Die letzten 24 Stunden in der Todeszelle



Die USA dürften der einzige fortschrittliche westliche Staat sein, in dem die Todesstrafe noch ausgeführt wird. Und hier ist insbesondere Texas trauriger Vorreiter: in der Zeit von 1976 bis 2019 wurde 555 Todesurteile vollstreckt. Das sind ca. 37% aller Hinrichtungen in den USA.

Liegt der Hinrichtungsbefehl vor, wird dieser innerhalb von zehn Tagen ausgeführt. Es gibt ein Protokoll, welches den genauen Ablauf des letzten Tages schildert – bis hin zur Abholung des Leichnams. Jede Hinrichtung läuft nach demselben Schema ab.

Am Morgen oder am Vorabend der Hinrichtung wird der Häftling in die Wartezelle gebracht. Da die meisten Gefängnisse nicht über einen Hinrichtungsraum verfügen, ist es wahrscheinlich, dass er vorher dorthin gefahren werden muss. Die Route bleibt geheim. In Texas zum Beispiel werden alle Hinrichtungen im Staatsgefängnis von Huntsville (Huntsville Unit) durchgeführt und die Gefangenen vorher dorthin übersetzt.

Diese Zelle befindet sich nahe der Hinrichtungskammer. Hier steht der Häftling ununterbrochen unter Beobachtung. Es wird Protokoll geführt über alles, was er macht. So soll vor allem verhindert werden, dass er Selbstmord begeht. Er darf telefonieren, lesen, schlafen. Wenn er möchte, darf er einen Geistlichen empfangen. Ausserhalb des Gefängnisses werden nun die Zeugen empfangen und unterwiesen. Jeder Sträfling darf fünf Zeugen benennen, die bei seiner Hinrichtung anwesend sein sollen. In einem anderen, abgetrennten Raum halten sich die Zeugen der Opfer auf. Die Parteien dürfen sich unter keinen Umständen begegnen. Presse ist auch erlaubt – allerdings sind nur Block und Stift im Beobachtungsraum zugelassen. Einer der Pressesitze ist dauerhaft reserviert für einen Reporter der Associated Press. Oft werden auch Zivilisten als Zeugen zugelassen – diese melden sich freiwillig.

Im Hinrichtungsraum werden gleichzeitig die Telefone überprüft. Eine Leitung zum Justizminister, eine zum Gouverneur – falls in letzter Sekunde ein Aufschub gewährt wird.

In einigen Staaten gibt es noch die sogenannte Henkersmahlzeit – die letzte Mahlzeit des Verurteilten. Er darf sie sich selbst zusammenstellen, Alkohol ist dabei verboten. Die am meisten gewünschte Mahlzeit waren bisher Cheeseburger. Diese nimmt er gute drei Stunden vorher zu sich. Dann darf er die letzte Dusche nehmen und die Hinrichtungskleidung anziehen.

Einige Minuten vor der Hinrichtung wird der Verurteilte abgeholt, meist vom Gefängnisdirektor. Dieser wird begleitet von einem Geistlichen und fünf Wärtern, einer davon in voller Kampfausrüstung – falls es zu Handgreiflichkeiten kommt. Sollte der Häftling nicht aus eigenen Stücken mitgehen, wird er getragen.

Zu diesem Zeitpunkt sind die Räume, in denen sich die Zeugen später befinden werden, noch leer. Die Fenster zum Hinrichtungsraum sind mit blickdichten Vorhängen abgetrennt, damit die Zeugen die Vorbereitungen nicht sehen. Die Zeugen und die Presse werden erst drei Minuten vor der Hinrichtung in den Raum geführt. Dann erst werden die Vorhänge geöffnet.

Dann wird die Todesstrafe vollstreckt. Je nach Hinrichtungsart läuft die unterschiedlich ab. Hat der Arzt den Tod festgestellt, werden die Vorhänge wieder zugezogen und der Bestatter holt den Leichnam ab. Hat der Verstorbene Familie, kümmert diese sich meist um das Begräbnis. Andernfalls werden sie auf dem Gefängnisfriedhof zur letzten Ruhe gebettet. An einem Kreuz auf dem Grabkreuz erkennt man, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist. In seinem Totenschein wird als Todesursache „Tötungsdelikt“ stehen.

Sollten euch Darstellungen der Todesstrafe nicht behagen, lest bitte nicht weiter. Die folgenden Beschreibungen könnten verstörend auf euch wirken oder euch ängstigen.


Es gibt vier Arten, die Todesstrafe zu vollstrecken. Je nachdem, wann der Häftling verurteilt wurde, darf er wählen. Langfristig soll die Giftspritze die anderen Arten ablösen. 


