Interview mit: Astrid Korten



* * * IM INTERVIEW MIT: Astrid Korten - Autorin * * *
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Dieses Buch schlägt ein wie eine Bombe und hinterlässt bei jedem, der es gelesen hat, tiefe Spuren. Ich habe die Autorin um ein Gespräch gebeten, weil mich die Entstehungsgeschichte von "Gleis der Vergeltung" interessierte. Dabei gab sie auch einiges von sich preis und ging zudem ein sehr wichtiges Thema an.

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🎙️ Man merkt, dass dir das Thema des Buches wichtig ist. Warum ist das so? Um was geht es dabei?

In Gleis der Vergeltung geht es um eine junge Frau, die den dunkelsten Tag ihres Lebens erlebt. Ihr Verlobter verunglückt an ihrem Hochzeitstag tödlich. Sein Tod erschüttert sie zutiefst und wirft die traumatisierte Frau völlig aus der Bahn. Sie zieht sich zurück, isoliert sich vollkommen von der Außenwelt und vereinsamt. Im Laufe des Thrillers stürzt sie in den Abgrund ihrer eigenen Vergangenheit, der die wahre Ursache für ihre fehlende Empathie, ihre Abneigung, berührt zu werden, und die Flucht in Geschichten abzutauchen, birgt. Es geht hier um Missbrauch in der Familie, allerdings nicht um das herkömmliche „Daddys Sugarbaby“-Thema.

Ich engagiere mich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich für diverse Vereine wie Lebenshilfe, Kinderschutz, Kinderkrebshilfe, etc. Mir ist es wichtig, einen winzigen Teil dazu beizutragen, dass die Welt ein wenig besser wird.
Sexueller Missbrauch in der Familie ist nur selten ein einmaliges Vorkommnis. Häufig handelt es sich um ein Problem, von dem nicht nur ein kleiner Teil der Familie betroffen ist, sondern die ganze Familie. Nach außen hin wirken diese Familien ganz normal. Auffällig ist allerdings, dass sie sich in den meisten Fällen gegenüber der Außenwelt abschotten. Ich habe Gleis der Vergeltung geschrieben, weil ich während meiner Recherchen auf einen ungeheuerlichen Missbrauch gestoßen bin. Davon handelt dieser Roman. Weil ich mir wünsche, Leser für das Thema zu sensibilisieren.
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🎙️ Das Ganze basiert auf einer wahren Begebenheit, richtig? Wie bist du darauf gestoßen? Wie und wo hast du zu dem Thema recherchiert?

Die Realität ist meine Inspirationsquelle. Meine Leser sollen Zeugen sein. Ich stieß vor zwei Jahren auf einen Artikel in einer Maastrichter Zeitung. Den findet man auch im Buch abgelichtet. Deshalb spielt der Thriller in Maastricht, der Stadt des Europäischen Einigungsvertrages, der Stadt von André Rieu und Dartagnan, der Stadt, in der ich Klosterschülerin war und später studiert habe. Meine Recherchen zu diesem Thema waren sehr umfassend. Es würde zu weit führen, hier alle Quellen aufzuzählen. Aber eine möchte ich kurz erwähnen: Zum Thema „Elternliebe“ stieß ich im Netz auf folgende Aussage: "Ich empfinde es schon als Elternliebe, wenn ich einschlafen darf und ohne Prügel aufzuwachen. Ich bin auch immer noch davon überzeugt, dass meine Mutter mich mag. Mir reicht es, das zu wissen, auch wenn es meine Mutter vielleicht nicht so sieht. Sie hat mich bestimmt als Baby irgendwann einmal im Arm gehalten und war glücklich. Das will ich glauben. Und der Moment reicht mir als Elternliebe." Ist es nicht traurig, wenn ein junger Mensch auf die Frage "Was versteht ihr unter Elternliebe" so antwortet? Mich erschüttert das.
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🎙️ Das Schreiben fiel dir sicher nicht leicht. Wie hast du dich gefühlt bei der Recherche und beim Schreiben selbst?

