Dracula - Mythos oder Legende?

Glaubt ihr, dass es so etwas wie Vampire wirklich gab oder sogar noch gibt?


Wie ist der Mythos entstanden?

Unbestritten ist, dass es Vampire, so wie Bram Stoker sie beschreibt, nicht gegeben hat. Dennoch hat er sich inspirieren lassen, so dass man sicher davon ausgehen kann, dass der bekannte Graf Dracula einer Person nachempfunden wurde. Hierzu gibt es mehrere Theorien. Die wohl bekannteste ist, dass der Herrscher Vlad III. als Vorbild diente, der im 15. Jahrhundert (1431-1476) unter dem Beinamen „Draculea“ (Sohn des Drachen) durch seinen Widerstand gegen das Osmanische Reich und seine Vorliebe für Pfählungen bekannt wurde. Bei seinen Untertanen galt er als gerecht, gegenüber Feinden als grausam. Er soll für den Tod von 40.000-100.000 Menschen verantwortlich sein.

Eine andere, weniger bekannte Theorie ist, dass die Figur des Dracula an die ungarische Gräfin Elisabeth Báthory gelehnt ist. Sie wurde als Serienmörderin von mindestens vierzig jungen Dienerinnen, fast noch Mädchen, verurteilt. Während ihren Helfern die Finger abgetrennt und sie bei lebendigem Leib verbrannt wurden, hatte Elisabeth eine Haftstrafe abzusitzen, während der sie verstarb. Bekannt wurde sie auch als „Blutgräfin“, die angeblich im Blut ihrer Opfer badete, um ewige Jugend zu erhalten. Hierfür gibt es jedoch keine Belege.
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Doch wie konnte sich die Legende so lange halten?

Die Menschen waren schon immer fasziniert von solchen Gräueltaten. In ihrer Vorstellung konnte nichts grausam genug sein, vorausgesetzt es richtete sich nicht gegen sie selbst.

Bleiben wir bei der bekanntesten Theorie mit Vlad III. Nicht einmal Nero konnte den Überlieferungen nach mit der Grausamkeit des Herrschers mithalten. Die mündliche Überlieferung seiner Taten beeinflusste deutsche, rumänische und russische Legenden. Im Laufe der Zeit entwickelte alles eine gewisse Eigendynamik, da vieles anders ausgelegt oder hinzugedichtet wurde. In den Erzählungen über den Menschenschlächter Draculea hatte das Volk alles, was das Herz begehrt: Folter, Feuertod, Häutung, Verstümmelung, Kannibalismus. Und natürlich die Pfählung, die Vlad III. als seine Lieblingsfolter perfektioniert hat. Kostprobe gefällig? War das Vergehen des Opfers nicht allzu schlimm, gönnte Draculea ihm einen schnellen Tod. Diesen führte er herbei, indem er mithilfe von Pferden die Beine spreizte und einen angespitzten Pfahl durch Anus oder Vagina einführte, bis dieser an einer anderen beliebigen Stelle am Körper wieder herauskam.
Sollte das Opfer einen langsamen, quälenden Tod sterben, wurde der Pfahl nicht richtig angespitzt, sondern nur eingeölt und das Opfer oben aufgesetzt. Schwerkraft und das Eigengewicht des Gepfählten taten dann ihr Übriges. Oft dauerte ein Tod auf diese Art Stunden, wenn nicht sogar Tage. Zur Abschreckung blieben die Leichname auf den Pfählen oft mehrere Wochen, bis sie verwest waren.
Diesen Stoff wandelte Bram Stoker dann 1897 in „Dracula“ zu einem Gruselroman um. In den 1930er Jahren wurde Draculeas Grab geöffnet – und war leer. Für viele ist dies der endgültige Beweis dafür, dass Vlad III. und Dracula weit mehr miteinander verbindet, als man bis dahin vermutet hat.
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Was fasziniert die Menschen an Vampiren?

