Anna Snoekstra - Ihr letzter Sommer



Verlag: HarperCollins
Genre: Thriller
Erscheinungstermin: 02.01.2018
Seitenanzahl: 336
ISBN: 978-3-959-67964-0
E-Book: 8,99 €
Leseprobe: Hier entlang
Reihe: -
Leseexemplar: Ja
Im Sommer 2003 verschwindet die sechzehnjährige Rebecca Winter spurlos. Elf Jahre später greift die Polizei eine junge Herumtreiberin auf, die behauptet, Rebecca zu sein- und der Gesuchten tatsächlich so täuschend ähnlich sieht, dass deren Familie sie mit offenen Armen aufnimmt. Die vermeintliche Tochter genießt die ungewohnte Zuwendung und schlüpft mit wachsender Begeisterung und Rebeccas Kleider und Leben. Doch je intensiver die Betrügern sich mit ihrer Rolle der wiedergekehrten Tochter identifiziert, desto tiefer dringt sie in Rebeccas Gefühlswelt vor. Und kommt der Wahrheit um ihr verschwinden immer näher. Einer Wahrheit, die auch für sie tödlich enden kann ....
Das Buch wird als Thriller verkauft, jedoch würde ich es eher als einen psychologischen Spannungsroman bezeichnen, was der Qualität aber keinen Abbruch tut. 

Zunächst ist mir natürlich das Cover aufgefallen. Düster, mit einem davonlaufenden Mädchen, aber schlicht gehalten ohne Schnickschnack und ohne etwas über die Handlung zu verraten. 

Diese wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen im Hier und Jetzt, wo eine unbekannte Frau in das Leben der vor elf Jahren verschwundenen Rebecca schlüpft, zum anderen in der Vergangenheit vor Rebeccas Verschwinden. 

Der Wechsel der Perspektiven und auch der angenehm flüssige Schreibstil haben dazu geführt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Über die Frau, die sich als Rebecca ausgibt, erfahren wir sehr wenig. Eines Tages kommt sie aufgrund der Ähnlichkeit mit der vermissten Rebecca auf die Idee, in ihre Rolle zu schlüpfen und das gelingt ihr dann auch sehr leicht.  

"Komm rein, Bec." Ihre Stimme bricht, und ich begreife, dass ich den Test bestanden habe. Ich bin drin. Das ist mein Zuhause, mein Leben. Von jetzt an bin ich Rebecca Winter" (S.40)

Dadurch, dass die Kapitel in der Ich-Form geschrieben sind, konnte ich die Motivation und auch die Emotionen der Frau gut verstehen und nachempfinden. Zunächst ist sie glücklich, endlich ein "Zuhause" zu haben. Mit der Zeit bemerkt sie aber, in welch tödliche Gefahr sie sich durch die Annahme von Becs Identität begibt. 

"Am liebsten will ich gar nicht mehr an Bec denken. Es kommt mir vor, als würde sie Besitz von mir ergreifen. Als würde die Grenze zwischen ihr und mir immer dünner. Als wäre ich tatsächlich Rebecca Winter, wenn auch nur ein blasser Abklatsch, weniger strahlend und beliebt wie das Original." (S. 219)

Auch hier konnte ich die Unbeständigkeit sehr gut spüren, die Gedanken miterleben und habe sehr mitgefiebert, was nun wirklich damals mit Rebecca passiert ist und wie die Geschichte für die Hauptprotagonistin ausgeht. Denn ab einem gewissen Punkt möchte sie nur noch herausfinden, was wirklich mit Rebecca geschah. Dafür nimmt sie das eine oder andere Risiko auf sich, da sie schon zu tief in Rebeccas Identität eingetaucht ist, um einfach wieder zu gehen.

Der Spannungsbogen war lange Zeit gleichbleibend, jedoch ohne große Überraschungen. Erst gegen Ende zog die Spannung nochmal merklich an und mündete in einem Schluss, für den sich auch ein paar Durststrecken gelohnt haben. 

Danke an HarperCollins für dieses Leseexemplar.


FazitEin wirklich Eindruck hinterlassender Spannungsroman ohne typische Thriller-Elemente, jedoch mit hohem Nervenkitzel-Anteil und einem überraschenden Schluss, für den sich jede Seite lohnt.




© thesaturdaypaper.com
 
Anna Snoekstra, Jahrgang 1988, wuchs in Canberra auf und zog mit 18 Jahren nach Melbourne, wo sie Film und Creative Writing studierte. Sie hat mehrere Kurzfilme und Musikvideos gedreht, bevor sie sich ganz aufs Schreiben konzentrierte. Ihre Geschichten sind in zahlreichen Literaturmagazinen erschienen; die Erzählung „Greyfields“ schaffte es auf die Shortlist für den renommierten „Viva La Novella“-Preis 2014. Ihre Lieblingsautoren sind Joyce Carol Oates und Susan E. Hinton, ihr Lieblingszitat stammt von Charles Bukowski: „Finde, was du liebst, und lass es dich töten“.








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