Eine
spannende Zeit in einem verschlafenen Ort.
Inhaltsangabe:
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Es ist
mir selten so schwer gefallen, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich
habe das Buch verschlungen, aber weiß trotzdem nicht, wo ich
anfangen soll. Zu viele Charaktere, die man erwähnen könnte, zu
viele Geheimnisse, die gelüftet werden, und das alles in einer
Kleinstadt: Orphea.
Jesse
Rosenberg ist Polizist. Während seiner Verabschiedung in den
Ruhestand entscheidet er sich, einen Fall von damals noch einmal
aufzurollen und den Hinweisen von Stephanie Mailer nachzugehen. Denn
wenn er sich erst in etwas verbissen hat, bleibt er auch dran.
„[Jesse]
ist der Beste von uns allen. Wir haben ihn den Hundertprozentigen
getauft, weil er die Fälle, an denen er dran war, alle gelöst hat.“
(Zitat S. 15)
Von der
namensgebenden Person selbst erfahren wir wenig, denn wie der Titel
schon sagt, verschwindet sie. Doch wir lernen genug andere Charaktere
kennen. Sei es nun eine Polizistin, die gegen die frauenfeindlichen
Kollegen und die Vetternwirtschaft (in einer Kleinstadt ist die nicht
zu vergessen!) ankämpfen muss. Ein
abgedrehter Regisseur, der gerne groß rauskommen will. Ein Redakteur, der eine Affäre hat, die zu einem Problem wird. Ein
Mädchen, das nach Hilfe ruft.
Trotz
der Vielfalt der Sichtweisen sind die einzelnen Personen gut
dargestellt. Man erfährt so einiges über sie und ihre Beweggründe.
Es mag anfangs nicht klar sein, was die ein oder andere Figur in der
Story zu suchen hat, doch der Nebel lichtet sich peu à peu. Ich konnte mit jedem leiden, lieben und hassen. Extrovertiert, überspitzt,
schüchtern, lieb, zurückhaltend, überheblich, unfreundlich …
hier sind quasi alle Charaktere vertreten.
Und
während man sich so durch den Roman kämpft, in dem die Ermittlungen
wieder laufen, könnte man annehmen, dass Orphea das wichtigste
Städtchen der Welt sei. Dort tickt die Zeit anscheinend anders.
Besonders momentan, denn es findet ein Theaterfestival statt, wofür
die Zuschauer von überall her kommen. Dieses Festival ist der Nabel
des Daseins von Orphea, weswegen ein großer Rummel darum gemacht
wird. Alle Einwohner beteiligen sich irgendwie an den Vorbereitungen,
denn man will ja zeigen, was man hat.
„Diese
Stadt wirkte wie eine Filmkulisse.“ (Zitat S. 24)
Aber wie
das bei einer Kulisse so ist, sieht nur die äußere Fassade pompös aus. Der
Rest … nun ja. Schaut man dahinter, sieht man die Stützen, die
Leere und die Wahrheit. Denn in Orphea hat jeder etwas zu verbergen,
und so bekommt dann auch jeder Charakter seine Daseinsberechtigung.
Manches
Mal lese ich bei Krimis: zu vorhersehbar, keine Spannung. Jetzt
könnte man sich darüber streiten, ob es sich hier überhaupt um
einen Krimi handelt, oder eher um einen Roman. Steht die
Ermittlungsarbeit im Vordergrund, oder eher die Entwicklung der
Charaktere? Ganz egal – hier ist definitiv nichts vorhersehbar. Die
Geschichte besticht durch Wendungen und Wirrungen, deren Ausgang eine
echte Überraschung ist.
Und doch
hatte ich so zwischendurch meine Probleme. Angefangen bei einem
Regisseur, der seine Informationen zum Mord und zum Mörder nur dann
preisgeben will, wenn sein Stück beim Festival aufgeführt wird. Und
statt ihn zu verhaften, tanzt man nach seiner Pfeife. Was machen
schon ein paar Tage mehr aus, um den Mörder zu entlarven – wo er
doch augenscheinlich wieder zugeschlagen hat und man ihn stoppen
könnte, nein, müsste! Aber gut, hätten sie ihn festgenommen, wäre
die Geschichte ja schnell zu Ende gewesen. Und wenn man bei diesem
dritten Werk eines über den Autor weiß, dann dass sich keines
seiner Bücher mit einer kurzen Geschichte zufrieden gibt.
Wie
so oft bei Geschichten gibt es auch hier Situationen, die man schon
früh hätte lösen können, hätte man miteinander geredet. Alles in
allem wurde aber mein Lesevergnügen nicht geschmälert. So kann ich
abschließend betonen: Das ist Meckern auf hohem Niveau!
Persönliches
Fazit: Meiner
Meinung nach sein bisher bestes Buch. Tolle Charakterzeichnungen und
ein ungelöster Mordfall, der einige Geheimnisse ans Tageslicht
bringt. Empfehlenswert für Fans von komplexeren Plots, die gern mitdenken.
© Recensio Online, Rezension, 2019, Katharina
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Bibliografie:
Autor:
Joël Dicker
Verlag:
Piper /
ISBN: 978-3492059398
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 02.04.2019
Seitenanzahl: 672
Format: Hardcover 25,00 € / E-Book: 18,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 02.04.2019
Seitenanzahl: 672
Format: Hardcover 25,00 € / E-Book: 18,99 €
Leseprobe: << Blick ins Buch >>
Reihe: -
Leseexemplar: Ja
Bisher habe ich noch nichts von Joël Dicker gelesen. Deine Rezension hat mich sehr neugierig gemacht.
AntwortenLöschenAlles Liebe
Annette
Huhu,
AntwortenLöschenich glaube ich kenne kein einziges Buch von ihm, aber die Rezension klingt super. Sollte mal in die Leseprobe reinschauen.
Lg
Steffi
Oh das klingt nach einem Buch nach meinem Geschmack. Ich komm leider zuwenig zum lesen bzw. nehm ich mir auch einfach viel zu wenig Zeit dafür. Kommt aber auf meine Buchliste.
AntwortenLöschenDanke für dein Rezension.
Alles Liebe,
Julia
Klingt super spannend, danke für die ausführliche Rezension! Von Joel Dicker kenne ich noch kein Buch – das sollte sich definitiv ändern!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Verena
Liebe Katharina,
AntwortenLöschendas Phänomen kenne ich auch. Da lese ich ein Buch, finde es super und kann das gar nicht wirklich in Worte fassen.
Dir ist es aber doch super gelungen und du hast auf jeden Fall meine Neugierde geweckt.
Das Buch schaue ich mir auf jeden Fall mal näher an.
Lieben Dank und Gruß,
Mo