Ania Ahlborn - Wo das Böse lauert

 
Realität oder Fiktion? Freund oder Feind?

Inhaltsangabe:

Deer Valley ist eine seltsame kleine Stadt. Immer wieder verschwinden hier Hunde und Katzen. Aber nun fehlt von dem zwölfjährigen Jude Brighton jede Spur. Die Bewohner von Deer Valley bereiten sich auf das Schlimmste vor. Denn vor Jahren verschwand hier schon einmal ein Junge. Nach Tagen fand man seine verstümmelte Leiche im Wald, doch nie seinen Mörder. Die Erleichterung ist groß, als Jude doch wieder zurückkehrt. Nur Steve merkt, dass mit seinem besten Freund etwas nicht stimmt. Dieser Junge ist nicht Jude!
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Den Geschichten von Ania Ahlborn muss man Zeit geben. Gut, dass ich das wusste, denn so konnte ich mich schon darauf einstellen. Ansonsten wäre ich bereits zu Beginn womöglich etwas enttäuscht gewesen, dass gefühlt gar nichts passiert. Die Figuren und das Städtchen werden eingeführt, die bedrohliche Atmosphäre wird langsam aufgebaut. Die Autorin lässt sich viel Zeit, die Hintergründe auszuführen und den Figuren Leben einzuhauchen. Hier muss man am Ball bleiben, denn was sich bis dahin nur langsam ins Bewusstsein gedrängt hat, wird sich dort ausbreiten wie eine Seuche, einen ergreifen und mitreißen, unter Umständen ein bisschen verändern.

Den ersten Teil liest man aus der Sicht von Stevie. Sein zehnjähriges Leben ist bisher von Gewalt und Hass geprägt. Die Abneigung zu seinem Stiefvater und zu seinem Bruder beruht auf Gegenseitigkeit. Seine Mutter liebt er, auch wenn sie „zeitweise blind“ ist. Er weiß, dass sie sich weder gegen ihren Sohn noch ihren Mann durchsetzen kann, wenn sie Hand an Stevie legen. Mindestens genauso sehr, wenn nicht noch mehr, liebt er seine Tante Mandy und ihren Sohn Jude. Ihr Zuhause ist für ihn ein Rückzugsort, denn auch wenn Mandy ihn nicht schützen kann, so versteht sie ihn doch und hört ihm zu. Manchmal kann auch das etwas Trost spenden.

Jude ist nicht nur Stevies Cousin, sondern auch sein bester Freund. Die beiden verbringen jede freie Minute miteinander, und gerade jetzt, in den Ferien, bedeutet das die ultimative Freiheit. Als Jude dann plötzlich wieder auftaucht, ist Stevie der einzige, der davon überzeugt ist, dass etwas nicht stimmt. Dieser Junge sieht zwar aus wie Jude, aber er ist es nicht! Das weiß Stevie einfach. Hier hat die Autorin geschickt mit den Figuren agiert. Denn Stevie sieht Dinge, die andere nicht zu sehen scheinen. Beziehungsweise glaubt er, sie zu sehen. Das macht ihn zu einem unzuverlässigen Erzähler, so dass man nie weiß, ob etwas seiner Fantasie entsprungen oder real ist. Seine psychische Gesundheit bleibt eine ständige Frage. Diese Zweifel bauen die Spannung nach und nach auf, erst unterschwellig, dann immer greifbarer. Ebenso werden die Geheimnisse von Deep Valley langsam gelüftet, und was da ans Licht kam, hat mich schockiert.

Im zweiten Teil lernen wir Rosamund kennen, die ihr eigenes Päckchen zu tragen hat und ein anderes Licht auf Judes Verschwinden wirft. Im dritten Teil werden Stevies und Rosamunds Erzählungen zusammengeführt und zu einem großartigen Finale verflochten. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, es passt zur gesamten Geschichte, war schlüssig und ließ keine weiteren Fragen offen.

Der Horror liegt hier übrigens nicht im übernatürlichen, sondern mehr im psychologischen Bereich. Die Autorin schreibt nach dem Motto „Weniger ist mehr“ und lässt den Leser auf diese Weise viele Informationen zwischen den Zeilen zukommen. Ein großes Thema ist wieder der Missbrauch von Kindern, weswegen das Buch für zart besaitete Gemüter eher nicht zu empfehlen ist. Ich habe während des Lesens viele Gefühle durchlaufen. Schock und Ekel vor menschlichem Verhalten waren nur einige davon, und die Gänsehaut war mein ständiger Begleiter.

Persönliches Fazit: Ania Ahlborn steht mit dieser Geschichte Altmeister Stephen King in nichts nach. Subtiler Horror, verpackt in eine scheinbare Idylle, sowie undurchschaubare Charaktere abseits des Mainstreams sind das Geheimrezept für diesen gelungenen Schocker. Bitte lesen!
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Bibliografie:

Autorin: Ania Ahlborn
Verlag: Festa 
ISBN: 978-3865527950
Reihe: Festa Horror & Thriller
Genre: Horror, Thriller
Erscheinungsdatum: 04.12.2019 (Print)
Seitenanzahl: 464
Format: Taschenbuch: 14,99 € / E-Book: 4,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © Recensio Online
Cover Original: © Festa Verlag