Flavius Ardelan - Der Heilige mit der roten Schnur

So abgründig wie H. P. Lovecraft, so düster wie Grimms Märchen!


Inhaltsangabe:

In dem Roman „Der Heilige mit der roten Schnur“ erzählt uns Bartholomäus Knochenfaust, ein lebendiges Skelett, die Geschichte des Heiligen Taush. Er erzählt von dessen Geburt in der Zitadelle von Gaisterștat, von Taushs besonderer Gabe, eine rote Schnur aus seinem Bauchnabel zu spinnen, und von seinen Lehrjahren beim Alten Tace. Bei diesem lernt er schließlich, wie er mit seinen magischen Fähigkeiten und der Macht des Erzählens die Welt vor der un'Welt beschützen kann. Und Bartholomäus erzählt, wie Taush schließlich gemeinsam mit seinen Freunden in den Kampf gegen das Böse der un'Welt zieht.

Mit magischer Sprachgewalt entspinnt der Autor eine düstere, märchenhafte Welt, die seine Leser*innen sofort gefangen nimmt. Flavius Ardelean schreibt Fantastik auf höchstem literarischem Niveau und erhielt dafür bereits mehrere Auszeichnungen. »Der Heilige mit der roten Schnur« ist ein so finsteres wie tiefschürfendes Märchen über den Menschen und das, was sich seiner Vorstellungskraft entzieht, eine Fabel über die Liebe, das Leben und den Tod. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über die Kraft des Erzählens.

Suplimentul de Cultura: »Flavius Ardelean schreibt über alternative Welten jenseits des Multiversums – eine Fabel über das Groteske im Gewand des Erhabenen und über das Erhabene, versteckt im Grotesken.«

Romania Literara: »Dieses Buch ist ein labyrinthisches Fest, eines der wichtigsten Bücher über den Limbus, den Zustand zwischen Leben und Tod. Vor allem aber schreibt Flavius Ardelean über Welten, die von Figuren bevölkert werden, die süchtig nach Geschichten sind.«

Observator Cultural: »Dieses Buch vereint Fantasie, Ideenreichtum, erzählerische Virtuosität, ein Feingefühl für die menschliche Seele und, vielleicht, eine Dimension, die darüber hinausgeht. So bewegt es sich fern von flacher Prosa und jeder Mainstream-Konformität. Es ist ein Buch eines Meisters dunkler Fantastik, aber vor allem eines Meisters der Erzählkunst. Jenseits jedes Genrevorurteils ist eine so wundervoll gestaltete Geschichte wie diese in erster Linie große Literatur.«
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Die Geschichte „Der Heilige mit der roten Schnur“ wird von einem Skelett einem Mitreisenden erzählt. Es handelt sich hierbei um einen Jungen namens Taush, der anfangs recht zurückgeblieben wirkt. Er spricht extrem lange nicht und verschwindet immer wieder für ein paar Tage bis Wochen aus seinem Elternhaus. Doch jedes Mal, wenn er wiederkommt, bringt er eine neue Fähigkeit mit. Anfangs kann er altes Essen wieder frisch machen oder spricht er mit Tieren und kann ihre Verletzungen heilen, später geleitet er tödlich Verwundete bei ihrer letzten Reise, in dem er einen roten Faden aus seinem Bauchnabel zieht und sie je nach Handgelenk, welches er wählt, in die Hölle oder in den Himmel sendet. Diese Fähigkeiten bergen nicht nur Gutes in sich. Jedes Mal, wenn er von einer Reise wiederkommt, wirkt er trauriger, melancholischer und schwermütiger. Denn das Wissen, das den meisten Menschen verborgen bleibt, kann keine Seele alleine tragen.

Wie bereits erwähnt wird die Geschichte von einem Skelett erzählt, das einen Reisenden mitnimmt. Der Reisende lauscht der Geschichte und jeden Tag, wenn sie Nachtruhe einlegen, muss er einen vorher nicht vereinbarten Wegezoll entrichten. Hier geriet ich beim Lesen schon mächtig ins Stolpern, da mir der Ablauf der Aktionen des Skeletts und vor allem das Ausbleiben der Reaktion des Mitreisenden darauf zu unrealistisch wurde. Ebenso war es nicht förderlich, dass, wenn die Erzählung über den Jungen mal Fahrt aufgenommen hat, immer das Skelett dazwischenfunkte mit Unterbrechungen wie: „Aber ich sehe, du willst weiterhören; du bist unersättlich, was? Dann höre, Pilger mit nur einem Auge.“ (Seite 84)

„Nun, lieber Reisender, hoffe ich, dass meine Geschichte deinen Gefallen gefunden hat, denn es ist noch viel von ihr übrig und es wäre schade, sie gerade jetzt abzubrechen, da du von der Geburt und der Kindheit dessen gehört hast, welcher die Stadt gegründet hat, der wir uns gemeinsam nähern wie zwei alte Freunde, obwohl wir uns gerade erst kennen gelernt haben.“ (Seite 38)

Auch solche steten Zusammenfassungen der vorherigen Seiten tauchen regelmäßig auf und zerstörten für mich den Lesefluss. Ich empfinde sie als überflüssig, da die Seiten ja gerade erst gelesen wurden und auch die Kapitel immer mit einer Art zusammenfassenden Überschrift beginnen:
„Kapitel fünf – In dem wir vom Tod der Geister erfahren und von Taushs Liebster und wie sie sich verstecken, um einer dem anderen wollüstigen Augenblicke zu entreißen, Taush begleitet eine Katze und sieht auf die andere Seite der Wolken“ (Seite 52)

Mit Taush selbst konnte ich auch nicht recht warm werden. Als er ins jugendliche Alter kommt, verliebt er sich das erste Mal und seine Liebe wird erwidert. Obwohl das Zusammensein zweier junger Menschen nicht ohne Anstandsperson erlaubt ist, nehmen sie auch körperlich alles mit, was geht. Doch statt seine angebliche große Liebe zu heiraten, verweigert er sich dieser Verantwortung und redet sich damit heraus, dass seine Geliebte sterben muss, wenn sie mit ihm zusammen bleibt. Neben der Schande, die er damit über seine Freundin ausspricht, stirbt sie natürlich kurz darauf - und Taush wusste das, denn er hat ihre rote Schnur bereits vorbereitet.

Persönliches Fazit: Wer gerne klassische Märchenbücher liest, der wird seine wahre Freude an dem Schreibstil haben. Das war für mich auch so ziemlich der einzige Pluspunkt des Buches. Vielleicht habe ich insgesamt zu viel erwartet, nachdem der Autor mit Poe verglichen und in den höchsten Tönen gelobt wurde. Für mich war das Buch so mühsam zu lesen, dass ich es bei 47 % endgültig abgebrochen habe. Die Geschichte holperte und stockte, ich sah keine Richtung, in die das Ganze führen sollte, und die ständigen Wiederholungen und Zusammenfassungen konnte ich irgendwann auch nicht mehr lesen. Sehr schade, denn eigentlich mag ich Bücher in solch' alt anmutender Sprache.
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Bibliografie:

Autor:
Flavius Ardelan
Verlag: homunculus
ISBN: 978-3-946120-90-2
Reihe: -
Genre: Belletristik, Fantastik
Erscheinungsdatum: 10.09.2020
Seitenanzahl: 216
Format: HC: 22,00 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Darren
Cover Original:
homunculus Verlag
Grafikgestaltung: © RO, Darren


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