Daniel Hulet - L'état Morbide

Das beunruhigende Porträt eines Geistes, der schleichend dem Wahnsinn anheimfällt.

Inhaltsangabe:

Charles Haegeman besichtigt eine zu vermietende Wohnung in einem besseren Viertel von Brüssel. Das düstere Äußere des Gebäudes ist nur ein Vorbote für die unheimliche Vermieterin Frau Spiegel, die ihn darin erwartet, sowie die verschrobenen Mieter, denen er begegnet. In Charles‘ Augen bietet das Haus das perfekte Klima, um sein Comicprojekt – eine makabre Story in einer postapokalyptischen Welt – endlich zu beenden. Doch der Fund eines Tagebuchs, das einem früheren Bewohner gehörte, wirft ihn nachhaltig aus der Bahn und leitet ihn auf den Weg in einen krankhaften Wahn, der scheinbar in den Mauern dieses unseligen Ortes lebt…
_______________

L'état Morbide. Der krankhafte Zustand. Der unausbalancierte Akt zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit. Die letzte Station für verlorene Seelen. Ein Haus in Brüssel, Sainte Catherine, das der Comiczeichner Charles gerade besichtigt und für die Zuflucht hält, die er gesucht hat. Dort will er zu sich selbst finden, sich von der Muße küssen lassen und sein neues Projekt fertigstellen. Was eignet sich besser für eine makabre Story als ein düsteres, heruntergekommenes Gebäude? Doch je mehr sich Charles mit diesem beschäftigt, desto mehr wird er in etwas hineingezogen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Zitat Seite 17:
"Eine Wohnung spiegelt manchmal die Leute wider, die in ihr leben."

Zugegeben: Aus dieser Story bin ich nicht ganz schlau geworden. Sie war mir an manchen Stellen zu abwegig und verworren, kaum greifbar, und trotzdem hat sie mich an die Seiten gefesselt. Ob es nun an den düsteren Bildern lag, die den Horror des Grundthemas widerspiegelten, oder weil ich wissen wollte, was mir der Autor mit seinem Werk sagen wollte, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht war es alles. Plus die Tatsache, dass ich öfter den Kopf schüttelte, weil ich eine Szene wieder nicht verstanden habe. Schon klar, es geht um den Wahnsinn. Darum, dass ein Künstler sich in etwas verliert. Ich kann nur die einzelnen, ziemlich skurrilen Figuren, die wie Mitspieler in einem grauenerregenden Kabinett wirken, und deren Rollen nicht zuordnen. Kann nicht das große Ganze deuten. Irgendwie fühlt es sich an, als hätte man mich in die Luft katapultiert und dort vergessen. Verwirrt und überfordert. Was aber nicht bedeutet, dass der Autor etwas falsch gemacht hat. Tatsächlich finde ich es sogar gut, wenn mich eine Story zum Nachdenken bringt. Ich muss weder alle Charaktere mögen noch den Plot durchschauen. Am Ende muss sich eben alles schlüssig fügen. Okay, das war hier nicht ganz der Fall. Dafür ploppten noch zu viele Fragezeichen über meinem Kopf auf. Aber wie ich eingangs schon erwähnte, wurde ich gut unterhalten. Letztendlich ist es das, was für mich zählt.

Der Ton ist rau, rotzig, und auch Humor und Sarkasmus sind stillistische Elemente, auf die der Autor gerne zurückgreift. Dadurch wird die Story merklich aufgepeppt und die Spannungsspirale angekurbelt. Sowieso ist diese Graphic Novel sehr textlastig. Wer Sprachblasen lieber als eine Art Randnotiz bzw. Unterton haben möchte, könnte hier womöglich etwas überrumpelt werden.

Persönliches Fazit: In drei Akten wird uns eine schaurig-düstere Geschichte über Wahnsinn und Wirklichkeit erzählt. Eine herausfordernde Horror-Novel mit vielfältigen Illustrationen, die gut unterhält.
_______________

Bibliografie:

Autor: Daniel Hulet
Verlag: Splitter
ISBN: 978-3-96792-366-7
Reihe: -
Genre: Roman, Horror, Graphic Novel
Erscheinungsdatum: 27.07.2022
Seitenanzahl: 160
Format: Print: 39,80 € / E-Book: -
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, ars.apparendi
Cover Original: © Splitter Verlag
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deine Nachricht!