Buch vs. Film: Dark Places



Da ich zuerst das Buch gelesen habe und mich dieses auch schwer beeindruckt hat, möchte ich euch zuerst davon berichten. Es wurde im Fischer Verlag publiziert.


Libby Day war acht Jahre alt, als ihre Familie brutal ermordet wurde. Nur sie und ihr 15-jähriger Bruder Ben haben diese Nacht überlebt. Libby nur knapp. Da sie aus dem Haus geflüchtet ist, wäre sie beinahe erfroren und hat dadurch einige Zehen sowie einen Ringfinger verloren. Ben hingegen wurde für die Morde verantwortlich gemacht und sitzt deshalb seit mehr als 20 Jahren im Gefängnis.

Als ihr das Geld ausgeht, das Menschen für sie gespendet haben, beschließt sie, aus ihrer Vergangenheit mehr Kapital zu schlagen und nimmt Kontakt mit dem "Kill Club" auf, dem Menschen zugehören, die sehr an Bens Fall interessiert sind und ihn für unschuldig halten. Sie bitten Libby darum, in der Vergangenheit zu forschen, mit Ben zu reden und letztendlich herauszufinden, was wirklich in dieser Nacht geschah. Libby ist überhaupt nicht begeistert davon, denn sie hat damals gegen Ben ausgesagt.

Doch was weiß sie eigentlich noch wirklich von der Mordnacht? Sind es vielleicht auch gar nicht ihre Erinnerungen gewesen, die sie damals zu dieser Aussage bewegt haben? Waren es vielleicht verbohrte Erwachsene, die ihr das alles so oft eingeredet haben, dass sie es schließlich selbst glaubte? Und so begibt sie sich in die Vergangenheit, erst aus Geldgier, dann aus Neugier.

Das Buch hat mich absolut mitgerissen, ich war nicht oft jemandem so nah in einem Buch wie Libby Day. Verbittert, depressiv, oft auch gemein, hat sie mich vollkommen überzeugt und ich konnte ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. Auch die Rückblicke von Ben und Mutter Patty waren sehr authentisch und emotional.

Das ganze Buch hat eine tragische, düstere Stimmung, die sich von Kapitel zu Kaptitel steigert, und im Kopf malte ich mir die verschiedensten Theorien aus, was damals passiert sein könnte. Doch dieses Ende kam für mich komplett unerwartet.
Gillian Flynn hat es geschafft, wirklich jeden als verdächtig erscheinen zu lassen und trotzdem hatten die Charaktere größtenteils eine gewisse Tiefe und Tragik, sodass man sie nicht einfach hassen konnte. Selbst die unsymphatischen Figuren waren außerordentlich authentisch!

Dieses Buch hat nicht nur Thrill, sondern hat mich auch gefühlsmäßig auf eine Achterbahnfahrt mitgenommen. Es geht um Armut, Depression, sich nicht genug fühlen - verbunden mit der Überlegung, welchen Eindruck Erwachsene auf Kinder machen können. Das alles wurde hier fast psychologisch beleuchtet und in einer spannenden Story verpackt.
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Da ich schon oft von Verfilmungen enttäuscht wurde, bin ich auch hier nicht besonders enthusiastisch gewesen. Dass meine (eher negativen) Erwartungen aber so krass untertroffen wurden, hat selbst mich noch überrascht.

Im Buch wird immer wieder betont, wie klein Libby (1,47m) ist und welche Probleme sie damit hat. Deshalb trägt sie immer Stiefel mit Absatz, um sich wenigstens ein bisschen imposanter zu fühlen. Auch um ihren fehlenden Ringfinger drehen sich oft ihre Gedanken.

Nun bekommen wir im Film eine komplett hübsche, nicht amputierte Charlize Theron mit 1,77m in Vans vorgesetzt. Ich muss zugeben, mit der Größe hätte ich vielleicht noch leben können, mit den nicht amputierten Fingern und Zehen aber nicht, denn der Verlust dieser trug einen großen Teil zur Geschichte und auch Libbys Selbstwertgefühl bei.

Auch andere, meines Erachtens nach wichtige Details stimmten nicht. Wie zum Beispiel die Haarfarbe der Day Kinder. Sie alle waren bekannt für ihr Fuchsrot. Im Film waren die Kinder braunhaarig.
Der Ort, wo sie sich mit Lyle vom "Kill Club" trifft, wurde von einem urigen Barbecue Grill zu einem Waschsalon.

Das mögen für manche LeserInnen Kleinigkeiten sein, aber auch in der Geschichte wurden essentielle Dinge geändert. Leider kann ich nicht viel verraten ohne zu spoilern, aber ich musste den Film in Etappen gucken, weil ich mich so geärgert habe - und am Ende war ich wirklich pappesatt.

Hätte ich nur den Film gesehen, also ohne das Buch vorher zu lesen, wäre er gar nicht schlecht gewesen. Denn diese Geschichte war nett, sie hatte durchaus Potenzial, und auch die Schauspieler konnten überzeugen. Allen voran Libby (Charlize Theron), Mutter Patty (Christina Hendricks) und auch Bens Freundin Diondra (Chloë Grace Moretz), die mir trotz der wirklich vielen Änderungen zwischen Buch und Film eine gute schauspielerische Leistung geboten haben.

Im Vergleich zur Buchvorlage hat der Film schlecht abgeschnitten und geht für mich nicht einmal als gutes Korrelat durch. Ich empfehle, sich für ein Medium zu entscheiden, denn so bekommt man eine nette Unterhaltung geboten, die man genießen kann, ohne ständig nach Parallelen zu suchen.




Redaktion: Alice
Lektorat, Korrektorat: Julie

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