Wer sich einmal mit dem Vergleichsthema befasst hat, weiß, dass es oft nur wenige Gemeinsamkeiten gibt zwischen Buch- und Filminhalt. Die Leserschaft diskutiert mit Leidenschaft, kritisiert, schüttelt den Kopf und schreit die Enttäuschung über die misslungene Umsetzung hinaus in die Welt der sozialen Medien. An mir gingen solche Schimpftiraden natürlich nicht spurlos vorbei. Meine Skepsis gegenüber Buchverfilmungen wuchs - teils begründet, teils durch Beeinflussung - und ließ mich aber gleichermaßen neugierig werden. So schnappte ich mir "Tausend kleine Lügen" von Liane Moriarty und sah mir zudem die dazugehörige Serie "Big Little Lies" an.
Beginnen wir mit dem Roman, der vom Bastei Lübbe Verlag publiziert wurde.
Inhaltsangabe:
Jane flieht vor ihrer Vergangenheit. Seit der Geburt ihres Sohnes vor fünf Jahren hat sie es nirgendwo länger ausgehalten. Nun ist sie im idyllischen australischen Küstenstädtchen Pirriwee gestrandet und scheint endlich angekommen zu sein. Schnell schließt sie Freundschaft mit der lebhaften Madeline und der schönen Celeste. Doch plötzlich geraten die drei Frauen in den Strudel von dunklen Geheimnissen, Lügen und Intrigen. Als bei einem Elternschulfest ein Mann tödlich verunglückt, bezweifeln einige, dass es ein Unfall war ...
Ein recht turbulentes Werk, das die Verhaltens- und Handlungsweisen (über)fürsorglicher Mütter kritisiert und anprangert. Dabei ist jede Protagonistin auf ihre Art besonders. Zum Hauptkader gehören u.a. die schüchterne Jane, die intrigante Harper, die attraktive Celeste, die resolute Renata sowie die lebenslustige Madeline. So hat jede Frau ihre für sie typischen Charaktermerkmale.
Als Leser verfolgt man jeden Erzählstrang, der sich häufig mit den anderen verbindet. Es gibt Klatsch und Tratsch, Intrigen, Schicksalsschläge, Reibereien und das totale Chaos. Alles wie in einer Sitcom. Die Autorin schafft es, nämlich genau dieses Bild zu erwecken und am Leben zu erhalten. So lesen sich die Kapitel insgesamt mehr wie Episoden. Typisch für diese sind Cliffhanger, und auf die greift die Autorin gern zurück.
Es geht um häusliche Gewalt, Missbrauch, Mobbing, Erpressung und um Kindererziehung. Dadurch wird das Drama um die Reichen und Schönen nicht neu erzählt, jedoch punktet die Story mit spannenden Verstrickungen der einzelnen Themen.
Der Schreibstil ermöglicht einen gelungenen Aufbau von Handlung und Spannung. Hier treffen Humor, Drama, Action und Thrill aufeinander und gestalten den Plot sehr abwechslungsreich.
Mit diesen - zugegebenermaßen recht hohen - Erwartungen startete ich die erste Folge der Serie und war sehr gespannt auf die Umsetzung. Wie eingangs erwähnt, war ich diesbezüglich skeptisch.
Das Setting wurde von einer fiktiven australischen Kleinstadt ins kalifornische Monterey verlegt. Ich habe mich zwar nach dem Warum gefragt, fand diese Entscheidung der Produzenten aber nicht schlimm.
Besetzungslisten sind mittlerweile wie Visitenkarten mit Goldprägung und Reliefschrift. Je berühmter und erfolgreicher der Cast, desto mehr versprechen sich die TV-Zuschauer und Kinobesucher vom Film. Ich war sofort begeistert von zwei der hochkarätigen Hauptdarstellerinnen: Reese Witherspoon und Nicole Kidman. Da ich mir auch andere Filme mit ihnen gern angesehen habe und ein wenig für sie schwärme (#Fangirl), war meine Skepsis direkt verschwunden. Ab der zweiten Staffel dürfen wir auch Meryl Streep begrüßen. Jede Rolle wird überragend gespielt und vom Regisseur nuanciert in Szene gesetzt.
Die Produktion kann sich sehen lassen. Überfürsorgliche Eltern, verwöhnte Kinder, ein Mord: das Erfolgsrezept von "Big Little Lies". Hier verbinden sich gesellschaftskritische, satirische und kriminalistische Elemente miteinander. Dabei wurde von der Romanvorlage weitestgehend alles Wichtige übernommen, sodass man nicht das Gefühl bekommt, es würde etwas fehlen oder völlig umgeschrieben worden sein. Dass der Ort verlegt wurde, kann man nun finden, wie man möchte, aber die Bucht von Monterey zählt zu den schönsten Küstenabschnitten Kaliforniens. Es hätte für mich keinen besseren Handlungsort als diesen geben können.
Ursprünglich als Mini-Serie konzipiert, entpuppte sich "Big Little Lies" als großer Erfolg, der von den Lesern und TV-Zuschauern genauso bejubelt wird wie von den Kritikern und bereits zahlreiche renommierte Preise gewann.
https://www.sky.de/serien/big-little-lies-173241
Schöner Vergleich. Dann muss ich es mir wohl doch nochmal ansehen.
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