Jodi Picoult - Der Funke des Lebens


Zwei Väter, zwei Töchter und die Frage nach dem Wert des Lebens
 
Inhaltsangabe:

An einem warmen Herbsttag wird der Polizeiunterhändler Hugh McElroy zu einer Frauenklinik in Jackson, Mississippi, gerufen. Ein verzweifelter Schütze war in die Klinik eingedrungen, hatte das Feuer eröffnet und die Anwesenden als Geiseln genommen. Als McElroy im Begriff ist, mit dem Geiselnehmer zu verhandeln, kommt auf seinem Handy eine schockierende Nachricht an: Seine 15-jährige Tochter Wren befindet sich in der Klinik. McElroy setzt alles daran, Wren und die anderen Geiseln zu befreien - Frauen in Not, engagierte Ärzte und Krankenschwestern, bedroht von einem fanatischen Abtreibungsgegner, selbst Vater einer Tochter im Teenageralter, der Amok läuft, um sich Gehör zu verschaffen ...
___________________

❗️Triggerwarnung: Abtreibung


Wer, wenn nicht Jodi Picoult, ist dazu prädestiniert, ein solch sensibles Thema in einem Roman zu verarbeiten? Ihr gelingt es bei jedem Thema, über das sie schreibt, dem Leser das Urteilen selber zu überlassen. Nie repräsentiert sie nur eine Meinung, sondern gibt immer genug Stoff, sich selbst Gedanken zu machen und die Situation zu bewerten.

„Was aus einem Blickwinkel wie Gewalt aussah, sah aus einem anderen wie Gnade aus.“ (Zitat)

Und genau aus diesem Grund schafft sie es, die Protagonisten so komplex zu gestalten. Während der Geiselnahme in der Frauenklinik, in der sowohl Abtreibungen vorgenommen werden als auch zu Empfängnisverhütung beraten wird, lernen wir die Frauen und ihre Beweggründe kennen. Sie alle hier vorzustellen, würde den Rahmen sprengen. Aber um es in Jodi Picoults Worten zu sagen:

„Wo wir die Linie ziehen, verändert sich – nicht nur jene zwischen denen, die Gegner, und jenen, die Befürworter eines Schwangerschaftsabbruchs sind, sondern auch die jeder einzelnen Frau, abhängig von ihren Lebensumständen.“ (Zitat)

Jede Frau bringt ihre eigene Geschichte mit. Abtreibungsgegner und -befürworter kommen hier gleichermaßen zu Wort. Man neigt dazu, vorschnell über die Frauen zu urteilen. Doch je besser man sie kennen lernt, ihre Beweggründe und ihr Leben, desto besser versteht man sie.

Dazu sei gesagt, dass die Abtreibungsgesetze in den USA gänzlich anders geregelt sind als hier in Deutschland. Das beginnt schon damit, dass jeder Staat sein eigenes Alter setzt, bis zu dem ein Fötus abgetrieben werden kann. Auch die soziale Absicherung ist in den Staaten eine ganz andere als hier – nämlich kaum vorhanden. Außerdem steht Empfängnisverhütung aus religiösen Gründen nicht urteilsfrei zur Verfügung – so dass es überdurchschnittlich oft zu Abtreibungen kommt.

„Gesetze sind schwarz und weiß. Das Leben von Frauen besteht aus tausend Grautönen.“ (Zitat)

Wieder einmal besticht der Roman von Jodi Picoult durch lückenlose Recherche und spannende Aufarbeitung des Themas. Informativ, aber auch schockierend bringt sie dem Leser beide Seiten einer Medaille zur Beurteilung und überlässt es ihm, die Figuren positiv oder negativ zu empfinden.

Einziger Kritikpunkt ist für mich die Erzählweise – die mochte ich persönlich einfach nicht, bringt die Story aber voran, und es ist nachvollziehbar, weshalb sie keine zeitlich chronologische Erzählung gewählt hat. Die Geschichte wird rückwärts erzählt – vom Zeitpunkt der Geiselnahme als Startpunkt bis zur Öffnung der Klink am Morgen am Ende.

Persönliches Fazit: Jodi Picoult bringt die eigenen Glaubenssätze ins Wanken und regt zum Nachdenken an. Ihr ist wieder einmal ein Drama gelungen, welches Diskussionen entfachen und die Gemüter erhitzen wird.
___________________

Bibliografie:

Autorin: Jodi Picoult
Verlag: C. Bertelsmann
ISBN: 978-3570104002
Reihe: -
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 27.04.2020
Seitenanzahl: 448
Format: HC: 20,00 € / E-Book: 15,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Katharina
Cover Original: © C. Bertelsmann

1 Kommentar:

  1. Liebe Katharina,

    ich hatte mich im Vorfeld sehr auf dieses Buch gefreut. Eben weil es Jodi Picoult ist und sie mich immer wieder aufs neue beeindruckt.
    Wie du finde ich, dass sie wieder einmal ein Thema sehr differenziert ausgeleuchtet hat. Alle Meinungen bedrachtet und zum Nachdenken anregt.
    Und ebenfalls habe ich mich an der rückwärtigen Erzählweise gestört. Aber ich glaube, ein wenig mehr als du es getan hast :)

    Ich habe deine Rezension in meine Rubrik "Weitere Meinungen" verlinkt. Falls das nicht okay ist, melde dich bitte bei mir! :)

    Liebe Grüße
    Jacki von Liebe dein Buch

    AntwortenLöschen

Danke für deine Nachricht!