Dinah Marte Golch - Die andere Tochter

Wie weit darf Dankbarkeit gehen?

Inhaltsangabe:

Bei einem Unfall hat Antonia fast das Augenlicht verloren und danach eine einsame Entscheidung getroffen: Sie möchte die Mutter der toten Spenderin der Transplantate kennenlernen, mit denen sie wieder sehen kann. Sie hofft, so viel wie möglich über diese Frau zu erfahren, eine Malerin, jung, beliebt, schön. Und sie fragt sich, ob die Tote versucht, ihr etwas mitzuteilen. Denn seit der OP verfolgten Antonia Flashbacks. Als sie schließlich erkennt, dass sie manipuliert wird, schwebt ihre eigene Mutter bereits in Lebensgefahr. Und nur wenn Antonia sich dem Geheimnis ihrer eigenen Familie stellt, hat sie eine Chance, dem perfiden Spiel der anderen zu entkommen.
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Mit „Die andere Tochter“ habe ich einen schockierenden und zugleich traurigen Roman gelesen, der mir mal wieder verdeutlicht hat, dass man niemandem trauen kann.

Der Einstieg in den Plot fiel mir sehr leicht und ich habe mich schnell zurechtgefunden. Mit Antonia habe ich eine starke Protagonistin begleitet, die überaus dankbar war, wieder sehen zu können. Dies wurde ihr nur durch die Cornea-Spende von Susanne möglich, die durch einen tragischen Unfall ums Leben kam. Als Toni plötzlich Post von Susannes Mutter bekommt, wird sie zunächst von ihren Gefühlen überwältigt. Sie stimmt einem Treffen zu und schließt die Mutter ihrer Spenderin schnell ins Herz. Doch diese innige Beziehung stößt bei anderen auf Wut und Eifersucht. Schnell wird Toni klar, dass sie in großer Gefahr ist, wenn sie sich nicht von dieser Familie distanziert…

Die Geschichte wird auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt, jedoch immer aus Sicht von Antonia. Meistens begleiten wir sie in der Gegenwart, blicken allerdings kapitelweise zurück und erfahren Details zur Spende und der Zeit danach. Diese Zeitsprünge hat die Autorin präzise gewählt und dadurch Abwechslung ins Geschehen gebracht.

Spannungsmäßig ist hier zwar weniger los, es gibt jedoch diverse dramatische Szenen, mit denen mich die Autorin emotional total abholen konnte. Aufgrund ihres lebhaften und flüssigen Schreibstils fiel es mir leicht, die Geschehnisse zu verfolgen. Auch die düstere Atmosphäre hat Golch gut integriert.

Weniger gefallen haben mir die geschichtlichen Sprünge in der Handlung, die auf die Kunstgeschichte der Nazi-Zeit zurückgingen. Diese Fakten waren zwar interessant, trugen für mich aber nicht entscheidend zur Entwicklung der Geschichte bei, sondern haben diese folglich in die Länge gezogen.

Als Hauptprotagonistin ist Antonia der Autorin besonders gut gelungen. Sie wirkte auf mich sehr real und authentisch, weshalb es mir leichtfiel, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Toni ist eine liebenswerte Person, die manchmal etwas naiv rüberkommt. Das verzeihe ich ihr aber, denn sie ist der Familie von Susanne so dankbar, dass sie wieder sehen kann. Vor lauter Dankbarkeit verliert sie allerdings die Realität aus den Augen und vertraut jenen blind, die ihr nichts Gutes wollen.

Die Geschehnisse im Schlussteil wirkten auf mich absolut real und gelungen. Definitiv ein krönender Abschluss.

Persönliches Fazit: Ein tragischer Roman, der mich berühren konnte und mir erneut aufgezeigt hat, dass Vorsicht geboten ist in Sachen Vertrauen. Wer auf der Suche nach Dramatik und Tiefgang ist, der ist mit diesem Buch sehr gut bedient.
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Bibliografie:

ISBN: 978-3471360101
Reihe: -
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 02.08.2021
Seitenanzahl: 448
Format: Hardcover: 22,00 € / E-Book: 15,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Sabrina
Grafik: © RO, Sabrina
Cover Original: © List

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