Inhaltsangabe:
South
Central, L.A. Lola Vasquez ist klein, zierlich, unscheinbar,
anscheinend eine chica unter
vielen in der Latino-Gang The
Crenshaw Six.
Die Gang versucht, möglichst unauffällig zu agieren, und zu dieser
Strategie in einer Mucho-macho-Welt
gehört auch, dass Lola nicht sichtbar wird, denn in Wahrheit ist sie
die Chefin der Gang, ebenso brillant wie rücksichtslos.
Die Karten werden neu gemischt, als sie in einen Krieg zwischen einem etablierten Großdealer, einem expansionswilligen mexikanischen Kartell und einem neuen Großlieferanten gezogen wird. Auch die Polizei und die Staatsanwaltschaft mischen mit – eine Gang wie jede andere.
Lolas Achillesferse ist ihre Familie, ihre Crack-Mutter und ihr nicht allzu schlauer Bruder. Als es hart auf hart kommt, muss Lola ein paar Entscheidungen fällen, die alles andere als leichtfallen …
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„Lola“
ist der Debütroman der amerikanischen Schriftstellerin Melissa
Scrivner Love, die in der Vergangenheit für eine Reihe von
Fernsehserien wie „CSI Miami“ die Drehbücher beigesteuert hat.
Ihren Serienhintergrund merkt man auch in diesem Buch, das dem Leser
tiefe Einblicke in das Leben und Wirken einer Latino-Gang gewährt,
die mit ihren Drogengeschäften ein heruntergekommenes Viertel in Los
Angeles kontrolliert.
Während
nach außen hin ihr Freund als Boss der Gang gilt, ist es eigentlich
Lola, die Protagonistin dieses Romans, die das Sagen hat. Sie
verfolgt ehrgeizige Pläne, aber als bei einer Drogenübergabe alles
schiefläuft, was nur schieflaufen kann, kommt bald ihre wahre
Stellung ans Tageslicht, und sie und ihre Leute geraten ins Fadenkreuz
des mexikanischen Kartells, rivalisierender Drogenbanden und der
Strafverfolgungsbehörden.
Das
Buch wird vom Suhrkamp Verlag als Thriller vermarktet, und darin liegt
auch mein Hauptkritikpunkt. Das amerikanische Original trägt die
Bezeichnung Novel, was wesentlich zutreffender ist. Im Grunde handelt
es sich nämlich um eine Mischung aus Millieustudie, Krimi und
Soap-Opera. Wie eine Daily Soap hab ich das Buch auch konsumiert –
zwei Kapitel täglich habe ich durchaus gerne gelesen, aber dann
verursachte es mir keine Probleme, mich anderen Dingen zu widmen ohne
weiter über „Lola“ nachzudenken. Die mitreißende Spannung eines
Thrillers, die sich in Rezensionen oft in klischeehaften Phrasen wie
„Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen“
widerspiegelt, fehlte hier.
Mit
der richtigen Erwartungshaltung gelesen, ist „Lola“ aber ein
guter Roman, dem es auch nicht an einer soliden Dosis Spannung
mangelt. Es ist der Auftakt einer Reihe, und wie eingangs erwähnt,
merkt man den Serienhintergrund der Autorin auch deutlich, die sich
ausgiebig Zeit nimmt, ihre Charaktere und das Leben in einem
hispanischen Ghetto vorzustellen. Mit Lola hat sie dabei eine
faszinierende Antiheldin geschaffen, die einen vielschichtigen
Charakter aufweist und der man gerne durch die Geschichte folgt.
Auffällig ist, dass der komplette Roman aus ihrer Sicht geschildert
ist – weitere Handlungsstränge gibt es nicht. Lola erscheint als
nachdenkliche, gefühlvolle Person mit einem hohen
Gerechtigkeitsempfinden, die einem ans Herz wächst und das obwohl
sie der Boss einer Verbrecherbande ist und wenn nötig nicht zögert,
einem anderen Menschen mal eben eine Kugel in den Kopf zu pusten.
Geschäft ist halt Geschäft.
"Dein Boss bringt dich um, und danach sucht er nicht weiter nach den Drogen. Bubba geht in Pension. Ende der Geschichte."
"Zwei Millionen hast du gesagt. In Heroin."
"Genau um soviel ging's."
"Zwei Millionen hast du gesagt. In Heroin."
"Genau um soviel ging's."
(Zitat Seite 166)
Viele
andere Charaktere bleiben in dem Buch dagegen etwas blass. Was mich
ein wenig störte, war, dass die Autorin wenig Wert darauf legt, ihre
Figuren äußerlich zu beschreiben. Nun sollte ein guter Autor auch
nicht jede auftretende Person erst mal vom Scheitel bis zur Sohle
skizzieren, aber da vieles andere sehr detailliert wiedergegeben
wurde, empfand ich das als auffällig. Der Schreibstil der Autorin
ist zuweilen schnörkelhaft, oft schweift sie zu vermeintlichen
Belanglosigkeiten ab, die man in einer Daily Soap bringen kann, nicht
jedoch unbedingt in einem straighten Thriller erwartet. Da wären wir
wieder bei der Erwartungshaltung. Hohen Stellenwert nimmt in dem
Roman auch das Verhältnis von Lola zu Lucy ein, einem kleinen
Mädchen, das sie bei sich aufnimmt, um es vor ihrer drogensüchtigen
Mutter zu schützen, die es für den nächsten Schuss an Perverse
verhökert. Dieser Subplot liest sich rührselig, nimmt aber viel
Raum ein, mehr als die meisten Privatepisoden in anderen Thrillern
zumindest. Die eigentliche Hauptgeschichte ließe sich dafür schnell
zusammenfassen: Bis zur Hälfte des Romans ist außer der geplatzten
Drogenübergabe noch nicht viel passiert. In der zweiten Hälfte
nimmt die Story dann allerdings Fahrt auf und gipfelt in einem
wirklich spannenden Finale.
Persönliches Fazit von André: Wer
keinen Thriller zum Nägelkauen sucht, sondern sich auf diese
Mischung aus Millieustudie, Soap und Krimi einlässt, wird viel
Vergnügen mit „Lola“ haben. Der Autorin ist jedenfalls eine
tolle Protagonistin gelungen, die man gerne begleitet und die
zweifelsohne auch kommende Bücher tragen kann. Da Frau Scrivner Love
schlecht anzukreiden ist, wie ihr Buch in Deutschland vermarktet
wird, vergebe ich knappe vier Sterne für eine interessante und gut
ausgearbeitete Geschichte über eine Latino-Gang in Los Angeles und
ihre charismatische Anführerin.
Persönliches Fazit von Daniela: Es werden viele Themen aufgegriffen, die die Realität in den Ghettos von LA widerspiegeln. Junkies, Armut, Drogen, Gangs und Prostitution sind nur einige von ihnen. Genau diese Realität macht aus dieser Geschichte einen spannenden und bedrückenden Spannungsroman.
© Rezension, 2019, André, zweites Fazit Daniela
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Bibliografie:
Autor: Melissa Scrivner Love
Verlag: Suhrkamp / ISBN: 978-3-518-46945-3
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 10.03.2019
Seitenanzahl: 391
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: Teil 1
Leseexemplar: Ja
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