Bernhard Stäber - Raubtierstadt



Der Mensch ist das gefährlichste Raubtier von allen


Inhaltsangabe:

Sara Elin Persen aus dem indigenen Volk der Samen kommt vom Polarkreis nach Oslo, um mehr über den Tod ihres Bruders herauszufinden. Sie glaubt nicht, dass der Umweltaktivist bei einer zufälligen Kneipenschlägerei erstochen wurde.
Sara kommt in einer Künstler-WG im Bezirk Grünerløkka unter. Als einer ihrer Mitbewohner bei einem Einbruch getötet wird, gerät die junge Samin ins Visier eines Mannes, der vor nichts zurückschreckt, um ein antikes Wikinger-Artefakt in seinen Besitz zu bringen. Abgeschnitten von ihrer Familie in der Arktis und heimgesucht von den Erinnerungen an ihren toten Bruder bleibt Sara nur eines, um in Oslos Großstadtdschungel zu bestehen: Sie wird selbst zum Raubtier und jagt ihre Verfolger.
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Dieser Thriller kommt unterkühlt, aber atmosphärisch daher, genauso wie die Umgebung, in der er spielt. In der Ich-Erzählform lernen wir die Protagonistin Sara kennen. Wir begleiten sie durch Oslo, als sie dort versucht, etwas über den Tod ihres geliebten Bruders herauszufinden. Immer wieder wird Sara von den Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit eingeholt und auf diese Weise erfahren wir mehr über sie. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und sie war mir sofort sympathisch. Sara gehört zu den Samen, die im Norden des Landes leben und ist "besonders", denn sie ist Synästhetikerin, ihre Wahrnehmungen werden von Farben dominiert.

Zitat:

Bei manchen Wörtern wirft etwas in meinem Kopf einen Eimer Farbe um, der meinen Verstand ausfüllt. Ich höre oder lese das Wort "Mutter" und sehe vor meinem inneren Auge das warme Goldbraun von Akazienhonig.
Pos. 289


Das macht es Sara im Umgang mit anderen Leuten nicht leicht, aber sie hat gelernt, mit dieser Besonderheit umzugehen, da sie es nicht anders kennt.

Zitat:
Ich bin gern für mich allein. Wegen der Synästhesie, besonders aber wegen der extremen Wucht, mit der Eindrücke von außen oft gegen meinen Verstand anbranden, umgebe ich mich nicht gern mit fremden Menschen, und schon gar nicht will ich von ihnen abhängig sein.
Pos. 836


Der sprachlich großartige und bildgewaltige Schreibstil hat mich in den Bann der Story gezogen und machte mich neugierig. Ich erfuhr einiges aus der nordischen Mythologie und lernte ein mir unbekanntes Oslo kennen. Dass Oslo "die Tigerstadt" genannt wird, geht auf das Gedicht "Sidste Sang" zurück, welches von einem Pferd und einem Tiger handelt. Aus diesem Grund steht vor dem Osloer Hauptbahnhof ein bronzener Tiger.

Zitat:
Das Pferd steht für das sichere, aber harte Leben auf dem Land, der Tiger für das brutale und grausame Leben in der Großstadt.
Pos. 5307


Das impliziert für mich auch den Titel "Raubtierstadt", dessen Cover mir sehr gut gefällt. Ein großer Tigerkopf blickt über die Stadt, alles in Grautönen gehalten, und dem Betrachter springt der Titel in knallgelben Buchstaben förmlich entgegen.

Persönliches Fazit: Dieser Thriller wartet mit einer eher unterschwelligen Spannung auf, so wie ein Raubtier, das auf der Lauer liegt, welches dann im richtigen Moment zum Sprung ansetzt, um in einem fulminanten Showdown zu enden. Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der keinen atemlosen Thrill erwartet und der Legenden, Sagen und Mythologie mag, ohne ins Mystische abzugleiten.

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Bibliografie:

Autor: Bernhard Stäber
Verlag: Acabus

ISBN: 3862826503
Reihe: -
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 15.10.2019
Seitenanzahl: 372
Format: Broschur: 16,00 € / E-Book: 8,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © Recensio Online
Cover Original: © Acabus Verlag

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