Nicht besonders gut. Ich wollte nie einen Thriller über Kindesmissbrauch schreiben. Aber großartige Menschen, die sich fachlich mit dem Thema auseinandersetzen, haben mich davon überzeugt, dieses Buch zu schreiben. Nach Abschluss meiner Recherchen war ich erschüttert, ich habe mich gefragt, wie ich denn nun das Geschehen in einen Thriller verarbeiten kann. Viele Monate sind seitdem vergangen bis ich "Gleis der Vergeltung“ beenden konnte, weil - wie bereits erwähnt - mir das Schreiben darüber nicht leicht gefallen ist. Missbrauch in der Familie ist eine grauenvolle Tat. Den Betroffenen, die mit mir darüber gesprochen haben, zolle ich meinen Respekt. Die Schilderungen der Opfer habe ich wahrheitsgemäß wiedergegeben und nur die Rahmenhandlung mit Fiktion ergänzt.
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🎙️ Was möchtest du mit diesem Buch bezwecken und der Leserschaft mit auf den Weg geben?

Ein wichtiger Faktor für die Bewältigung des Missbrauchs ist eine liebevolle und unterstützende Familie und/oder professionelle Hilfe. Eine Bewältigung gelingt besser, wenn sich das Opfer keine Mitschuld an dem Missbrauch gibt bzw. die Verantwortung ausschließlich dem Täter zuschreibt. Eine der wichtigsten Hilfen für das Kind ist, die Schuldgefühle zu bearbeiten und ihm glaubhaft zu machen, dass es keine Schuld an dem Missbrauch hat. Herkömmliche Prävention gibt falsche Information und nicht Sicherheit („Nimm keine Schokolade von fremden Leuten“, etc.). Sie führt zu Vermeidungsverhalten, Verängstigung, Einschränkung der Bewegungsfreiheit und Selbständigkeit, Verstärkung der Abhängigkeit von den Eltern, und sie bereitet geradezu den Boden für Missbrauch, denn fehlinformierte, unsichere, angepasste und abhängige Kinder sind ideale Opfer. Sinnvolle Vorbeugung hingegen macht Kinder stark, sie versetzt sie in die Lage, sexuelle Übergriffe zu erkennen und sich dagegen zu wehren.
 
Nicht jedes Kind kann offen mit dem Thema Missbrauch umgehen. Oft ist es den Kindern peinlich über das Erlebte zu sprechen, nicht selten wird vom Täter, der in diesem Fall aus dem engsten Umfeld stammt, Druck ausgeübt, nicht über das Erlebte zu sprechen – „Das ist unser Geheimnis!“

Oft existieren nur wenige Beweise, aber ist die Tat dann
nicht geschehen? Um ein Verbrechen aufzuhalten, müssen wir zunächst daran glauben. Wir dürfen nicht schweigen und sollten genau hinsehen, wenn uns etwas auffällt, denn Gewalt und Missbrauch nehmen unseren Kindern jede Grundlage. Das ist meine Botschaft für meine Leser und: Passen Sie gut auf Ihre Kinder auf!
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🎙️ Du setzt dich sehr engagiert gegen Kindesmissbrauch ein und unterstützt eine Organisation mit dem Erlös dieses Romans. Möchtest du uns ein wenig dazu erzählen?

Da möchte ich lieber auf die Seite von Zartbitter e.V. verweisen. Dort findet man alle Informationen.

https://www.zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/Aktuell/100_index.php


Der Abschiedsraum im Kinderhospitz Regenbogenland
Ich unterstütze gerne Organisationen, die sich für das Wohl unserer Kinder einsetzen. Für „Dat Kölsche Hätz“ gab es bereits eine sehr erfolgreiche Benefizlesung mit meinem Kollegen Hatterscheidt in der Rechtsmedizin Köln.


Für das Kinderhospiz Regenbogenland habe ich nach einem Interview ein Kinderbuch geschrieben, das von Illutié illustriert wurde: KARO und das himmlische Glück.


Auch hier spende ich den Erlös. Wenn jeder ein Mal pro Jahr fünf Euro spenden würde, könnten diese Organisationen viel mehr leisten. Wer einmal im Regenbogenland war und gesehen hat, was ehrenamtliche Mitarbeiter dort leisten, der wird das gewiss gern tun.

Mein Interview kann man hier nachlesen: 

Abschließend geht mein Dank an alle Leser. Euch sende ich liebe Grüße mitten ins Herz.


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