Woher
weiß man, dass man sich auf seine Erinnerung verlassen kann?
Inhaltsangabe:
Julie
West ist außer sich. Sie vermutet, dass ihr Mann Matt sie betrügt.
Mit einer jungen Studentin, die seiner Ex-Frau Laura wie aus dem
Gesicht geschnitten ist. Laura, die unter mysteriösen Umständen ums
Leben kam. Um auf andere Gedanken zu kommen, geht Julie joggen –
und wird in einen merkwürdigen Unfall verwickelt. Doch Matt
versichert ihr, dass es diesen Unfall nie gegeben hat. Julie sei beim
Laufen ohnmächtig geworden und habe sich alles nur eingebildet. Zur
gleichen Zeit wird in der Nähe eine Frauenleiche entdeckt. Alles
deutet darauf hin, dass es sich um Laura Wests Leichnam handelt.
Julie gerät unter Mordverdacht, doch sie kann sich an so vieles
nicht mehr erinnern. Ist sie nicht das Opfer? Oder doch die Täterin?
Julie
hat es nicht einfach – sowohl in der Geschichte, aber auch als
überzeugender Charakter. Als Ehefrau des angesehenen
Psychologieprofessors Matthew West hat sie gewisse Pflichten und
repräsentiert neben der Familie auch die Forschung ihres Mannes.
Auf
mich machte sie einen wankelmütigen Eindruck, selbst wenn sie ihre
klaren Momente hatte. Vielleicht wurde ihr Charakter absichtlich so
gestaltet, denn Julie weiß manchmal selbst nicht, wer sie wirklich
ist.
Matt
hat, im Gegensatz zu mir, vollstes Verständnis für die Situation
seiner Ehefrau und übernimmt gerne auch die Vaterpflichten. Er ist
sich darüber im Klaren, dass seine Studentinnen ihn bewundern,
betont jedoch immer wieder, dass ihn das kalt lässt.
Ermittlerin
Mel fand ich von Anfang an authentisch. Sie wird als ruhige Person
dargestellt, die mit Bedacht handelt und bemüht ist, die Wahrheit um
die entdeckte Leiche aufzudecken. Was mir gut gefallen hat: Hier
werden die Ermittlungen nicht überstürzt und unrealistisch
dargestellt.
„Ich
gebe mir alle Mühe, mit Matts sozialem Umfeld mitzuhalten. [...] Ich
höre förmlich, wie sie sich fragen, warum Matt mich ausgewählt
hat, nachdem er mit der munteren, brillanten Laura verheiratet war,
summa cum laude in allem.“ (Zitat Seite 55)
Das
Leben als zweite Frau an der Seite eines bekannten Professors ist für
Julie nicht leicht. Laura, ihre Vorgängerin, war bis zu ihrem Tod
ebenfalls eine angesehene Forscherin und hat sich intellektuell in
denselben Kreisen bewegt wie Matts Freunde.
Diese
Situation macht ihr sehr zu schaffen, was sich auf ihre Handlungen
auswirkt. Sie ist davon überzeugt, dass Matt sie mit einer Studentin
betrügt – was gar nicht mal so abwegig wäre, denn schließlich
hat sie auf ebendiesem Weg ihren jetzigen Mann kennengelernt.
„Zeugen
sind aus dem einfachen Grund unzuverlässig, dass kein Verlass auf
das menschliche Gedächtnis ist.“ (Zitat Seite 291)
Die
Thematik fand ich sehr ansprechend, und auch die eingeschobenen
Vorlesungen von Matt haben mir aus diesem Grund sehr gut gefallen.
Wer jetzt einen Thriller in die Richtung „Protagonist puzzelt seine
Erinnerungen wieder zusammen, die er verloren hat“ erwartet, ist
hier falsch gewickelt. Auf die Grundaussage möchte ich hier nicht
eingehen, da sie schon einen Hinweis auf den Verlauf des Buches
gibt.
Das
Forschungsfeld bildet den Dreh- und Angelpunkt der polizeilichen
Ermittlungen. Es gewinnt noch mehr an Bedeutung, als herauskommt,
dass Laura vor ihrem Tod zusammen mit ihrem damaligen Mann Matt
intensiv daran geforscht hat und das Projekt plötzlich
unerklärlicherweise auf Eis gelegt wurde.
Die
Geschichte wird in der Gegenwart erzählt, was mir sehr gut gefallen
hat. Doch innerhalb der Kapitel wurde oft in der Zeit hin- und
hergesprungen, sodass manchmal nicht sofort erkennbar war, wo man
sich nun im Ablauf befindet.
„Ich
hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, eine 360-Grad-Wende zu
machen und nach Hause zu fahren […].“ (Zitat Seite 65)
Dieser
Satz ist leider nicht der einzige, der mir das Lesen schwer gemacht
hat. Besonders im ersten Drittel fand ich die Übersetzung sehr nah
am Original, was oft sperrige Sätze zur Folge hatte. Auch
unvollständige Sätze haben mich oft stolpern lassen. Dem gegenüber
stehen die kurzen Kapitel, die die Seiten nur so fliegen lassen.
Abwechselnd aus der Sicht von Julie und Mel erzählt, bekommt man
zwei Seiten der Geschichte präsentiert, die sich wunderbar ergänzen
und gut ineinander greifen.
Persönliches
Fazit: Spannendes
Thema, gute Wendungen. Leichte Lektüre für zwischendurch und eine
Empfehlung für Liebhaber von unblutigen Thrillern.
© Rezension, 2019, Katharina
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Bibliografie:
Autor:
Megan Goldin
Verlag:
Piper / ISBN: 978-3492313681
Genre:
Thriller
Erscheinungsdatum:
01.02.2019
Seitenanzahl:
382
Leseprobe:
<< Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar:
Ja
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