Inhaltsangabe:
Eine
Mauer, dahinter eine andere Welt: Die Neue Welt, wie sie diesseits
genannt wird. Und sie übertrifft Lores kühnste Erwartungen: Nahrung,
Wärme, Unterkunft, ein sicherer Ort für ihren Bruder Jame – es scheint
an nichts zu fehlen. Lore brennt darauf, ein vollwertiges Mitglied
dieser auf Gleichberechtigung und ökologische Nachhaltigkeit
ausgerichteten Gesellschaft zu werden, die von dem charismatischen
Jefferson Maklaren angeführt wird. Dessen Gegenspielerin Sisdal umwirbt
Lores Freund Jul für ihre eigenen undurchschaubaren Ziele. Lore gerät
zunehmend zwischen die Fronten. Und dann ist da noch das Buch Liebe und
sein brisanter Inhalt.
GLOOV – Der zweite Band zur Trilogie über Hoffnung, Glaube und Liebe in einem vom Klimawandel und Machtspielen geprägten Europa der Zukunft.
GLOOV – Der zweite Band zur Trilogie über Hoffnung, Glaube und Liebe in einem vom Klimawandel und Machtspielen geprägten Europa der Zukunft.
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Für
Lore und Jame scheint es zunächst wunderbar, es gibt Nahrung,
Technologie, Ökologie, Schulungen und Perspektiven, keine Gewalt, und die
Liebe steht ganz oben. Was kann daran falsch sein? Vielleicht die
Tatsache, dass "Liebe muss fliessen" auch bedeutet, dass Familien nicht
zusammenleben dürfen, Eltern ihre Kinder nach kurzer Zeit des
Beisammenseins in die Hände der Gemeinschaft geben müssen und Monogamie
als Egoismus eingestuft wird.
Während Lore und Jame versuchen, sich so gut wie möglich einzufügen, fühlen
Jul und Sim sich in ihrer Freiheit eingeschränkt und zweifeln an dem
System, an dessen Spitze Jefferson Maklaren steht und Gleichheit für alle
predigt. Anfangs planen Jul und Lore noch, nach der Zeit im Camp ihr
eigenes Leben auf ihrem eigenen Hof zu führen, doch es kristallisiert
sich bald heraus, dass so etwas in der Neuen Welt nicht vorgesehen ist.
Stattdessen wird man in einem Gebiet eingesetzt, in das man am besten
passt, und nach Möglichkeit hat man viele Partner - man muss ja teilen
können. Als Lore - froh darüber, einfach nur sicher zu sein - sich immer besser
einfügt, distanzieren sich Jul und Sim von ihr, und Jul wendet sich der
mysteriösen Sisdal zu, die Jefferson Maklaren stürzen und die Neue Welt
in die vermeintlich wahre Freiheit führen will. Doch was ist wahr, was ist falsch? Läuft nicht alles super?
Die
Autorin Christine Heimannsberg hat mich auch mit diesem
gesellschaftskritischen Werk wieder komplett in den Bann gezogen. Sie
beschreibt absolut authentisch ihre Charaktere und deren Gefühle und
greift Themen auf, die heute auch heute extrem wichtig sind.
Gleich am
Anfang beschreibt sie das Flüchtlingslager, und mein Gedanke war, dass
ich mir dieses Lager in der Realität wünschen würde. Doch auch hier ist
nicht alles Gold, was glänzt. Tatsächlich wurde teilweise eine
bedrückende, beängstigende Stimmung hergestellt, denn dank der
Armbänder, die jeder tragen muss, wird jede Gefühlsregung sichtbar
farblich angezeigt und aufgezeichnet. Wut, Lüge, Liebe, Eifersucht -
alles sichtbar. Und wer weiß, was hörbar ist. Das wirft auch einige
Fragen zur heutigen Technologie auf. Täglich geben wir irgendwelchen
Apps freiwillig die Erlaubnis, auf alle unsere Daten zuzugreifen und
tragen unser Smartphone mit Zugriff aufs Mikrofon (man braucht ja
WhatsApp und so!) überall mit hin. Zum
Einsatz kommen die Armbänder ausserdem bei den "Beichten", die mich
sehr schockiert haben. Diese Beichten muss jeder ablegen. Sie sollen
dazu dienen, Dinge zu verarbeiten, mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Jedoch wird das auch unter psychischem Druck vorgenommen, der an
geistige Folter grenzt und auch an heute gängige Praxen erinnert. Immer
und immer wieder muss Lore dieselben Fragen über die Vergangenheit
beantworten, bis das Armband nicht mehr ausschlägt.
