Mattias Edvardsson - Der unschuldige Mörder



Ein Mord ohne Leiche und ein fataler Schuldspruch – doch die wahre Geschichte wartet noch darauf, erzählt zu werden …


Inhaltsangabe:

Lund, Schweden: Vier Literaturstudenten treffen auf den gefeierten Autor Leo Stark. Schnell geraten sie in den Bann des manipulativen Schriftstellers, der sie gleichermaßen fasziniert wie abstößt. Doch eines Nachts verschwindet Stark spurlos. Und obwohl keine Leiche gefunden wird, spricht man den Studenten Adrian des Mordes schuldig.
Jahre später beschließt dessen Freund Zack, ein Buch zu schreiben. Das Verbrechen von damals, für das Adrian acht Jahre ins Gefängnis musste, hat den Journalisten nie richtig losgelassen. Von Adrians Unschuld überzeugt, ist Zack fest entschlossen, die Wahrheit aufzudecken. Doch bei seinen Recherchen stößt er auf den Widerstand seiner ehemaligen Studienfreunde. Alle scheinen sie etwas vor Zack zu verbergen. Und dann taucht plötzlich Leo Starks Leiche auf …
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Der Klappentext hört sich spannend an, und nach dem Erfolg von „Die Lüge“ war ich entsprechend gespannt auf dieses Buch. Es ist schon etwas älter, hat es allerdings jetzt erst nach Deutschland geschafft.

Die Handlung ist sehr gut überlegt. Im Buch geht es praktischerweise darum, wie man einen Bestseller schreibt, und es gibt oft Andeutungen, was jetzt passieren würde, würde die Rahmenhandlung einen Roman abbilden. So werden die Figuren aus dem Buch herausgerissen und der Eindruck erweckt, dass es sich nicht nur um einen Plot, sondern um die Realität handelt.

„Wenn wir die Protagonisten eines Romans gewesen wären, hätte die Auflösung des Konflikts unmittelbar bevor gestanden.“ (Zitat S. 327)

Die Charaktere sind interessant konstruiert. Jeden Einzelnen kann man sich sehr gut vorstellen, mit allen Eigenarten. Die ungezähmte Betty, hübsch und trotzdem meist schüchtern. Adrian, der durch sein selbstbewusstes Auftreten schnell der Anführer der Gruppe wird. Fredrik, der eigentlich nicht allzu interessant ist, aber trotzdem mit ihnen abhängen darf. Und zu guter Letzt Zack, an dem nichts so richtig besonders ist, außer seinem Wunsch Schriftsteller zu werden.

Auch Li Karpe, die Dozentin, und Leo Stark, den berühmten Autor, konnte Edvardsson zum Leben erwecken. Die extrovertierte junge Frau und der wankelmütige ältere (?) Herr mit Hang zur Perversion haben ebenso ihre Ecken und Kanten, die sie perfekt mit den Studenten harmonieren lassen. Obwohl ich an manchen Stellen das Gefühl hatte, dass die Beziehungen untereinander oft unglaubwürdig waren („jeder mit jedem“ soll nicht die Aussage sein, trifft es aber doch ganz gut), konnte die Dynamik aller Figuren gemeinsam überzeugen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

Zack, der Erzähler springt zwischen diesen beiden Zeiten (1996 und 2008) hin und her. Sein Ziel ist es, aus den Gesprächen mit seinen ehemaligen Freunden einen Roman zu schreiben, der Adrian entlasten soll. Denn Zack ist der Meinung, dass dieser für den Mord an Leo Stark unschuldig im Gefängnis saß. Und hier komme ich zu den negativen Punkten in der Geschichte. Hauptkritikpunkt: Edvardsson hält sich nicht an seine eigenen Regeln.

„Die Wahrheit kann sehr verschieden aussehen, je nachdem, wen man fragt.“ (Zitat S. 329)

Li Karpe doziert regelmäßig, dass man (sinngemäß) nur dann schreiben soll, wenn man etwas zu erzählen hat. Aber - und das habe ich mich während drei Vierteln der Rückblenden gefragt - was genau will er denn erzählen? Es ging um Partys, Liebe, Sex und den Unterricht. In Dauerschleife. Worauf wollte der Autor hinaus? Für irgendetwas muss dieser Erzählstrang doch wichtig sein. Erst im letzten Viertel kam es hier zum Höhepunkt. Bis dahin fand ich die Handlung einfach nichtssagend und zäh.

Die Erzählung in der Gegenwart gefiel mir um einiges besser, jedoch hätte ich mir mehr von Adrian gewünscht. Er, der angeblich unschuldig im Gefängnis saß, ist in der Gegenwart nur von Bedeutung, wenn Zack ihn zu Recherchezwecken benötigt. Dabei wäre es doch sicher auch spannend gewesen, hätte man die Verurteilung aus seiner Sicht gesehen. Schon früh erfahren wir, dass er keine Berufung eingelegt hat. Warum nicht? Was waren seine Beweggründe? Stattdessen müssen wir Zack begleiten, der, getrieben von seinem Traum, einen bedeutenden Roman zu schreiben, wieder bei seiner Mutter einzieht und ein ebenso langweiliges Leben führt, wie es sich für mich liest.

Ich habe den eigentlichen Höhepunkt nachher nicht einmal als solchen empfunden, was ich sehr schade fand. Die Handlung plätscherte vor sich hin, machte einen Schritt vor und zwei zurück und geriet dadurch immer mehr auf die spannungslose Schiene.

Persönliches Fazit: Es gibt keine Plottwists, keine Spannung, für mich nicht mal einen richtigen Höhepunkt. Sehr schade, „Die Lüge“ war eindeutig besser. _______________________________________________

Bibliografie:

Autor: Mattias Edvardsson
Verlag: Limes

ISBN: 978-3809026846
Reihe: -
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 04.11.2019
Seitenanzahl: 464
Format: Broschur: 15,00 € / E-Book: 11,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © Recensio Online, Katharina
Cover Original: © Limes


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