Inhaltsangabe:
Simon Radius ist Psychoanalytiker der besonderen Art: Er verfügt über die Fähigkeit, in das Gedächtnis seiner Patienten zu reisen und sich wortwörtlich in deren Geist umzuschauen. Längst vergessene Erinnerungen, verdrängte Traumata und allerlei mnemonische Schätze birgt er aus den gefalteten Hirnwindungen seiner Patienten. Vonseiten seiner Kollegen erntet er für seine Methoden nichts als Spott, und die Justiz, die er mit seinen Erkenntnissen unterstützen möchte, belächelt ihn als Spinner. Zumindest bis er sich an einen mysteriösen Dreifachmord heranwagt, wobei er sich tiefer und tiefer in seinen mentalen Experimenten verstrickt und unweigerlich mit dem Geheimnis konfrontiert wird, das er in der Tiefe seiner eigenen Seele verborgen hält: das Verschwinden seiner Ehefrau.
_________________
Hellsehen? Sich unsichtbar machen können? Die Zeit manipulieren? Welche Fähigkeit würde einem wohl den meisten Nutzen bringen? Am liebsten wäre mir ja ein Gesamtpaket, dann bin ich Superjulie, die Heldin im Kampf gegen das Böse. Oder ich mache es wie Simon Radius und dringe in den Geist meiner Mitmenschen ein. Klingt auch ziemlich cool, oder?
Radius ist nämlich ein Psychoanalytiker der besonderen Art, denn er kann in die Erinnerungen seiner Patienten reisen und sich dort seelenruhig umsehen. Man kann es eine erweiterte Form der Hypnose nennen, bei der tief verborgene Traumata aufgespürt werden. Und die dunkelsten Geheimnisse. Radius selbst hat nicht nur mit einem Mordfall zu tun, bei dem es um eben jene Geheimnisse geht, sondern muss sich aufgrund eines Schicksalsschlags seinen eigenen Dämonen stellen. Hierbei war es spannend, zu erleben, wie der Psycho Investigator bei Opfern und Tätern in die hintersten Ecken derer Erinnerungen eindringen kann. Er schafft es jedoch nicht, sein eigenes Puzzle zusammenzusetzen. Und man spürt förmlich seine Verzweiflung, seine Traurigkeit, möchte ihn in die Arme nehmen und trösten. Hachz.
Als wäre das nicht schon blöd genug, gibt es Menschen, die ihn für einen Spinner halten und über ihn lachen. So erging es sicher schon anderen Genies im wirklichen Leben, die dabei waren, etwas total Irres zu erfinden, und deswegen belächelt wurden. Oder schlimmer noch: gemobbt, ausgegrenzt. Mir tat Simon wirklich sehr leid, wie er da so zurückgezogen haust, oft in sich gekehrt, in vergangenen Momenten gefangen, von der Außenwelt oft nicht ernst genommen. Er war für mich die Schlüsselfigur, nicht nur weil er der Hauptprotagonist ist, sondern weil er einen solch schwachen und zugleich starken Charakter hat, dass man einfach von ihm gefesselt ist.
Die anderen Figuren kommen ebenfalls ausreichend zu Wort. Den Einen mag man, den Anderen nicht - absolut okay so. Ich muss nicht jeden super sympathisch finden. Wenn er authentisch rüberkommt, passt es. Und das war hier der Fall. Ich bin gespannt darauf, wer uns im zweiten Teil wieder beehren wird.
Wie auch schon mit seinem Meisterwerk »Im Kopf von Sherlock Holmes«, konnte mich Benoit Dahan auch hier mit seinen Illustrationen überzeugen. Ich liebe all die Details, der er geschickt eingeflochten hat. Überall gibt es Dinge zu bestaunen. Es ist, als würden die Bilder zu einem sprechen und ihre Version der Geschichte erzählen. Es macht riesigen Spaß, dieses Buch zu lesen. Auch beim zweiten und dritten Mal.
Persönliches Fazit: Großartige Grafiken, spannend verstrickte Mordfälle und eine Hauptfigur mit Ecken und Kanten. Genau so muss eine Geschichte für mich sein, damit ich sie in mein Herz schließe. Ein Jahreshighlight und zugleich mein Lesetipp an euch!
Band 2 erscheint Ende Oktober.
_________________
Bibliografie:
Autor: Erwan Courbier
Zeichner: Benoit Dahan
Verlag: Splitter
ISBN: 978-3-96792-378-0
Reihe: Band 1
Genre: Graphic Novel, Krimi
Erscheinungsdatum: 24.08.2022
Seitenanzahl: 144
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja
Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, ars.apparendi
Cover Original: © Splitter Verlag
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für deine Nachricht!