Verlag: Rowohlt
Genre: Thriller
Erscheinungstermin: 23.10.2018
Seitenanzahl: 448
ISBN: 978-3-499-27336-0
TB: 9,99 €
E-Book: 9,99 €
Der Mörder ihrer Mutter
wurde nie gefasst. Jetzt scheint er erneut zu töten.
Eine Frau Mitte dreißig,
nackt und erstochen auf dem Küchenboden – aufgefunden von ihrer 12-jährigen
Tochter. Als Polizeireporterin Harper McClain den Tatort sieht, hat sie nur
einen Gedanken: Das grausame Szenario ist identisch mit einem anderen Mord. Dem
an ihrer Mutter. Seit fünfzehn Jahren quält sie der Gedanke, dass der Killer
noch immer auf freiem Fuß ist. Nun scheint er wieder zugeschlagen haben. Es
gibt keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Spuren. Harper ist entschlossen,
die Wahrheit endlich ans Licht zu bringen. Doch die hat ihren Preis.
Harper
McClain ist Polizeireporterin bei einer Tageszeitung in Savannah und
sie scheut für ihren Job kein Risiko. So ist Harper natürlich auch
als Journalistin am Tatort, als am helllichten Tag in einer guten
Wohngegend eine alleinerziehende Mutter tot in ihrer Küche
aufgefunden wird. Als sie sich unerlaubt einen Blick auf das
Mordopfer verschafft, kann sie allerdings ihren Augen kaum trauen.
Alles, was sie sieht, scheint identisch mit dem seit Jahren
ungeklärten Mordfall an ihrer eigenen Mutter. Als die Polizei auch
bei den Ermittlungen des aktuellen Falls im Dunkeln tappt, kann
Harper nicht länger zusehen – sie fängt an, auf eigene Faust zu
ermitteln und begibt sich damit in große Gefahr.
„Harper
konnte sich vorstellen, wie wütend er war, weil er eine von 365
Nächten arbeiten musste. Der Mann war eine lebende
Nickerchenmaschine.“ Seite 325
Harper ist
eine taffe, junge Frau – sie hat Mut, ist direkt und ehrgeizig.
Trotzdem hat sie auch eine verletzliche Seite. Momente, in denen sie
immer noch das kleine Mädchen ist, das ihre Mutter viel zu früh und
unter tragischen Umständen verloren hat. Harpers
Charaktereigenschaften sind für mich Zeugnis ihrer Vergangenheit.
Das Trauma beschäftigt sie teilweise auch noch heute – ganz
besonders nach diesem „kopierten“ Mord. Um den Mörder ihrer
Mutter zu finden, würde sie alles riskieren und so stürzt sie sich
von einem waghalsigen Plan in den nächsten. Oftmals stört es mich,
wenn der Protagonist ständig irrational und fernab jeglicher
Vernunft handelt. Hier war dies allerdings gar nicht der Fall. Harper
blieb mir stets sympathisch. Ich konnte ihre Gedanken und Handlungen
nachvollziehen – auch wenn sie etwas unkonventionell vorgegangen
ist, wusste man, warum sie es tut.
„Es ist zu
früh für ein Wenn“,
unterbrach er sie. „Sobald wir mit Wenn
anfangen, verlieren wir Wie
und Warum
aus den Augen. Ganz abgesehen von Warum
nicht. Und die
Warum-nicht-Familie hat tausend Mitglieder.“ Seite 224
Alle weiteren
handelnden Personen von „Echo Killer“ sind ebenfalls interessant
von der Autorin dargestellt worden. Christi Daugherty hat keine
Standard-Charaktere geschaffen. Jede der Figuren hat ihre
Besonderheiten, die sie authentisch, geheimnisvoll oder einfach
liebenswert erscheinen lassen. Natürlich bedient sich die Autorin ab
und zu an kleinen Klischees. So ist die Chefredakteurin natürlich
streng und bissig, die Künstlerfreundin arbeitet nachts als
Kellnerin in einer Bar und der heiße Polizist trägt Cowboystiefel
zu engen Jeans und T-Shirts. Aber die Charaktere sind keineswegs
übertrieben. Für mich passten sie direkt in den Südstaaten-Flair,
den das Buch versprüht.
