Vorstellung: Buchheim Verlag

Ich durfte Olaf Buchheim einige Fragen u.a. zur Verlagsentstehung stellen.
 
In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass ein bestimmtes Buch der Auslöser dafür war, einen eigenen Verlag zu gründen. Um welches handelte es sich?

Ja, das stimmt. Und zwar war es ein bestimmter Autor: Christopher Golden. Mitte der Neunziger Jahre habe ich für ein Jahr mit einer amerikanischen Familie in Michigan gelebt und damals Chris Golden als Autor für mich entdeckt. Was ich damals nicht wusste, sogar mit seinem Debüt. Seitdem bin ich ein Fan seiner Romane und fand es immer schade, dass neben den Tie-ins zu Buffy, King Kong oder Sons of Anarchy nur wenige seiner eigenständigen Bücher ins Deutsche übersetzt wurden. Ziemlich genau Zwanzig Jahre später schließlich schrieb ich Chris auf Facebook an und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, einen seiner Romane auf Deutsch bei mir zu veröffentlichen. Und obwohl ich damals ein absoluter Neuling in der Branche war, gab Chris mir diese Chance. So erreichte mich mit Chris‘ Worten „I love the idea of being your first experiment :-)“ Ende 2015 die erste Zusage für den Verlag. Der Rest ist – wie man so schön sagt – Geschichte: Schnell hatten wir uns auf DER FÄHRMANN geeinigt und natürlich wollte ich dieser Chance gerecht werden. So engagierte ich den Herr der Ringe-Illustrator John Howe für Cover und Innenillustrationen sowie den aktuellen Stephen King-Übersetzer Bernhard Kleinschmidt für die Übersetzung. Knapp über ein Jahr später erschien schließlich das erste Buch im Verlag zur Leipziger Buchmesse 2017.

 
Wie schwierig war es für dich, als neuer Verleger auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? 

Ich muss gestehen, dass ich anfänglich ziemlich naiv und unerfahren war. Wir hatten ein hochwertig produziertes Hardcover zu einem Roman von einem namhaften Autor im Bereich Horror, einem renommierten und weltbekannten Illustrator sowie einem sehr guten Übersetzer. Das Buch bei den Lesern bekannt zu machen und im Handel zu platzieren, war ungleich schwieriger. Dazu muss man wissen, dass meine Frau Yuka und ich seit mittlerweile achtzehn Jahren mit einer kleinen Stickerei & Werbefirma selbständig sind. Der Verlag ist wie oben beschrieben aus unserer Leidenschaft für die Literatur heraus entstanden und wird lediglich im Nebengewerbe von uns betrieben – was unglaublich toll ist, denn es ist einfach erfüllend, das eigene Hobby zum Beruf zu machen. Und gerade in der Anfangszeit hat uns das Vertrauen der ersten Autoren und Illustratoren wie Chris Golden oder auch Tim Lebbon und Daniele Serra in unseren jungen Verlag und vor allem die tatkräftige Unterstützung von meinem Freund Rainer Wekwerth, der wie ein Mentor für mich ist, sowie den Verlagskollegen von Festa und Cemetery Dance um Richard Chizmar ermöglicht, in kurzer Zeit viel hinzuzulernen und in den folgenden vier Jahren weitere Neunzehn Bücher herauszubringen.

 
Du kannst ein interessantes Angebot an verschiedenen Werken vorweisen. Worauf liegt euer Fokus? Verfolgt ihr eine bestimmte Unternehmensphilosophie?

Mein Herz schlägt für die Phantastik im Allgemeinen und Horror im Speziellen. Ich liebe spannende und emotionale Geschichten über menschliche Schicksale, über Gut und Böse. Daher bewegen sich die bisherigen Veröffentlichungen auch in diesem Bereich, wobei sich Cemetery Dance Germany analog seinem amerikanischen Vorbild klar auf Horror konzentriert. 

Die Philosophie des Verlages sehe ich klar in unserem Fokus auf die inhaltliche und äußerliche Qualität unserer Publikationen. Ich möchte mit jeder Veröffentlichung sowohl dem Autor, der Geschichte als auch dem Medium Buch an sich gerecht werden. Daher werden alle Texte sorgfältig übersetzt, bekommen im Deutschen nochmals ein komplettes Lektorat und werden natürlich korrekturgelesen. Aber auch die Produktion der Bücher erfolgt mit hochwertigen Druckverfahren und Materialien, dass der Leser auch lange Freude an seinem Buch haben kann. Besondere Highlights sind sicherlich die Hardcover unserer limitierten Reihe der Vorzugsausgaben sowie von Cemetery Dance Germany. Hier kommen nochmal zusätzlich z.B. spezielle Veredlungstechniken zum Einsatz und die Ausgaben sind in aller Regel illustriert und oft von den beteiligten Autoren und Künstlern signiert.

 
Welches der über Buchheim publizierten Bücher gehört zu deinen persönlichen Favoriten?

Das ist ein wenig, als würde man Eltern fragen, welches ihrer Kinder sie am liebsten haben.

In jedem Buch steckt unser ganzes Herzblut und oft sind es persönliche Erlebnisse, die wir damit verbinden: Der Fährmann aufgrund des großen Vorschusses an positiven Vertrauen von Chris Golden bei der Gründung des Verlages, die Vorzugsausgabe von The Silence, die den Beginn einer tollen Freundschaft zu Daniele Serra und Tim Lebbon begründete, und welches wir zeitgleich zu Westlake Soul in Angriff nahmen, nachdem meine Frau Yuka und ich ein paar Tage mit Tim Lebbon, Rio Youers und Chris Golden in Transsylvanien verbringen durften, aber auch Shivers VIII, welches die Welterstveröffentlichung einer Geschichte von Stephen King enthält …


Und welche AutorInnen liest du privat gerne?

Auch privat lese ich sehr gern in den Genres, die wir verlegen. Alle von uns verlegten Bücher habe ich im Vorfeld gelesen, bei den meisten Autoren auch mehr oder gar alle ihrer Werke, und bisher habe ich auch alle Geschichten genossen. Neben unseren Verlagsautoren komme ich immer wieder zu Stephen King und Neil Gaiman zurück, lese aber auch gern Klassiker wie z.b. von Ursula K. Le Guin oder Lovecraft und Poe.
 
 
Wie wird es bei euch weitergehen? Ist etwas in naher Zukunft geplant?

Die nächste signierte Vorzugsausgabe steht quasi in den Startlöchern: DEVOTED von Dean Koontz. 

Der nächste Band in der Reihe Cemetery Dance Germany ist THE BANK von Bentley Little, gefolgt von NO ONE GETS OUT ALIVE von Adam Nevill, EVERDEAD von Rio Yours und THE ONLY GOOD INDIANS von Stephen Graham Jones, alle illustriert und signiert von den Autoren und den jeweiligen Illustratoren.

Mitte des Jahres starten wir dann eine neue CDG-Reihe. Es wird eine Reihe mit nicht-limitierten Hardcovern mit Lesebändchen sein, und mit Werken von Richard Chizmar, Stephen Graham Jones, Rio Youers und Tim Lebbon starten.
 
 
 

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