Würdet ihr jemanden verurteilen, der eure Familie umgebracht hat, aber eigentlich dafür nichts kann?
Inhaltsangabe:
Noch vor wenigen Monaten gehörte Kara zu denen, die nach der Ansteckung mit Morbus Shade in besinnungslosem Wahn ihre Mitmenschen angegriffen und eine völlig zerstörte Welt zurückgelassen haben. Nun ist die Bevölkerung in die zwei Lager der Infizierten und der Gesunden aufgeteilt und es scheint unmöglich, die Seiten zu wechseln.
Fast unmöglich. Denn mithilfe ihrer Familie gelingt es Kara, sich als gesund auszugeben, und nach Hause zurückzukehren. Ein Medikament hält die Infektion, die noch immer in ihr lauert, in Schach. Doch die Medizin wird bald aufgebraucht sein und dann wird Kara wieder zum aggressiven Monster werden. Ihr unaussprechliches Geheimnis lastet schwer auf ihrer Seele. Nur wenn sie mit Adrian zusammen ist, gelingt es ihr, die Vergangenheit kurz zu vergessen. Doch obwohl sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt, darf sie sich ihm niemals anvertrauen. Weil Adrian fast seine gesamte Familie durch den Ausbruch von Morbus Shade verloren hat, ist er wild entschlossen, alle Infizierten zu bekämpfen. Und das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Denn Kara hat etwas getan, das sie selbst sich niemals verzeihen wird - und das ihre Liebe für immer zerstören würde.
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Für ein Jugendbuch finde ich das Thema wirklich ziemlich hart. Es hat mich ein wenig an „The Walking Dead“ erinnert. Morbus Shade ist eine Art Zombiekrankheit, die in einer dystopischen Welt circa 15/20 Jahre nach der unsrigen spielt. Entflohen aus einem Forschungslabor, übertragen durch Blut und Bisse. Die Krankheit hat mehr als die halbe Menschheit ausgerottet, ein Viertel davon ist weiterhin infiziert, jedoch schläft die Krankheit im Körper, unterdrückt durch eine Art Medikament. Die Ressourcen und Mittel allgemein sind knapp, daher weiß man nicht, wie lange die Infizierten noch versorgt werden können. Ist das Medikament leer, dann bricht die zweite Welle los und zerstört wahrscheinlich den Rest der Menschheit.
Mir haben diese Infizierten wirklich leidgetan, ich habe mit ihnen stark sympathisiert und die Menschen gehasst, die sie wie Aussätzige behandeln, wie Ungeziefer, wie Dreck. Natürlich, dank der Infizierten haben viele ihre Familien verloren, ihre Freunde, aber im Großen und Ganzen wissen die „Zombies“ nicht, was sie überhaupt tun. Sie können nichts dafür, dass sie infiziert worden sind. Hier ist die Regierung schuld, die das Virus erschaffen hat. Sollte man kranke Menschen dafür hassen, dass sie etwas unwissend und bei nicht vollem Bewusstsein tun? Ich finde es mehr als fragwürdig. Viele sind einfach in ihrem Schmerz des Verlustes gefangen und vergessen, dass auch nur ein Mensch dahintersteckt, welcher mit dem leben muss, was er als „Zombie“ getan hat. Denn ja, die Erinnerungen kommen zurück und sind nur schwer zu ertragen.
Man kann sehen, dass ich mir während des Buches viele Gedanken über Dieses und Jenes gemacht habe. Die Geschichte regt auf jeden Fall dazu an. Die Autorin konnte dieses ernste Thema wunderbar umsetzen, hat es verknüpft mit humorvollen und auch romantischen Szenen. Ich fand es zwischendurch wirklich spannend und der Showdown zum Ende des Buches hin hat mich überrascht und überzeugt. Es gab viele nicht vorhersehbare Wendungen, die abwechslungsreich und detailliert beschrieben worden sind. Der tolle Schreibstil wird nur der Form halber von mir erwähnt. Hier hat es mir gut gefallen, dass zwischendurch nach jedem Hauptkapitel immer eine andere Nebenperson zu Wort gekommen ist. Sei es der Vater, die Mutter, die Schwester, der Freund etc.
Die Charaktere fand ich richtig sympathisch, auch wenn mir die weibliche Prota hin und wieder auf die Nerven gegangen ist. Kara ist impulsiv, sie vertraut sich kaum noch selbst, sie ist wütend und wirkt häufig auch zynisch und verbittert. Nun gut, sie hat viel erlebt, aber sie muss versuchen, damit abzuschließen. Adrian hingegen konnte ich lange Zeit nicht einschätzen und ich fand ihn zu verkopft. Er hat viele Vorurteile gegenüber den Infizierten, nicht so viele wie andere Nebenprotas zum Beispiel, aber er ist durch seinen Schmerz doch sehr festgefahren in seiner Meinung. Doch auch er hat eine Entwicklung durchgemacht und mich dadurch sehr überrascht. Im Großen und Ganzen fand ich, dass die Charaktere gut ausgearbeitet waren.
Persönliches Fazit: Mir hat die dystopische Fantasygeschichte sehr gut gefallen. Die Ernsthaftigkeit und hin und wieder auch die Brutalität innerhalb des Buches haben mich überrascht und häufig auch erschreckt, aber genau das hat es zu einem tollen und vielfältigen Leseerlebnis gemacht. Müsst ihr lesen!
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Bibliografie:
Autorin: Charlotte Richter
Verlag: Arena
ISBN: 978-3401606859
Reihe: -
Genre: Dystopie, Fantasy
Erscheinungsdatum: 15.09.2022
Seitenanzahl: 448
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja
Rezension: © RO, Lena
Grafik: © RO, Sabrina
Cover Original: © Arena Verlag
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