Ellen Sandberg - Rauhnächte

Kalte Nächte, alte Geheimnisse, dunkle Gefahren.

Inhaltsangabe:

„Sie darf das nie erfahren. Du hast es mir versprochen!“ Wie ein Faustschlag trifft dieser Satz die 22-jährige Pia an Heiligabend, als sie ein Streitgespräch ihrer Eltern belauscht. Als sie kurz darauf herausfindet, dass sie mit vier Jahren adoptiert wurde, bricht ihre bis dahin gekannte Welt vollends zusammen. Schon ihr Leben lang fühlte sie sich anders, seltsam fremd, als ob ein Tabu sie umgibt. Nun scheint all das bestätigt. Auf der Suche nach Antworten fährt Pia nach Wasserburg am Inn, dem Heimatort ihrer leiblichen Mutter. Der Raureif hängt tief in den winterlichen Inn Auen und durch das mittelalterliche Städtchen tanzen schauerliche Gestalten, die nach altem Brauch die Geister vertreiben sollen. In den Rauhnächten, so sagt man, drängen alte, gut gehütete Geheimnisse wieder an die Oberfläche. Und je näher Pia der Wahrheit über ihre Mutter kommt, desto enger ziehen die Geister der Vergangenheit ihre Kreise um sie. Bis Pia in tödlicher Gefahr schwebt ...
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Schon die ersten Zeilen dieses Buches fühlen sich an wie ein langsamer Schritt im dichten Winternebel – und plötzlich packt jemanden eine unsichtbare Hand an der Schulter. Pia, aus deren Sicht wir die Geschichte erleben, führt uns mitten hinein in den Countdown der Rauhnächte, jene unheimliche Zeit, in der die Grenze zwischen dem, was war, und dem, was besser verborgen geblieben wäre, dünner wird. Und genau in dieser Zwischenwelt muss sie erkennen, dass ihr Leben auf einem Satz gründet, der nie hätte ausgesprochen werden dürfen.

Pia ist eine Figur, mit der man mitfiebert, weil sie nicht loslassen kann – weder von ihren Fragen noch von dem Gefühl, dass etwas in ihrem Leben stets schief im Fundament stand. Als sie begreift, dass ihre Familie nicht die ist, die sie glaubte, versucht man fast automatisch, mit ihr zusammen in den Schatten vergangener Jahre zu spähen. Doch statt Antworten zu erhalten, stößt sie überall auf eine Mauer aus Stille, Misstrauen und eisiger Ablehnung. Und je weiter Pia in die schneebedeckten Gassen von Wasserburg vordringt, desto deutlicher scheint die Vergangenheit dort noch zu atmen – in den Gestalten alter Bräuche, in den Geschichten der Rauhnächte und in Menschen, die mehr wissen, als sie preisgeben.

Die Autorin versteht es meisterhaft, diese Atmosphäre einzufangen. Ihr Schreibstil ist flüssig, klar und gleichzeitig so durchdrungen von winterlicher Schwärze, dass es einem manchmal kalt den Rücken hinunterläuft. Es gibt Szenen, in denen das Rascheln der Geister fast hörbar wird, andere, in denen die Spannung nur ganz leise unter der Oberfläche grollt – und gerade das macht den Sog so stark. Ich fand es faszinierend, wie geschickt alte Traditionen und Aberglauben verwoben werden, ohne jemals belehrend zu wirken. Man lernt, staunt, fröstelt – und liest automatisch schneller.

Persönliches Fazit: Die düstere Stimmung, die packenden Wendungen und ein Finale, das sich logisch und klug zusammenfügt, machen das Buch zu einem echten Winter-Pageturner.
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Bibliografie:

Autorin: Ellen Sandberg
Verlag: penguin
ISBN: ‎978-3-328-60437-2
Reihe: -
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 12.11.2025
Seitenanzahl: 352
Format: Print: 22,00 € / E-Book: 18,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, Sabrina
Cover Original: © penguin Verlag 
 
 

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