Meike Dannenberg - Gefährdet

Ein kniffliger Fall von Kindesentführung in der Hansestadt Hamburg

Inhaltsangabe:

Die Kinder des Hamburger Reeders und Lokalpolitikers Justus Stein werden bei eisigen Temperaturen in einen Container gesperrt. Doch es gibt keine Lösegeldforderung. Nora Klerner, Spezialistin des BKA für Verbrechen gegen Minderjährige, wird nach Hamburg beordert. Statt einer gepeinigten Familie erwartet sie in der weißen Alstervilla jedoch nur Misstrauen und aggressives Schweigen. Und was hat der Tod eines russischen Ex-Zuhälters mit der Entführung zu tun? Nora muss hinter eine großbürgerliche Fassade blicken, um eine fatale Verkettung von Ereignissen aufzuhalten ...

Zwei Kinder sind verschwunden - wird BKA-Spezialistin Nora Klerner sie finden, bevor es zu spät ist?

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Die Kinder des Politikers und Schiffseigners Justus Stein sind spurlos verschwunden. Ein Fall für BKA Spezialistin Nora Klerner, die nach Hamburg beordert wird, um in der Hansestadt Verbrechen an Minderjährigen aufzuklären. Ihr als Profi fällt nicht nur direkt auf, dass die Familie Stein relativ gefasst auf die Entführungen reagiert, sondern außerdem, dass es auch nach 48 Stunden keine Lösegeldforderung gibt, die typisch wäre bei vermissten Minderjährigen, die aus gutem Hause stammen. Ich konnte Noras Skepsis gegenüber den Eltern sehr gut nachvollziehen, denn wenn diese sich in solch einem Fall in argwöhnisches Schweigen hüllen, macht sie das eben verdächtig. Ich als Mutter würde doch alle Hebel in Bewegung setzen, um meine Kinder wohlbehalten zurückzubekommen. Dennoch ist lange Zeit nicht klar, ob man hier auf eine falsche Fährte gelockt wurde.

"Und was, wenn die emotionale Lähmung und der Kleinkrieg daher rührten, dass beide Eltern nicht wahrhaben wollten, dass tatsächlich Fremde ihre Kinder in der Gewalt hatten?" (Zitat Seite 251)

Die Einblicke in die Welt der Politiker bzw. allgemein in die der Wohlhabenden und Reichen, die uns die Autorin gewährt, fand ich spannend und gut platziert. Themen wie Drogenhandel und (Zwangs)Prostitution wurden aufgegriffen und behutsam, aber auch gesellschaftskritisch in den Plot integriert. Als Pendant dazu lernen wir die distanzierte, unscheinbare Nora Klerner und ihren engagierten Kollegen und Polizeipsychologen Johan Helms kennen. Wir verfolgen ihre Handlungen, die vor allem bei Nora nicht immer zu 100% legal sind, in Hamburgs hübschen Touristenvierteln sowie in den eher zwielichtigeren und werden uns dadurch stets der gravierenden Unterschiede zwischen Ober- und Unterschicht bewusst.

Die Dialoge zwischen den beiden Protagonisten ließen etwas an Würze vermissen. Sie wirkten nüchtern, stellenweise recht monoton. Und wie es sich für einen typischen Kriminalroman gehört, haben beide Ermittler auch privat allerlei holprige Wege zu passieren. Dieses Klischee nervt mich mittlerweile sehr. Meiner Meinung nach kann man als AutorIn gut und gerne auf kaputte Charaktere verzichten und dennoch (oder gerade deswegen) einen spannenden Krimi schreiben.
Übrigens handelt es sich hierbei um den zweiten Teil der Reihe, und ich finde, dass man den ersten nicht gelesen haben muss, um sich in "Gefährdet" zurechtzufinden. Zu empfehlen ist es lediglich, wenn man die Weiterentwicklung der Figuren mitverfolgen möchte, sofern diese gegeben ist. Das ist hier nicht der Fall. Dafür fehlt ihnen bisweilen die nötige Tiefe.

Aufgrund der kurzen Kapitel, die jeweils - chronologisch aufsteigend - mit Ort, Tag und Uhrzeit versehen sind, las sich das Buch locker und angenehm. 

[...]
Hafen - Dienstag - 14:40 Uhr
Polizeipräsidium - Dienstag - 16:00 Uhr
Krankenhaus St. Georg - Mittwoch - 02:30 Uhr
[...]
 
Ich konnte zwischendrin Pausen einlegen und mich um andere Dinge kümmern, ohne das Gefühl zu bekommen, etwas zu verpassen oder unerledigt zu lassen. Bei langen Kapiteln ist das oftmals der Fall. Ein (interessanter) psychologischer Ansatz - man möchte unbedingt bestimmte Abschnitte zu Ende lesen.

Der klare und leicht verständliche Schreibstil kommt ohne große Ausschweifungen zurecht und macht das Lesen dieses Krimis zu einer entspannenden Tätigkeit. Ebenso unterstützt die bildhafte Sprache den Lesefluss und verringert somit zähe Passagen. Zugegebenermaßen verlangt die Autorin aus diesen Gründen von den Lesern keine besondere Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit. Ich musste nicht viel nachdenken, sondern konnte mich völlig anspruchslos von der Story berieseln lassen. Wer lieber aktiv ist - zum Beispiel gern eigene Möglichkeiten und Strategien entwickelt und somit als Subjektivist ein Teil der Ermittlungsarbeit wird -, sollte de facto zu einer anderen Lektüre greifen.

Persönliches Fazit: Ein solider Hamburg-Krimi mit düsterem Setting, der mit viel Lokalkolorit punktet, jedoch einige Schwächen im Zusammenspiel der Protagonisten aufweist. Empfehlenswert für entspannte Lesestunden ohne größeren Anspruch.

© Rezension, 2019, Julie
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Bibliografie:

Autor: Meike Dannenberg
Verlag: btb / ISBN: 978-3-4427-1564-0
Genre: Kriminalroman
Erscheinungsdatum: 11.02.2019
Seitenanzahl: 416
Format: Taschenbuch: 10,00 € / E-Book: 9,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: Teil 2 / Hier geht es zu Teil 1
Leseexemplar: Ja
    


 

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