Ambrose Ibsen - Der Spuk von Beacon Hill

In einem Spukhaus ist ein Mädchen verrückt geworden. Sie versucht seither sich umzubringen, weil sie von dem Geist einer toten Frau terrorisiert wird. 

Inhaltsangabe:

Sadie ist 25, arbeitet als Bibliothekarin und hat eine besondere Gabe: Sie ist empfänglich für das Übernatürliche.
Ein Freund bittet Sadie, sich mit einem seltsamen Ereignis zu befassen. In einem angeblichen Spukhaus in der Stadt ist ein Mädchen verrückt geworden. Sie versucht seither sich umzubringen, weil sie, so behauptet das Mädchen, von dem Geist einer toten Frau terrorisiert wird. Diesen Geist nennt sie »die Madenmutter«. Obwohl sie ihre Gabe immer unterdrückt hat, möchte Sadie helfen und betritt das unheimliche Haus.
Doch die Geschichte der Madenmutter ist keine Erfindung von einem gestörten Teenager. Der Geist der Toten ist real – und sehr bösartig ...
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Die Geschichte beginnt mit einer Mutprobe. Drei Jugendliche wollen ihre Tapferkeit beweisen, indem sie ein Haus aufsuchen, das seit etwa 100 Jahren leer steht, weil sich dort eine so unglaubliche Tragödie abgespielt haben soll, dass nicht alle verlorenen Seelen den Übertritt geschafft haben. Eine davon ist „Madenmutter“, eine Frau, die fünf Kinder adoptiert hat, nachdem das Waisenhaus, indem sie arbeitete, aufgrund von üblen Foltermethoden geschlossen wurde. Doch trotz Hilferufe der Adoptanten, dass die Qualen weitergehen, kommt ihnen niemand zu Hilfe, sodass sie in ihrer Not Selbstjustiz geübt haben. Doch „Madenmutter“ ist noch lange nicht bereit, diese Welt zu verlassen, vor allem nicht solange der jugendliche Wahnsinn immer wieder für Besucher sorgt ...

Das Buch ist aus der Sicht eines Erzählers geschrieben, dennoch wirkt es nicht distanziert, sondern lebendig aufgrund der vielen Dialoge zwischen Sadie und ihrem Kollegen August.

Die Kapitel sind mittellang, fliegen aber durch den extrem flüssigen Schreibstil an einem vorbei, sodass man sie nicht wirklich wahrnimmt, sondern blättert und blättert und schwupps ist die Geschichte passé.

Die Charaktere sind nicht in aller Ausführlichkeit beschrieben, stellenweise hat man auch den Eindruck, dass man die Person erst im Laufe des Buches kennenlernt. Dennoch wirken sie nicht wie leblose Schaufensterpuppen, sondern realistisch und einen Ausschnitt ihres Lebens beleuchtend, ohne dabei zu sehr in die Tiefe zu gehen.

Die Aufmachung des Buches ist eher zurückhaltend, dennoch wurde hier ein klassisches Gruselmotiv gewählt, das gleich klarmacht, was der Mittelpunkt oder der Auslöser für das ganze inhaltliche Grauen ist. Und dieser Auslöser liebt hollywoodreife Auftritte:
 
„Es begann mit einem kehligen Stöhnen, vielleicht einem Laut der Qual, der die Eingeweide ebenso traf wie das Ohr. Weitere folgten, ein Stöhnen nach dem anderen, wie die Glieder einer Kette und nur vom rasselnden Geräusch einer klapprigen Lunge unterbrochen. (Pos. 1597)

Und auch wenn die Geschichte nicht ganz so atmosphärisch wie „Carrow House“ von Darcy Coates ist, ebenfalls ein empfehlenswerter Titel aus dem Festa Verlag, konnte sie mich mit mehreren schönen Vergleichen überzeugen:
 
„Staub wehte vom Boden auf, rieselte von der Decke und tanzte im dünnen Lichtkegel der Lampe wie Schnee in einem Wirbelsturm.“ (Pos. 84)

Ich finde es toll, wenn Gruselbücher nicht aus Blutlachen, wildem Geballer und hirnlosen Dialogen bestehen. Gänsehaut machen für mich die Atmosphäre und die Psychospielchen aus. Das hätte man hier zwar noch intensivieren können, Luft nach oben ist vorhanden, doch der Schreibstil des Autors lässt das Buch zu einem absoluten Pageturner werden. Zudem gefällt es mir, wenn Sagen und Legenden aufgegriffen werden. Hier ist des Rätsels Lösung, wie man einen Geist loswird, wirklich auf ein klassisches Ritual zurückzuführen. Doch damit ist auch ein Wermutstropfen verbunden. Kaum ist ein Lösungsweg gefunden, wird das Ende sehr schnell und fast problemlos herbeigeführt. Es fehlt noch ein Twist, ein Herzinfarktmoment, weil die Lösung doch nicht ganz so greift, einfach ein dramaturgischer Wendepunkt, der erst noch einmal alles in Schwarz färbt, bevor man doch wieder ein Licht am Ende des Tunnels sieht. Das ist echt schade und würde dem Buch einen feineren Schliff verpassen.

Persönliches Fazit: Ein klassisches Gruselbuch mit einem spannenden Setting, schönen Beschreibungen und einer herrlich-unheimlichen Atmosphäre.
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Bibliografie:

Verlag: Festa
ISBN: 978-3-86552-861-2
Reihe: Festa Horror & Thriller
Genre: Horror, Thriller
Erscheinungsdatum: 25.08.2020
Seitenanzahl: 272
Format: PB: 14,99 € / E-Book: 4,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Darren
Cover Original: Festa Verlag
Grafikgestaltung: © RO, Darren

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