Filmkritik: We have always lived in the Castle



Wir haben schon immer ... und wenn sich das ändert?


Filmdaten

Originalname: We have always lived in the Castle
Kinostart Deutschland: 2019
Genre: Thriller, Mystery
Laufzeit: 95 Min.
FSK: 12
Verleih/Vertrieb: Kinostar Filmverleih

 


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Inhalt


Merricat lebt mit ihrer Schwester Constance und ihrem Onkel Julian zusammen. Die Drei sind Überlebende einer Arsenvergiftung, die vor fünf Jahren sämtliche anderen Familienmitglieder dahingerafft hat. Wenn es darum geht, ihr Grundstück mit „Flüchen“ zu beschützen, erweist sich Merricat als besonders kühn und einfallsreich. Und einmal abgesehen davon, dass die Leute aus der Stadt sie hassen, führen die Schwestern ein idyllisches Leben. Bis Cousin Charles auftaucht. Charles bietet sich an, im Haus mitzuhelfen und interessiert sich auch sehr für die finanzielle Situation der Familie. Während Constance von Charles fasziniert ist, empfindet Merricat ihren Cousin als Eindringling. Als Charles und Merricat sich in Machtkämpfe verstricken, droht der Familie erneut eine Tragödie.

WE HAVE ALWAYS LIVED IN THE CASTLE basiert auf dem 1962 entstandenen Roman von Shirley Jackson.
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Meinung

Blackwood Mansion am Ende der Blackwood Road dient uns als Handlungsort für diese dramatische und mystisch angehauchte Geschichte. Abgeschottet und völlig isoliert von den anderen Bewohnern der kleinen Stadt leben die Blackwoods hinter verschlossenen Toren tagein und tagaus die gleichen Alltagsroutinen. Einzig bei den wöchentlichen Einkäufen treffen sie auf ihre Mitmenschen, wenn auch eher ungewollt beiderseits.

Während das Innere des Anwesens einen ganz besonderen Charme versprüht mit all den Bildern an den Wänden und den hölzernen Tieren, dem edlen Service und den schönen Möbelstücken, scheint alles drumherum zu zerbröckeln. Die mysteriöse Familientragödie von damals, die immer noch ungeklärt ist, fordert allmählich ihr Tribut.


Merricat wirkt trotz ihrer 18 Jahre eher kindlich unbeholfen. Womöglich klammert sie sich deswegen so sehr an ihre Schwester Constance, die für sie ebenso Vater, Mutter und beste Freundin ist. Merricat trägt viel Aggressivität in sich und entscheidet sich in schwierigen Situation für die Offensive.
Ihre Wesenszüge spiegeln sich sogar in ihrem Gang wieder: fast stampfend, mit gebeugtem Oberkörper. Als gäbe es für sie nur ein geradeaus. Komme, was wolle. Ganz anders als Constance, die stets bemüht ist, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie versucht es allen recht zu machen und fürchtet sich vor den Konsequenzen, sollte es ihr einmal nicht gelingen. In Charles sieht sie jemanden, der sie endlich beachtet und befreit, ihr bei alltäglichen Aufgaben zur Hand geht und ihr das Gefühl von Liebe vermittelt. Dass das einiges in Onkel Julian und vor allem in ihrer Schwester Merricat auslöst, bemerkt sie beinahe zu spät.

"Auf dem Mond gibt es das ganze Jahr über Salat, richtig?"
"Auf dem Mond haben wir alles. Die Schlösser sind sicher und massiv. Nur du und ich. Und die Sonne scheint jeden Tag. Die Welt ist voll mit schrecklicken Menschen."


Und dann ist es soweit. Was erwartet man, wenn zwei verschiedene Wolken aufeinander treffen? Es blitzt und donnert. So werden aus Merricat und Charles zwei Menschen, für die es plötzlich kein Miteinander mehr gibt. Jeweils geprägt und gezeichnet vom eigenen Leben, versuchen sie, das des anderen unerträglich zu machen. Eines Tages kommt es daher auf dem Anwesen zu einer Katastrophe. Die Dorfgemeinschaft wird von den Ereignissen schier angezogen und versammelt sich schließlich dort. Es war entsetzlich mit anzusehen, wie sie alle reagieren. Man erwartet Hilfe von ihnen, dass sie einschreiten, anpacken, doch diese Hilfe kommt einfach nicht. Die Dinge, die stattdessen geschehen, machen einen ziemlich betroffen. Sie treten mit aller Kraft in die Magengrube und hinterlassen einen dumpfen Schmerz. War der Film bis dahin relativ ruhig und nur unterschwellig kritisch, fühlt er sich nun an wie eine Ansammlung von all den negativen Faktoren, die eine Isolation und die damit verbundenen gesellschaftlichen Konsequenzen mit sich bringen. 


"Der Hass in ihren Stimmen ist eine andere Art Feuer, welches durch das Gerippe unseres Hauses streicht."

Am Ende blieb mir nur die stille Frage, ob und wie lange man bestimmte Truhen und Türen besser geschlossen halten sollte.


Ich bedanke mich bei dem Kinostar Filmverleih dafür, dass ich mir den Film bereits vorab ansehen durfte. Meine Bewertung hat darauf keinen Einfluss.
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Cast & Crew

Darsteller: Taissa Farmiga, Alexandra Daddario, Sebastian Stan, Crispin Glover
Regisseur: Stacie Passon

Drehbuch: Mark Kruger
Produzent: Jared Goldman, Robert Mitas
Kamera: Piers McGrail
Musik: Ryan Denmark

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