„Echo
Killer“ las sich für mich wie ein Action-Film. Von einer
ereignisreichen Szene ging es zur nächsten spannenden Wendung. Die
Autorin ließ weder ihrer Protagonistin noch mir als Leserin viel
Zeit zum Durchatmen. Trotz des actionreichen Beginns stellte die
Autorin alle wichtigen Figuren in den ersten circa siebzig Seiten
des Romans vor. So hatte man direkt zu jedem Charakter einen ersten
Eindruck, der sich während des Lesens festigte oder auch veränderte.
Trotz der recht ausführlichen Figuren-Darstellung war der Einstieg
ins Buch weder langatmig noch anstrengend. Man war direkt mitten im
Geschehen. Das gefiel mir äußerst gut und machte das Buch direkt zu
meinem ständigen Begleiter.
Die Spannung,
die direkt zu Anfang hochgehalten wurde, fiel für mich zu keiner
Zeit ab. Die Atmosphäre, die Christi Daugherty dabei erzeugte,
gefiel mir sehr. Ich fühlte mich wie Harper, obwohl die Story nicht
von einem Ich-Erzählstil getragen wurde. Ich hielt die Luft an, wenn
sie wieder mal einen Ort betrat, von dem sie sich lieber fernhalten
sollte, ich war zusammen mit ihr wütend, wenn sie ungerecht
behandelt wurde und ich freute mich mit ihr, wenn sie neue Hinweise
gefunden hatte oder sie sich Luke, dem jungen Polizist mit den
Cowboy-Stiefeln, näher kam. Dazu muss ich sagen, dass ich absolut
kein Fan von romantischen Thrillern bin. Aber diese kleine
Liebesgeschichte hier war doch eher im Hintergrund und störte mich
kein bisschen.
Wie bereits
erwähnt, gibt es keinen Ich-Erzähler. Die Autorin verzichtet
außerdem komplett auf Zeitsprünge, Perspektiven-Wechsel oder
ähnliche stilistische Mittel und zeigt dabei, dass es nichts von dem
braucht, um Spannung zu erzeugen. Hier versteht jemand sein Handwerk!
Das Ende des
Buches war für mich überraschend. Viele Figuren kamen als Täter
nicht in Frage, aber ich dachte, es würde jemand anderes sein. Das
Finale war interessanterweise weniger actionreich als erwartet. Dies
störte mich jedoch nicht. Leider traf es mich etwas unerwartet, dass
„Echo Killer“ mit keiner komplett abschließenden Auflösung
aufwartete. Es schreit also förmlich nach einer Fortsetzung mit der
taffen Harper McClain. Dagegen habe ich (als Reihen-Vermeiderin)
jedoch absolut nichts einzuwenden! Das darf was heißen.
Danke an Rowohlt für dieses Leseexemplar.
Fazit: „Echo Killer“ ist ein total spannender Kriminalroman ohne schriftstellerische Verwirr-Taktiken, mit Figuren, die ans Herz wachsen, mit tollem Südstaaten-Setting und einem Ende, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Ich spreche eine klare Leseempfehlung für alle aus, die Action und Spannung mögen. Von mir gibt es volle Punktzahl. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit Harper McClain und Savannah!
© Jack Jewers |
Christi
Daugherty arbeitete jahrelang als Gerichtsreporterin für die New York Times und
die Nachrichtenagentur Reuters, u.a. in Savannah und New Orleans. Für ihre
investigativen Reportagen erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Als
Jugendbuchautorin wurde sie mit der Bestsellerreihe «Night School» bekannt, die
in 24 Ländern erscheint. Mit «Echo Killer», ihrem ersten Thriller für
Erwachsene, kehrt sie zu ihren Wurzeln zurück. Die Autorin lebt mit ihrem Mann,
einem Filmproduzenten, in Südengland.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für deine Nachricht!