© amnesty.ch

Eine Hinrichtung durch die Giftspritze ist die am häufigsten vollzogene Art der Todesstrafe. Der Häftling wird an Armen, Beinen und Oberkörper auf einer Bahre festgeschnallt - das dauert nicht länger als dreißig Sekunden. Der Venenkatheter wird gelegt. Oft geschieht dies an beiden Armen, falls eine Seite verstopft. Die Schläuche laufen durch ein Loch in der Wand in einen Nebenraum, wo der Scharfrichter sich befindet. Die Katheter werden von medizinischen Fachangestellten gelegt – der Berufsethos verbietet es Ärzten, dies zu tun. Dann betritt der Gefängnisdirektor den Raum, und falls der Häftling dies wünscht, auch der Geistliche.

Die Zeugen und die Medienvertreter werden in getrennte Räume geführt. In den meisten Staaten sind diese Räume mit Einwegspiegeln ausgestattet – man kann nicht hinein-, sondern nur herausschauen. So sollen vor allem die Zeugen des Opfers geschützt werden. Allerdings gibt es auch Hinrichtungsräume, die ungeschützte Scheiben haben. So kann der Verurteilte die Zeugen sehen. Die Vorhänge werden geöffnet, und der Verurteilte darf nun seine letzte Erklärung abgeben. In manchen Staaten ist die Zeit hierfür auf wenige Minuten begrenzt.

Sobald der Direktor ein Zeichen gibt, fließt durch den Zugang der erste von drei Wirkstoffen in den Kreislauf des Hinzurichtenden. Es handelt sich um ein hoch dosiertes Barbiturat, das ihn ruhigstellen soll. Bevor ein Muskelrelaxans gespritzt wird, werden die Schläuche mit einer Kochsalzlösung gespült. Durch das Relaxans wird die Atemmuskulatur gelähmt und die Erstickung setzt ein. Zuletzt wird mit Kaliumchlorid das Herz gelähmt.

 
© pixabay

Eine weitere Möglichkeit ist die Elektrokution. Der elektrische Stuhl besteht aus Holz – das leitet den Strom nicht. Am Stuhl befestigt sind eine Kopf- und Beinmanschette, durch die der Strom fließt. In Salzwasser getränkte Naturschwämme in den Manschetten sorgen dafür, dass die Poren sich öffnen und ein konstanter Stromkreislauf entsteht.

Bevor die Manschetten angelegt werden, werden der Kopf und eine Wade rasiert. Dies wird gemacht, damit die Manschetten gut sitzen und die Haare kein Feuer fangen. Oft wird auch eine Maske fürs Gesicht benutzt.

Durch hohe Spannung tritt der Tod bei der Elektrokution schneller ein als durch die Giftspritze. Die eigentliche Hinrichtung dauert keine vierzig Sekunden. Wenn der Leichnam nach ca. fünf Minuten ausgekühlt ist, wird die Todeszeit festgestellt. Die an den Elektroden festgebrannte Haut wird entfernt und der Raum gereinigt. Durch die Stromstöße verliert der Häftling jegliche Kontrolle über seine Muskeln. In einigen Staaten werden sie deswegen angehalten, während der Hinrichtung Windeln zu tragen. 

 
© dpa

 

Die beiden nicht mehr praktizierten Möglichkeiten sind Tod durch Erschießen oder die Gaskammer.

Ersteres wurde zuletzt im Jahr 2010 durchgeführt. Die Regierung hatte dabei immer wieder Schwierigkeiten, Scharfrichter zu finden, die diese Art der Hinrichtung durchführen.

In der Gaskammer wurde als letzter Mensch der Deutsche Walter LaGrand hingerichtet.
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Redaktion: Katharina

Lektorat, Korrektorat: Juliette


Quellen:

https://www.youtube.com/watch?v=95GuRV8IAnQ
https://www.youtube.com/watch?v=Rx-Jv_ahSKM
http://projekt-todesstrafe.blogspot.com/2012/04/final-countdown-der-letzte-tag-im-leben.html



3 Kommentare:

  1. Gut bei Serienmörden, befürworte ich die Exekution, z.B bei Morden, mit Erdrosseln,würgen, ersticken, bzw ertränken. So bei Injetion, den Erstickungsvorgang weg lassen und sofortigen Herzstillstand, unter Vollnarkose könnte man machen. ohe Dosierung von BTM und Caliumchlorid, OHNE Ersticken. Vor Allem Serienmörder.

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    1. Und du beziehst die Tatgründe nicht in deine Überlegung mit ein?

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    2. Tatgründe? Man ermordet keine Menschen! Dann kommt man auch nicht in dieser, zugegebenen viehischen Situation einer Exekution, ob nun Spritze, Gewehr,E-Stuhl, oder Gaskammer z.B veraltet in Kalifornien.

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