"Drei
endlose Stunden später taumle ich erschöpft aus dem Beichtraum. Bei
jeder zweiten Frage schien das Gerät anzuschlagen, vermutlich ein
Resultat der ersten Lüge. Irgendwann wusste ich selbst nicht mehr, was
wahr und was falsch ist." (Zitat Seite 29)
Insgesamt gibt es wirklich viele wichtige Themen in diesem Buch, allen voran: Liebe. Liebe
ist das Buch, auf dem alles aufgebaut ist. Wie Christen die Bibel
haben, haben die Neuländer Liebe. Doch was, wenn man verschiedene
Interpretationen einer solchen Schrift hat? Während
Jefferson Maklaren seine Interpretation fast schon propagiert und sich
als Oberhaupt frenetisch feiern lässt, hat Sisdal und eine kleine
Gefolgschaft ganz andere Ansichten ...
Hier
wurde gut gezeigt, wie so etwas nach hinten losgehen kann - auch unsere Menschheit hat Ähnliches bereits erlebt. Mir stellte sich bei
diesem Buch oft die Frage, ob wir Menschen überhaupt fähig sind, im mit
Mensch und Natur Einklang zu leben. Selbst die bestgemeintesten,
unschuldigsten Ideen können böse instrumentalisiert werden, und das hat
die Autorin in einer wunderbaren, aber auch nachdenklich stimmenden
Geschichte absolut glaubhaft verpackt.
Die
Charaktere waren wie beim letzten Teil realistisch gezeichnet, und ich
konnte mich absolut in sie hineinversetzen. So bin ich mit Lore durch
Panikattacken und Zweifel gegangen, habe Jul vermisst, mich um Jame und
Sim gesorgt, habe Lore Unverständnis und Liebe entgegengebracht, wollte
sicher sein, wollte frei sein, wollte kämpfen. Überzeugt und oft mit
Fragen zurückgelassen, hat mich auch Sisdal: strategisch, clever,
manipulativ und doch mit Herz. Fraglich nur, ob sich da Herz oder
Verstand durchsetzt. Und
dann war da Kasper, dessen Gefühle und Gedanken so nachvollziehbar
waren, dass es einem das Herz bricht, nachdem seine Eltern ihn damals
aufgrund der Vorgabe weggeben mussten. Immer auf der Suche nach etwas, um
die Leere zu füllen, und begierig darauf, es rechtzumachen, wenn er
glaubt, er hat Wärme, Anerkennung und Verständnis gefunden.
Sehr
beeindruckend wurden auch Stimmungen und die Auftritte von Maklaren
beschrieben. Man fragt sich, ob jemand mit soviel Überzeugung, der
selbst so sehr an "Liebe" glaubt, nicht rechthaben muss, denn er schafft
es, alles plausibel zu machen, und die Menschen feiern ihn frenetisch. Ich
stand quasi in der Menge und habe die Menschen komplett ausflippen
sehen. Es ist eine Inszenierung eines übertriebenen Fernsehpredigers,
dachte ich mir oft.
Dennoch zweifelt man bis zum Schluss, und zum Ende hin nimmt die Geschichte nochmal richtig Fahrt auf, wirklich sehr gelungen!
Persönliches Fazit: Ich
bin schwer begeistert und kann es nicht erwarten, bis Christine
Heimannsberg den letzten Teil rausbringt. Das Ende war das hier nämlich noch
lange nicht. Definitiv empfehlenswert für jemanden, der gerne eine tolle
Geschichte mit starken Charakteren liest, die auch zum
Nach- und Umdenken bewegt.
© Rezension, 2019, Alice
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Bibliografie:
Autor: Christine Heimannsberg
Verlag: selfpublished / ISBN: 9789463860079
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: -
Seitenanzahl: 380
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: Teil 2
Leseexemplar: Ja
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