Filmkritik: I Am Mother


Kann ein Roboter eine menschliche Mutter ersetzen?



 


Filmdaten

Originalname: I Am Mother
Start Deutschland: 22.08.2019
Genre: Science-Fiction, Thriller, Drama
Laufzeit: 113 Minuten
FSK: 12
Verleih: Concorde
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Inhalt

Ein Teenager-Mädchen, genannt „Tochter“ (Clara Rugaard), lebt in einem unterirdischen Hochsicherheitsbunker und wird von einem humanoiden Roboter namens „Mutter“ (Stimme von Rose Byrne) aufgezogen. Der Androide wurde entwickelt, um die Erde nach der Auslöschung der Menschheit neu zu besiedeln. Die besondere Beziehung zwischen den beiden wird bedroht, als unerwartet eine blutüberströmte fremde Frau (Hilary Swank) vor der Luftschleuse des Bunkers auftaucht und völlig aufgelöst um Hilfe schreit. Die bloße Existenz dieser Fremden stellt „Tochters“ komplette Welt auf den Kopf, und nach und nach beginnt sie, ihr einziges Elternteil als potenzielle Gefahr zu betrachten. In einem atemberaubenden Finale muss sich „Tochter“ der „Mutter“ von Angesicht zu Angesicht stellen, um die Wahrheit über ihre Welt und ihre wahre Mission herauszufinden.
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Meinung von Julie

Ein Tag ist vergangen, seitdem die Erde verwüstet und die gesamte Menschheit ausgelöscht wurde. Lediglich ein paar trostlose Baumstümpfe stehen vereinzelt unter dem giftigen Himmel herum. Alles, was von der Zivilisation übrig geblieben ist, sind ein einzelner zyklopenäugiger Androide und etwa 63.000 menschliche Embryonen, verstaut in einem hermetisch abgeriegelten Hochtechnologie-Bunker.

Hier werden wir in die Story eingeführt, die in der ersten Filmhälfte als klassisches Kammerspiel inszeniert wird. Alles spielt sich in diesem Bunker ab. Der Androide, der sich selbst einfach nur „Mutter“ nennt, soll mithilfe der eingelagerten Embryonen die Neubesiedlung der Erde in die Wege leiten und so das Überleben der menschlichen Rasse sicherstellen. Zu Testzwecken beginnt „Mutter“ mit einem einzelnen weiblichen Kind. „Tochter“ wächst unter der untypisch fürsorglichen Obhut des Androiden zu einer jungen Erwachsenen heran und wird in verschiedenen Belangen von „Mutter“ unterrichtet. Regelmäßig, nämlich immer zu ihrem Geburtstag, finden Prüfungen statt, die belegen sollen, dass „Tochter“ sich stetig verbessert. Und auch „Mutter“ testet ihre Fähigkeiten als eben solche. Hier fehlen mir intensivere Einblicke hinsichtlich des Zusammenspiels beider Figuren. So bleiben wesentliche und für mich hochinteressante Fragen offen, wie beispielsweise: Kann ein Roboter eine menschliche Mutter ersetzen? Welchen Einfluss haben Isolation und mangelnde soziale Kontakte auf das menschliche Verhalten? Welche inneren Werte kann die Maschine dem Menschen vermitteln?

In der zweiten Hälfte erscheint plötzlich eine fremde, verletzte Frau vor den Toren des Bunkers. Mit ihrer Anwesenheit bringt sie das harmonische Gleichgewicht ins Wanken. Für „Tochter“ stellt sich die Frage, wie viel Leben draußen tatsächlich noch existiert und warum „Mutter“ sie diesbezüglich belogen hat. Ein innerer Konflikt entbrennt. Unter den Beteiligten entsteht ein Wettstreit um Vertrauen und Kontrolle. Hier legt der Film gekonnt an Tempo zu und spielt geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers, um ihn das ein oder andere Mal in die Irre zu führen. Aus dem bisherigen Kammerspiel wird ein Thriller, der mit spannenden Twists punkten kann. Zumindest bis zum Ende. Dieses fühlte sich etwas gehetzt und erzwungen an, als hätte die Zeit nicht für einen ordentlich ausgearbeiteten Showdown gereicht. Für mich waren die letzten Minuten irgendwie enttäuschend. Wenn man so viel Zeit für die Einführung und den Storyaufbau investiert, darf man am Ende nicht geizig sein.

Eine große schauspielerische Herausforderung musste die Hollywood-Newcomerin Clara Rugaard bewältigen. Ihre Figur "Tochter" dient im Film als Identifikationsfigur für den Zuschauer. Eine zentrale Rolle, die daher hohe Erwartungen mit sich bringt. Ihre Darbietung kann sich durchaus mit der von Oscar-Preisträgerin Hilary Swank messen lassen, die im Film als die fremde Frau zu sehen ist.

Fazit: „I Am Mother“ punktet mit gut agierenden Darstellern, einer fesselnden Story und ist auch visuell ein starker Streifen. Kinogänger erwartet ein atmosphärischer Sci-Fi-Thriller, dessen Potenzial allerdings nicht völlig ausgeschöpft wurde. Dennoch überaus sehenswert!


© Recensio Online
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Cast & Crew

Darsteller:
Clara Rugaard
Hilary Swank

Regisseur:
Grant Sputore

Produzent:
Kelvin Munro
Timothy White

Drehbuch:
Michael Lloyd Green

Kamera:
Steve Annis

Musik:
Dan Luscombe
Antony Partos

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