Claire Adam - Goldkind


 

Manchmal muss man Opfer bringen für die Familie

Inhaltsangabe:

Es ist dunkel. Insekten umschwirren das Licht im Hof, und der Wachhund sitzt am Tor. Ein Junge ist nicht nach Hause gekommen, und seine Familie wartet ängstlich auf seine Rückkehr. Ein Vater tritt in die Dunkelheit, um nach seinem Sohn zu suchen. Clyde macht sich Sorgen um Paul, der nicht von seinem Streifzug durch den Busch zurückgekommen ist. Auf Trinidad bleibt man zu Hause, wenn die Sonne untergegangen ist. Vor allem aber ist Clyde wütend, denn schon immer hat sein Sohn ihm Ärger bereitet, ganz anders als dessen alles überstrahlender Zwillingsbruder Peter. Stunden vergehen, Tage. Schließlich melden sich Entführer. Als Clyde begreift, worum es ihnen geht, steht er vor einer ungeheuerlichen Entscheidung: Darf er wirklich das Leben eines seiner Kinder zugunsten des anderen opfern?
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In Trinidad ist das Leben anders. Die Bevölkerung ist verarmt. Eine gute Schulbildung nicht bezahlbar. Die Zwillinge Paul und Peter könnten gegensätzlicher nicht sein. Peter, der Goldjunge, intelligent und vielversprechend, während Paul, der bei der Geburt unter Sauerstoffmangel litt, zurückgeblieben scheint. Ihr Vater Clyde versucht alles, um ihnen beiden ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch muss er bald einsehen, dass das nicht funktioniert - nicht in diesem Land. Ein Ort, wo es nur Armut und Korruption gibt und jeder sehen muss, wo er bleibt. Plötzlich verschwindet Paul spurlos und Clyde muss die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen.

Die Autorin beginnt bei Pauls Verschwinden und rollt dann die Geschichte von hinten auf. Während des Lesens wird einem schnell bewusst, dass Paul schon immer das "schwarze Schaf" war, während Peter mit seinen außergewöhnlichen Schulleistungen eben das Goldkind darstellte, das die Familie finanziell retten und das Leben in Armut beenden sollte.

In drei Teilen berichtet die Autorin, wie es letztlich dazu kam, dass Paul für das Familienglück auf der Strecke blieb. Der Schreibstil ist zuerst ungewohnt mit den vielen ausländischen Begriffen und eher kurzen schnörkellosen Beschreibungen des Geschehens. Daran gewöhnt man sich jedoch schnell dank des spannenden Plots selbst.

Bei dem Ende blieb mir fast die Spucke weg. Ich bin der Meinung, dass kein Europäer wirklich nachvollziehen kann, welche Entscheidung Clyde am Ende trifft. Doch denkt man darüber nach, welche Zukunft der Familie bevorstand, stellt man sich unweigerlich die Frage, wie man selbst gehandelt hätte.

Zitat P. 2116
»Ich würde Sie gern etwas fragen, Pater. Worauf wollen Sie hinaus?« »Auf gar nichts. Ich versuche nur, mir ein Bild zu machen.« »Es ist ja so einfach, hier zu sitzen und andere zu verurteilen. Wenn man sich selbst aus allem raushalten kann.«


Persönliches Fazit: Ein ziemlich schockierender Roman über die Zustände in anderen Ländern. Trotz des holprigen Starts ein berührendes und authentisches Buch, das einem vor Augen hält, wie gut es uns eigentlich vergleichsweise geht.
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Bibliografie:

AutorIn: Claire Adam
Verlag: Hoffmann und Campe 

ISBN: 978-3-455-00598-1
Reihe: -
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 04.01.2020
Seitenanzahl: 272
Format: Hardcover: 23,00 € / E-Book: 16,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © Recensio Online, Daniela
Cover Original: © Hoffmann und Campe


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