Janine Schweitzer - Eine Frau räumt auf


Zeig mir deinen Tatort und ich sage dir, wie du gestorben bist

Inhaltsangabe:

»Um Himmels willen, wie sieht es denn hier aus?!« – eine Frage, die Janine Schweitzer niemals stellt. Sie ist Schädlingsbekämpferin, Messie-Entrümplerin und Tatortreinigerin. In ihrem Berufsleben hilft sie Menschen, die im eigenen Chaos versinken und erlebt dabei allerhand spannende Fälle. Ein gut aussehender Akademiker schläft zu Hause in einem Müllberg und uriniert in Pfandflaschen, eine perfektionistische Teamleiterin kauft ihre Kleidung neu statt sie zu waschen, ein Fahrzeugüberführer hortet Zehntausende Pornos, bis seine Freundin Alarm schlägt. Janine Schweitzer erzählt von allen Facetten ihres Berufs und gewährt uns einen packenden Blick hinter die Kulissen unserer Gesellschaft.
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Wo gehobelt wird, da fallen Späne – klar, dass mich als Krimileserin auch interessiert, was eigentlich mit den Tatorten passiert, nachdem die Leiche entfernt und der Tatort wieder freigegeben wurde. Das neue Buch von Janina Schweitzer kam mir da gerade recht.

„Denn nicht nur von der Schädlingsbekämpfung zur Desinfektorin war es ein logischer Schritt gewesen, sondern auch von der Desinfektorin zur Tatortreinigerin.“ (Zitat)

Sie beginnt ganz am Anfang und erzählt, wie sie überhaupt zu diesem Beruf gekommen ist. Kann man sich überhaupt dazu berufen fühlen? Ist das ein Beruf, den man von Kind auf gerne lernen möchte so wie Tierärztin oder Astronautin? Bei Janina Schweitzer hat eines zum anderen geführt.

Das Buch ist mehr oder weniger so aufgebaut wie ihr Berufsweg. Sie erzählt von einigen Reinigungen, die sie in Messie-Haushalten durchgeführt hat und die ihr im Gedächtnis geblieben sind. „Das hätte ich nie gedacht!“ – Einer der Sätze, die ihr von Nachbarn oder sogar von der Familie der Betroffenen gesagt werden. Tatsächlich erzählt sie, dass man vom Äußeren eines Menschen nicht auf seine Lebensumstände schließen kann – hat sie doch manches Mal selber schon gedacht, dass sie sich in der Tür geirrt hat.

Man kann sich anhand ihrer Beschreibungen sehr gut vorstellen, welchen Herausforderungen sie und ihr Team sich stellen müssen. Besonders schrecklich fand ich persönlich die Vorstellung, dass in einem Messie-Haushalt ein Kind lebt – unter schlimmsten hygienischen Umständen.

„In Messie-Wohnungen gibt es immer viel zu sehen, der Blick bleibt an vielen Dingen hängen und man muss die auf einen einprasselnden Eindrücke erst einmal verarbeiten.“ (Zitat)

Sie geht jedoch ohne Vorurteile an jeden Job heran, kann man den Menschen doch nicht danach beurteilen, wie es in seiner Wohnung aussieht – schließlich weiß man nicht, wie jemand in eine solche Situation gekommen ist.

Doch auch die Beschreibungen der Tatorte sind nicht ohne. Besonders eindrucksvoll fand ich, dass Janine Schweitzer sich die Tatortreinigung selbst beigebracht hat – learning by doing. Denn wie sich herausstellte, sind die Kollegen selbst in einer weit entfernten Stadt sehr eigen und geben nicht besonders gerne Tipps oder Hilfestellung.

Persönliches Fazit: Sehr interessantes Sachbuch, das in gut eingeteilten Kapiteln Einblick in den Beruf der Tatortreinigerin gibt.

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Bibliografie:

Autorin: Janine Schweitzer
Verlag: riva
ISBN: 978-3742313614
Reihe: -
Genre: Sachbuch
Erscheinungsdatum: 14.07.2020
Seitenanzahl: 160
Format: Broschur: 16,99 € / E-Book: 12,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Katharina
Cover Original: © riva
Grafikgestaltung: RO, Sabrina

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