Harriet Tyce - Blood Orange

Niemand weiß, was hinter geschlossenen Türen geschieht

Inhaltsangabe:

Der erste Mordfall ihrer Karriere verlangt Anwältin Alison alles ab. Umso erstaunlicher ist es, dass sie sich phasenweise nicht im Griff hat, zu viel trinkt und der Affäre mit einem Kollegen kein Ende setzen kann. Doch die gute Ehefrau und Mutter in ihr gewinnt immer wieder die Oberhand. Außerdem will Alison das Schuldeingeständnis ihrer Mandantin nicht anerkennen. Ein untrügliches Gespür sagt ihr, dass die seit Jahren körperlich und seelisch misshandelte Frau ihren Mann nicht erstochen hat. Und so treffen zwei Frauen aufeinander, die etwas gemeinsam haben. Doch sie wissen es nicht. Noch nicht …

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Der erste Mordfall in Alisons Karriere soll ihr wieder zu festen Strukturen in ihrem Leben verhelfen. Denn sie weiß, dass sie ihrer Tochter keine gute Mutter ist, aber dieses Problem scheint für sie nicht oberste Priorität zu haben. Stattdessen vergräbt sie sich in Arbeit und gibt sich ihrer Affäre hin. Erst als diese droht aufzufliegen, fängt sie an umzudenken. Aber da scheint das Kind schon in den Brunnen gefallen zu sein.

Alison ist ein Charakter, den ich von Anfang an nicht leiden konnte. Das begann schon damit, dass sie ständig den Verlockungen des Lebens nachgibt, und zwar immer zum Nachteil für ihr Familienleben. Und das nur um Alkohol, Partys und Sex zu frönen. Sie scheint sich in ihrer Beziehung mit Carl unglücklich zu fühlen, möchte aber erstmal nichts daran ändern. Durch ihren Beruf als Anwältin hat sie ohnehin ein sehr hohes Arbeitspensum und ist selten zu Hause. Abends geht sie mit den Kollegen einen trinken, und schnell erkennt der Leser, was Alison nicht sehen will: ihr Alkoholproblem. Nicht nur, dass sie einfach nicht genug kriegen kann, bald verschiebt sich auch ihre Wahrnehmung und sie wird von der konservativen Anwältin zum sexy verruchten Partyluder. Denkt sie.

Gut, dass sie Carl an ihrer Seite hat, der dank seiner Selbständigkeit flexibler ist als sie und sich hingebungsvoll um die Tochter kümmert. Doch auch er kann diese Last nicht länger tragen. Alisons Unfähigkeit, dem Alkohol abzusprechen und sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern, belasten ihn sehr.

Mit dem Prolog konnte ich zunächst nicht so viel anfangen, weswegen der Einstieg etwas wirr und holprig war. Zwar wusste ich, worauf die Autorin hier anspielt, aber bis zum Schluss war mir der Kontext nicht klar. Das hat mir rückblickend sehr gut gefallen, denn obwohl einige Hinweise während der Geschichte extrem offensichtlich waren, gab es andere, subtilere Andeutungen, die dann schließlich im Finale mündeten.

Alisons Affäre mit ihrem Kollegen ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Es gab einige Stellen, an denen ich mich gefragt habe, ob Carl nun endlich von dem Doppelspiel erfahren hat und welche Konsequenzen er nun daraus ziehen wird. Mindestens genauso wichtig ist Alisons Fall, der mehr Parallelen zu ihrem eigenen Leben aufweist, als ihr anfangs bewusst ist. Im Gegensatz zu ihrem Privatleben ist sie hier extrem engagiert. Alison ist überzeugt, dass die Ehefrau ihren Mann nicht erstochen hat und will sie davon abbringen, sich schuldig zu bekennen, nur weil die Öffentlichkeit sie bereits als Mörderin abgestempelt hat.

Insgesamt hat mir dieser Thriller sehr gut gefallen. Auch wenn die Protagonistin hier mehr als Antagonistin aufgetreten ist und ich für sie keine Sympathiepunkte verteilen kann, so konnten der Schreibstil und die Erzählweise es wieder wett machen. Ich weiß nicht, was mir besser gefallen hätte: Happy End für Alison oder dass sie auf die Schnauze fällt, weil sie es nicht anders verdient hat. Beides hätte super gepasst. Das von der Autorin gewählte Ende hat die Geschichte gut abgerundet.

Persönliches Fazit: Tolles Debüt mit einigen Wendungen und einer Protagonistin, mit der man sich besser nicht identifiziert.

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Bibliografie:

Autorin: Harriet Tyce
Verlag: Diana

ISBN: 978-3453423145
Reihe: -
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 14.10.2019
Seitenanzahl: 384
Format: Taschenbuch: 10,99 € / E-Book: 9,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © Recensio Online, Katharina
Cover Original: © Diana Verlag


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