„Der
Dschungel schützt die Menschen, wenn die Menschen ihn schützen.“
Inhaltsangabe:
Als auch Isidoro getötet wird und Mino fliehen muss, sinnt der Junge auf Rache. Der Überlebende wird zum Täter. Gemeinsam mit drei Freunden gründet er eine Terrororganisation, die weltweit mit raffinierten Morden die Menschen zum Umdenken bewegen will.
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Es
ist schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen. Eine Geschichte aus
dem Jahr 1989 ist jetzt, 30 Jahre später, mehr als aktuell. Die
Ereignisse sind erschreckend real geschildert. Basiert alles auf
Zahlen, Daten, Fakten? Ich weiß es nicht. Ist aber auch egal, denn
die Message ist so oder so wichtig:
„Alle
sterben, wenn der Urwald stirbt.“ (Zitat S. 178)
Mino
verlebt eine glückliche Kindheit im Urwald. Bis eines Tages Macht
und Geldgier alles zerstören, was er hat: den Dschungel. Und mit ihm
Familie, Freunde, die Liebe und sein Leben. Mit dem Zauberer
Isidoro, der sich seiner annimmt, erlangt sein Alltag über viele
Jahre hinweg wieder so etwas wie Normalität. Er lernt das Zaubern
und reist mit seinem Meister von Stadt zu Stadt. Irgendwann erfüllt
Mino sich einen Traum: Ein Haus am Meer.
Und
wenn man gerade denkt, dass der kleine Junge, der schon so viel Schweres verkraften musste, endlich angekommen ist, geht es richtig
los.
„Sobald du einen neuen fruchtbaren Flecken Erde findest, sind die
Gutsbesitzer mit ihren feinen Papieren und besiegelten Dokumenten zur
Stelle, und die Armeros setzen dir die Gewehrmündung zwischen die
Augen und führen dich in Ketten zu den Rattenlöchern der
Hauptstadt.“ (Zitat S. 13)
Minos
Entwicklung zieht sich durch das gesamte Buch und ist sehr
interessant. Vom kleinen, unschuldigen Indianerjungen, der sein Dorf
beschützen will, wird er zu einem Teenager, ehrgeizig und integer.
Während seines Studiums merkt er, dass er vom Hass angetrieben wird.
Er findet gleichgesinnte Kommilitonen. Zwischen Anschlägen, Reichtum
und Sexorgien kommt der "alte" Mino zwar immer wieder zum
Vorschein, wird aber immer blasser. Obwohl ich den Tenor des Buches
sehr eindringlich fand, sind mir im letzten Drittel alle Sympathien
für Mino verloren gegangen.
„Mino
und sein Vater waren sich einig: Etwas Vollkommeneres als einen
Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln, gefangen in ewiger
Unbeweglichkeit, hatten sie noch nie gesehen.“ (Zitat S. 12)
Und
so wird dies das Zeichen seiner Terrorzelle. Wo er zuschlägt, finden
sich bei den Opfern die schönsten Schmetterlinge. Während anfangs
"nur" die sterben sollten, die an der Zerstörung des
Urwalds beteiligt sind, werden bei den späteren Attentaten auch
unschuldige Menschen getötet und als Kollateralschaden in Kauf
genommen. Alles in allem empfinde ich seine Entwicklung als sehr
negativ. Der Übergang von Defensive, Rache und radikalem Hass ist
schleichend – und im Buch sehr gut dargestellt. Ist Mino ein
kaltblütiger Mörder, oder nur ein Rächer? Oder ist Minos
Entwicklung eine Parallele zur Gier des weißen Menschen: einer geht
noch?
„An
die Toten dachte Mino kaum. […] Er empfand weder Trauer noch
Schuld. […] Eine Peperomie vom Stamm zu reißen und zu zertreten
war brutaler, als einem Dutzend Gringos den Kopf abzuschlagen. Aus
Sicht des Planeten.“ (Zitat S. 245)
Überwiegt
das edle Motiv, oder die Tat? Das soll der Leser selbst entscheiden.
An einer anderen Sache lässt der Autor aber keine Zweifel: Die
Zerstörung des Urwalds muss ein Ende finden. Die Geschichte ließ
sich überwiegend flüssig lesen. An manchen Stellen gestaltete es sich etwas
langwierig, insbesondere wenn die politischen Diskussionen zu
ausschweifend wurden. Trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand
legen. Spannend? Nein. Aber man wollte ständig wissen, wie Mino sich
schlägt.
„Der
Mensch in seiner grenzenlosen Dummheit und egoistischen Boshaftigkeit
war sicher eine Ausnahme im Universum.“ (Zitat S. 244)
Der
Autor hat sich hier ein Thema ausgesucht, was ihm anscheinend sehr am
Herzen liegt. Ob die Einschübe seine eigene Meinung widerspiegeln
oder nicht, sei dahingestelt. Fakt ist: sie sind wahr. Das ist das
Traurige. Man kann es nicht abstreiten. Man soll sich während der
Lektüre unwohl fühlen, soll sich fragen, zu welcher Seite man
gehört. Soll zugeben, dass sich im Grunde genommen nichts geändert
hat an der Situation im Dschungel. Und dass die
Wohlstandsgesellschaft, deren Motto „höher, größer, weiter,
mehr“ lautet, daran schuld ist.
Persönliches
Fazit: Ein
wichtiges Buch mit einem aktuellen Thema. Ungeschönt, gesellschaftskritisch und authentisch.
Danke an digitalpublishers für das Buch!
© Recensio Online, Rezension, 2019, Katharina
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Bibliografie:
Autor:
Gert
Nygårdshaug
Verlag:
Vida Verde Verlag /
ISBN: 978-3982052205
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 18.03.2019
Seitenanzahl: 448
Format: Hardcover: 19,90 € / E-Book: 6,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 18.03.2019
Seitenanzahl: 448
Format: Hardcover: 19,90 € / E-Book: 6,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja
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