanzahl: 445
Format: Taschenbuch: 15,00 € / E-Book: 11,99 €
Reihe: -
Leseexemplar: Ja

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deine Nachricht!