Wie ihr während des Lesens sicher schon bemerkt habt, sind die Vampire der früheren Zeit anders als die von heute. Keine Glitzer-Boys, die sich unsterblich in eine junge Mitschülerin verknallen, sondern düstere, grausame, Blut trinkende Wesen, wieder auferstandene Menschen, die außergewöhnliche Kräfte haben. Sie stellten eine Gefahr dar, die man nicht einschätzen konnte. Vampire sind kalt und herzlos, sie töten aus Lust und der Gier nach menschlichem Blut, das in ihren Adern nicht mehr fließt.
Im krassen Gegenteil dazu steht der moderne Vampir - nein, nicht der Glitzer-Boy. Eher ein Frauenschwarm, maskulin, geheimnisvoll, erotisch und sexuell anziehend. Er steht für verbotene Liebe, für Unsterblichkeit. Hier gibt es nichts Gruseliges mehr.
Man könnte also sagen, es ist für jeden etwas dabei, und das macht schon viel aus. Vampire füttern auch den Aberglauben, da sie als Untote in der Zwischenwelt herumirren und nicht so richtig tot sind. Dies führt dazu, dass der Mythos „Vampir“ nie ganz ausgestorben ist.
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Buch

In seinem Schauerroman „Dracula“ von 1837 erzählt der Ire Bram Stoker die Geschichte über den englischen Rechtsanwalt Jonathan Harker, der von London zum Schloss des Grafen Dracula nach Transsilvanien (eine Region der Karpaten im heutigen Rumänien) reist, um den Kauf eines Hauses abzuwickeln. Schon bald erscheinen Harker viele Dinge merkwürdig. Abgesehen von Draculas äußerem Erscheinungsbild, kann der Graf an Wänden klettern wie eine Eidechse und wird beim Anblick von Blut gierig. Schließlich gelingt ihm, aus Angst um sein Leben, die Flucht. Doch bald wird seine Verlobte Mina krank und nach ihrem Tod, der mit merkwürdigen Malen an ihrem Hals einherging, wird sie zur Untoten. Es beginnt die Suche nach dem Grafen, um dem Spuk ein für alle Mal ein Ende zu setzen.
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Film

Selbstverständlich kam man nicht umhin, den Gruselklassiker als Film zu adaptieren. Chronologisch wurden die Hauptrollen in den verschiedenen Filmen von Max Schreck, Bela Lugosi, Christopher Lee, Klaus Kinski oder Gary Oldman verkörpert. Und das sind nur die bekanntesten Schauspieler, denn der Stoff bietet viele Möglichkeiten, die Thematik aufzuarbeiten. Da jeder Regisseur sein Augenmerk auf andere Einzelheiten richtet, kann man nicht pauschal den einen Film als den besten nennen. Welchen mochtet ihr?

Am nächsten am Roman, insbesondere in Punkto Figur und Aussehen von Dracula, kommt der italienische Film „Nachts, wenn Dracula erwacht“ von Jess Franco, in der Hauptrolle mit Christopher Lee als blutsaugender Graf. Der Film warb damit, die originalgetreueste Umsetzung der Stoker-Vorlage zu sein. Aber nur weil eine Verfilmung sich eng an ein Buch hält, heißt dies noch lange nicht, dass die Umsetzung auch gelungen ist. Tatsächlich gilt „Nachts, wenn Dracula erwacht“ zwar als treue Adaption zum Stoker-Roman, aber als Film an sich von eher geringer Qualität. Die erste offizielle Verfilmung „Dracula“ von 1931 mit Bela Lugosi und eine epische, moderne Neuverfilmung „Bram Stoker’s Dracula“ aus dem Jahre 1992 mit Gary Oldman gelten allgemeinhin als äußerst gut inszeniert, atmosphärisch, kurz: Als beste Umsetzungen des klassischen Vampirstoffes.
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© RO, Katharina

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