Lincoln Child - Der Luna-Effekt

Ein durchaus spannender Plot mit allerlei Potenzial, das leider nicht genutzt wurde.

Inhaltsangabe:

Ein scharrendes Geräusch, ein fauliger Geruch. Das ist das Letzte, was David Palmer wahrnimmt, ehe er stirbt. Kurz darauf wird die Leiche des Wanderers am Fuß des Desolation Mountain aufgefunden, abgelegt in einer Vollmondnacht und bis zur Unkenntlichkeit zerfleischt. Wie der Enigmatologe Jeremy Logan erfährt, ist Palmer nicht der erste Tourist, der in den dunklen Wäldern des Adirondacks Nationalparks auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Für die Einheimischen liegt auf der Hand, wer für die Morde verantwortlich ist: Die sonderbare Blakeney-Familie, um die sich seit Jahren Gerüchte ranken. Von dunklen Ritualen ist die Rede, von verdorbenem Blut - und von Werwölfen. Aber dann entdeckt Logan ein Labor mitten im Wald. Und stößt auf ein Geheimnis, das ebenso unglaublich wie gefährlich ist ...
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Der Luna-Effekt“ von Lincoln Child ist für mich das erste Buch aus der Jeremy-Logan-Reihe gewesen und ich habe es gelesen, da mich der Klappentext sehr angesprochen hat. Leider erwies sich der Roman selbst als nicht halb so spannend. Dabei gab es durchaus Dinge, die mir gefallen haben: So waren etwa die Charaktere gut gezeichnet und authentisch. Der Hauptprotagonist Jeremy Logan hat kleine Macken, wie z.B. bei Problemen Rücksprache mit seiner verstorbenen Frau zu halten, die ihn für mich sympathisch machten. Ich kann mir gut vorstellen, wie einem in solchen Momenten der Partner fehlt. Auch, dass er als Enigmatologe immer vorurteilsfrei an mysteriöse Fälle geht, gefiel mir, denn dadurch wurde er für mich glaubwürdig. Besonders angetan war ich vom Dichter Albright, den ich vom ersten Moment an mochte, da der alte, intelligente Mann sein Herz auf der Zunge trägt und auch eine gewisse Ausstrahlung hat. Er betrachtet die Dinge ganz nüchtern, ist aber auch gern mal zynisch. Schon bei der ersten Begegnung mit Jeremy habe ich mit Albright sympathisiert, dessen wirklich loyaler und intelligenter Charakter im Laufe der Geschichte von immer größerer Bedeutung wird. Gerne hätte ich einen so weisen, fairen Berater an meiner Seite.

Die Charaktere waren also realistisch dargestellt und auch ihre Handlungen und Denkweisen konnte man gut nachvollziehen. Bei einer Protagonistin fragte ich mich ab einem gewissen Punkt, ob sie wirklich so naiv ist, oder ob sie nur so tut. Die vermutlich vom Autor beabsichtigte Ungewissheit diesbezüglich fand ich genauso gelungen, wie seinen flüssigen und bildhaften Schreibstil, denn die Beschreibungen der Orte und Szenen waren toll umgesetzt. Er zeichnete die Wälder und Künstlerkolonie, in die Jeremy sich zurückgezogen hat, um sein Buch fertigzustellen, derartig lebensecht, dass man sich direkt vor Ort wähnte. Stimmungen und Atmosphäre konnte mir der Autor ebenfalls glaubwürdig vermitteln.
 
Leider ist es deshalb umso trauriger, dass die Geschichte kaum Spannung hat. Diese beginnt erst ab Kapitel 24 und hält sich wirklich ziemlich in Grenzen. Ab einem frühen Punkt ist für mich absolut klar gewesen, wie es ausgehen wird und das hat sich tatsächlich auch bestätigt.

Für einen Mysterythriller kommt außerdem keinerlei Gruselgefühl auf, obwohl das meiner Meinung nach mit den gegebenen Protagonisten und dem Plot gut möglich gewesen wäre.

Der gefürchtete Blakeney Clan, um den sich zahlreiche Mythen ranken, gab eigentlich reichlich Potential für eine gute Gruselgeschichte her, doch irgendwie hat der Autor dieses viel zu wenig genutzt und die Sippe spielte nur eine unbedeutende Nebenrolle.
 
Persönliches Fazit:Der Luna-Effekt“ hat mich leider enttäuscht, was definitiv nicht hätte sein müssen, denn in dem Plot steckten eine Menge Möglichkeiten. Da es mein erstes Buch aus der Reihe war, wage ich mich vielleicht nochmal an ein anderes, denn eigentlich hat der Autor gute Ansätze, Charaktere und einen tollen bildhaften Schreibstil. Diesen Teil jedoch kann ich wirklich nur Lesern empfehlen, die Fans der Reihe sind und vielleicht die persönliche Entwicklung von Jeremy Logan miterleben wollen, wobei auch da nichts wirklich Spannendes passiert.

© Rezension, 2019, Alice
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Bibliografie:

VerlagRowohlt / Wunderlich / ISBN: 978-3-8052-0018-9
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 18.12.2018
Seitenanzahl: 320
Format: Hardcover: 19,95 € / E-Book: 16,99 €
Reihe: Teil 5
Leseexemplar: Ja
 

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